Auch Leipzigs Forscher waren froh, als das Hochwasser zurückging und der Auwald wieder betreten werden durfte. Denn im Projekt "Lebendige Luppe" ist die Forschungsphase angelaufen. Eigentlich schon im Oktober 2012. Aber jetzt im Juni werden zufällige Spaziergänger da und dort von tiefen Gruben im Erdreich überrascht. Denn wer Veränderungen im Auwald beobachten will, braucht auch Daten zum Boden.

Deswegen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Geografie der Uni Leipzig gemeinsam mit einigen Studierenden, die das Vorhaben mit ihren Abschlussarbeiten begleiten, eine Reihe von Bodenprofilen im Projektgebiet südlich der Neuen Luppe angelegt. Durch diese so genannten Aufschlüsse können die Bodeneigenschaften bestimmt und Aussagen über den Wasserhaushalt der Landschaft in diesem Gebiet getroffen werden. Teile der ausgehobenen Erde werden zusätzlich im Labor untersucht.

Den Fördergeldbescheid für das Projekt “Lebendige Luppe” gab es im Frühjahr 2012. Bis 2018 sollen die wesentlichen Wasserläufe im Auwald südlich der Neuen Luppe revitalisiert werden. So entsteht eine neue Lebensader für den immer stärker von Austrocknung bedrohten Leipziger Auwald. Dabei ist die intensive Forschung eng verbunden mit den Baumaßnahmen der Stadt an den Gewässern.Umgesetzt wird das Projekt von den Städten Leipzig und Schkeuditz gemeinsam mit dem NABU-Landesverband Sachsen e.V., das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und die Universität Leipzig begleiten die Auenrevitalisierung mit einem wissenschaftlichen Langzeit-Monitoring. Ziel ist es, dem Verlust der typischen Dynamik von Gewässer und Aue, die seit der Anlage der Neuen Luppe in den 1930er Jahren zu einem ernstzunehmenden Problem für den Leipziger Auwald geworden ist, entgegenzuwirken.

Ehemalige Wasserläufe in der Nord-West-Aue sollen revitalisiert und zu einem Fließgewässer verbunden werden. Zudem wird der Wasserhaushalt von Stillgewässern, insbesondere den Papitzer Lachen verbessert. Insgesamt soll das Projekt die Entwicklung auentypischer Wasserverhältnisse fördern und den Auwald mit seinen besonderen Biotopstrukturen und damit die biologische Vielfalt in diesem Bereich weiter entwickeln. Für die Stadtbewohner sollen damit neue Qualitäten verbunden werden, Natur und Landschaft in der Stadt zu erleben.Die ersten Bausteine für die Öffentlichkeit sind auch schon entstanden. Es gibt eine Facebook-Seite, auf der die Forscher über die jüngsten Aktivitäten berichten. Am 6. Mai ging auch eine eigene Website lebendige-luppe.de online. Und kurz darauf – am 17. Mai – wurde auch ein Projektbüro eröffnet. Erstaunlicherweise nicht in Projektnähe in Lindenau oder Leutzsch, sondern in Gohlis: in der Coppistraße 69.

Das Projektbüro ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr für interessierte Besucher geöffnet. Man kann hier verschiedene Materialien zum Projekt wie Vorstudien, Karten und Infobroschüren einsehen und sich von Mitarbeitern des Projekts informieren lassen. Quasi als Vorgeschmack auf das, was künftig im Projektgebiet zu erleben sein wird, denn dort sollen dann auch Lehrpfade und Naturerlebnisräume ökologische Zusammenhänge nachvollziehbar machen, der Wert des Auwaldes für die Lebensqualität der Stadtbewohner soll bewusst gemacht und der Blick für die Gefahren, die diesem Ökosystem drohen, geschärft werden.

Die Projektpartner erhalten 5 Millionen Euro Fördermittel aus dem neuen Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit finanziert wird. Weiterhin wird das Projekt von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt unterstützt.

Die Bauarbeiten zur Wiederherstellung der alten Fließgewässer haben noch nicht begonnen. Aber das Forschungsprojekt nimmt Konturen an. Immerhin wird so auch eine Menge Material zusammengetragen, dass die Funktionsweise eines Auenwaldes so detailliert beschreibt, wie das bisher noch nicht geschehen ist. An knapp 80 Dauerbeobachtungsflächen sollen die Auswirkungen des Flussverlaufs auf verschiedene Parameter wie Boden, Grundwasserdynamik, Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung untersucht werden.

Die Facebook-Seite: www.facebook.com/pages/Lebendige-Luppe/381760198543919

Die Website: www.lebendige-luppe.de

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