Kinder kommen auf solche Ideen. Und Erwachsene, die das Kind in sich behalten haben. Oder die ihren Kinder noch zuhören können. Was auch wieder eine kindliche Seele braucht. Irgendwie. Und Moni Port hat sie. Zwei Bücher hat sie im Klett Kinderbuchverlag schon vorgelegt. Jetzt bezaubert das dritte die kleinen und großen Leser. Oder Gucker. Denn Kinderbücher leben noch immer vom Gucken.

“Das kenn ich schon” hieß ihr erstes Buch im Klett Kinderbuchverlag, “Das mutige Buch” ihr zweites, auch wenn es nicht erst ihre ersten und zweiten Kinderbücher waren. Die Illustratorin aus Frankfurt, die auch schon beim legendären Eichborn Verlag gearbeitet hat, hat schon mehrere phantasievolle Kinderbücher vorgelegt. Aber das, was der in Leipzig heimische Klett Kinderbuchverlag anstellt, fordert natürlich zu mehr heraus. Die Zeiten, da man Kindern mit Miez und Mauz kommen durfte, sind eigentlich vorbei. Und zwar schon lange. Und mit “Märchen für Kinder” braucht man Kindern eigentlich auch nicht mehr zu kommen. Es sei denn, man will sie einlullen und ihnen die übliche Angst vor der Wirklichkeit mitgeben, von der freilich viele Erwachsene noch immer geplagt sind. “Nur ja nicht drüber reden”, ist ihr Motto. Und wenn Kinder zu viel fragen, heißt es dann: Das geht dich nichts an. Oder: Nerv mich nicht. Sei nicht so naseweis.

Es gibt auch die anderen Eltern, die selbst in Begeisterung ausbrechen, wenn sie ein neues Buch aus dem Leipziger Verlag im Buchladen finden. Vielleicht gar mit kleiner schwarzer Monster-Figur daneben. Die Figur kennen sie schon. Die hat Moni Port schon in “Das mutige Buch” verwendet, das sich mit einem Thema beschäftigt, das viele Eltern gar nicht anzusprechen wagen: der Angst.Dabei hat Angst vor allem mit etwas ganz Wichtigem zu tun: der menschlichen Phantasie und der Vorstellungskraft der Kinder. Vor der sich Eltern oft selbst fürchten. Dann sagen sie meist: “Das bildest du dir nur ein!”

Aber: Na und? – Das Meiste, was Menschen erleben im Leben, bilden sie sich nur ein. Sonst würden Fernseher, Hörbücher, Theater und all die anderen Dinge nicht funktionieren. Politik auch nicht. Wenn sich Menschen nichts einbilden können, erfinden sie nichts, bekommen keine Vorstellung von dem, was sein könnte. Werden zu phantasielosen, leeren Gestalten, die nur immer alles “richtig” machen wollen – und deshalb kein eigenes Leben leben. Haben sie noch Angst? Meistens gestehen sie es sich nicht mehr ein. Das ist brandgefährlich.

Phantasie und Angst sind Zwillingsgeschwister. Genauso wie Kinder und Monster unterm Bett. Meistens wohnen sie da. Kinder wissen das. Da ist ein Raum, den man nicht sehen kann, wenn man im Bett liegt. Und wenn Mama das Licht ausmacht, ist es ja möglich, sogar ganz bestimmt, dass …

Natürlich steht dann die Monsterfamilie auf und macht, was sie so macht. Wer will das Gegenteil beweisen? Auch wenn Mama mit ihrer beruhigenden Stimme gesagt hat: “Aber Mausezahn, ich hab dir doch schon hundertmal gesagt: Es gibt keine Monster!”

Achja? – Und wer hat nachts die Schuhe unters Bett geschoben? Und die Puppe unter den Schrank? Und der gelbe Bagger stand auch nicht in der Ecke, sondern in der anderen. – Und da sich Moni Port schon mit dem ganzen Thema Angst beschäftigt hat, hat sie jetzt Familie Monster ein eigenes Buch gewidmet. Eine echte Gutenachtgeschichte – “für alle kleinen Monster ab 2 Jahren”. Denn die bekamen ja bisher keine Gutenachtbücher, immer nur die Kinder. Aber: Gibt es Kinder? – Gute Frage. Auch kleine Monster wollen ja gern wissen, was los ist in der Welt, und fragen Monstermama Löcher in den Bauch. Die natürlich mit gutem Recht sagt: Es gibt keine Kinder.Viele Worte braucht es für so eine Geschichte nicht. Die Szenerie ist allen Eltern und Kindern bekannt. Das kann man einfach mit lustigen Bildern ausmalen wie eine kleine Theaterbühne mit wechselndem Personal. Und – ganz wichtig – wechselnden Lichtverhältnissen. Monster leben nun einmal im Dunkeln.

Was dabei passiert, ist natürlich auch ein kleines Aha-Erlebnis für die Kleinen. Denn wenn ich mich fürchte vor den Monstern – wie geht es dann eigentlich den Monstern? Auch das eine Frage, die sich Leute ohne Phantasie nie stellen. Und weil sie sich das nicht ausmalen können, kommen sie auch nie auf die Idee, dass es neben Monsterpapa auch noch Monstermama und kleine Monster gibt. Und wenn es kleine Monster gibt, haben sie auch Phantasie. Und wenn sie Phantasie haben – dann haben sie ebenso Angst. Aber vor wem wohl?

Bestellen Sie dieses Buch versandkostenfrei im Online-Shop – gern auch als Geschenk verpackt.

Es gibt keine Kinder!
Moni Port, Klett Kinderbuch Verlag 2014, 11,95 Euro

Es sind manchmal nur ein paar ganz kleine Schritte, und man ist mit den Büchern aus dem Klett Kinderbuchverlag in einer ganz anderen Welt. Die selbst Erwachsenen auf arg schöne Weise erstaunlich vertraut vorkommt. Und mal ehrlich: Sollte man nicht auch ein paar Erwachsenen so ein handfestes Pappbuch geben, die vergessen haben, wie wichtig es ist, über die eigenen Ängste nachzudenken? – Im Unterschied zu Erwachsenen trauen sich kleine Monster noch, ihre Angst zuzugestehen. Bis dann Erwachsene irgendwann anfangen, ihnen einzureden, Angst sei doof und man solle sich was schämen dafür.

Es ist ein liebevoll gestaltetes Plädoyer für eins der wichtigsten Zwillingspaare in unserem Leben: die Angst und die Phantasie.

Und wer demnächst Kinder mit Taschenlampe unterm Bett rumoren hört, der weiß dann: Sie suchen die kleinen Monster. Denn irgendwo müssen sie ja stecken.

www.portschau.de

www.klett-kinderbuch.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar