Leipzig ist längst schon eine der beliebtesten Kongressstädte weltweit geworden. Davon profitiert nicht nur die Leipziger Messe mit ihrem Congress Center. Oft genug wollen die Kongressteilnehmer direkt am Brennpunkt des Geschehens tagen. Und das ist im Fall der Primatologen natürlich das Institut für Evolutionäre Anthropologie am Deutschen Platz. Und auch der neugierige Leipziger findet hier was zum Gucken: Echte Kunstwerke begabter Schimpansen.

Wer nun rätselt, was denn nun Primatologen sind, der kommt vielleicht mit dem Wort Affenforscher etwas weiter. Obwohl die Grenzen ja bekanntlich fließend sind und am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erst recht. Hier wird auch die lange und spannende Übergangsphase von den hochentwickelten Menschenaffenarten zu den sich früh verzweigenden Stammbäumen der verschiedenen Menschenarten untersucht. Und der Blick auf unsere stammesgeschichtlich nächsten Verwandten hilft natürlich auch, neue Erkenntnisse über das heutige Sozial- und Individualverhalten von Menschen und menschlichen Gesellschaften zu lernen. Das ist nicht immer leicht zu verdauen, erst recht, wenn man merkt, wieviele menschliche Verhaltensweisen auch schon bei den Menschenaffen nachweisbar sind.

Alle zwei Jahre trifft sich die Gesellschaft für Primatologie (GfP), zu deren Tagungen jedes Mal rund 150 national und international tätige Affenforscher und Naturschützer zusammenkommen. Naturschützer auch deshalb, weil viele der ursprünglichen Lebensräume der Menschenaffen von der Vernichtung bedroht sind.

Die GfP wurde 1988 gegründet. Ziele der Gesellschaft sind die Förderung der primatologischen Forschung, der Schutz von Primaten in menschlicher Obhut und die Erhaltung ihrer natürlichen Lebensräume. Die Gesellschaft sieht sich zudem beauftragt, die Ergebnisse von primatologischer Grundlagenforschung der Öffentlichkeit nahe zu bringen und im öffentlichen und gesetzgeberischen Diskurs beratend und richtungsweisend tätig zu sein.

In Leipzig findet nun die 14. Konferenz der Gesellschaft für Primatologie vom 11. bis 13. Februar im Max-Planck-Institut am Deutschen Platz und an der Universität Leipzig statt. Ziel der Tagung ist es, den wissenschaftlichen Austausch zwischen Primatologen aller Bereiche und mit unterschiedlicher Berufserfahrung zu fördern. In diesem Jahr konnten
fünf Hauptredner aus den USA, Großbritannien und Deutschland gewonnen werden.

In den Vorträgen geht es um das Gruppenleben der Primaten, Kooperation und Fortpflanzungserfolge, aber auch um den Schutz der Menschenaffen in Afrika.

Und während der Tagung können auch Bilder bestaunt werden, die von Schimpansen gemalt wurden.

Schon seit dem frühen 20. Jahrhundert ist bekannt, dass Menschenaffen, wenn man ihnen die entsprechenden Hilfsmittel bereitstellt, zeichnen oder malen können. In den 1960er Jahren und danach begann – angeregt durch Desmond Morris (1962) und Prof. Bernhard Rensch (1969) – eine rege wissenschaftliche und öffentliche Debatte darüber, ob diese Malerei und Zeichenfertigkeit als „Proto-Kunst“ gedeutet werden kann, ob also in diesen Arbeiten die biologischen Wurzeln unseres menschlichen künstlerischen Potentials erkennbar werden. Eine neuere vergleichende Studie an Kindern und Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas und Orang Utans) erbrachte in der Tat erstaunliche Gemeinsamkeiten, z.B. eine übergreifende Präferenz für die Farbe Gelb als erster Malfarbe und einen hohen Anteil diagonaler Linienführung sowohl bei Kindern als auch bei Menschenaffen, die von der Autorin Anne Zeller (2007) als nicht zufällige Muster interpretiert werden.

Die Bilder stammen aus dem wissenschaftlichen Nachlass des im Jahre 2011 verstorbenen Prof. Robert Glaser, der bis zu seinem Ruhestand an der Universität Gießen tätig war. Prof. Glaser hat in den späten 1960er Jahren in den USA mit Schimpansen gearbeitet und die Bilder damals von seinen „Schützlingen“ anfertigen lassen. Die Bilder aus dem wissenschaftlichen Nachlass von Prof. Glaser gingen im Herbst 2011 in den Besitz der Gesellschaft für Primatologie e.V. über, dessen Mitglied Prof. Glaser über viele Jahre gewesen war. Sie werden nun erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Bilder werden ab Montag, 9. Februar, im Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (Deutscher Platz 6) im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Primatologie e.V., die vom 11.- 13. Februar 2015 an der Universität Leipzig stattfindet, ausgestellt.

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