Vor den Sommerferien sorgte das Thema volle Klassen zum Schuljahresstart kurz für Furore. Dann waren Ferien und Sachsenwahl. Das Schuljahr startete und gerüchteweise waren etliche Klassen vollgestopft bis zur Füllgrenze. Die FDP-Fraktion hat jetzt die Gelegenheit genutzt, den Sozialbürgermeister zu fragen, wie es aussieht. Haben Leipzigs Schulen überhaupt noch Planungsreserven?

In der Ratsversammlung am 15. Oktober hat Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) dann die Antworten gegeben. Und das Bild ist, wie zu erwarten: In elf Grundschulen, acht Oberschulen und mittlerweile 14 Gymnasien gibt es kaum noch Handlungsspielräume, ist die Maximalzahl von 28 Schülern pro Klasse fast ausgereizt. Die Antwort von Thomas Fabian macht auch deutlich, warum gerade aus extrem überlaufenen Schulen in der Stadtmitte viele Schüler umgelenkt werden mussten in andere Stadtbezirke. Vor allem auch in neu entstehenden Schulen wie das neue Gymnasium in Schönefeld.

In ihrer Anfrage hatte die FDP das Thema so formuliert: “In der Schulnetzplanung spielt der Klassenteiler eine wichtige Rolle. Wird diese Zahl erreicht, sollen Schulklassen geteilt werden. Derzeit liegt der Klassenteiler bei 28 Schülern. Eine Überschreitung ist nur nach Zustimmung durch die Elternvertreter möglich. Hat nun eine Schule drei Jahrgangsklassen à 28 Schüler, können keine weiteren Schüler in diese Klassen aufgenommen werden. Dies hat zur Folge, dass zuziehende Grundschulkinder nicht auf die Schule gehen können. Auch hat es zur Folge, dass Kinder, die eine Klassenstufe wiederholen (bspw. aufgrund langer Krankheit) nicht mehr in einer der drei oben genannten Klassen aufgenommen werden können und statt dessen die Schule wechseln müssen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zuzüge aber auch aufgrund einer steigenden Zahl von Flüchtlingen, worunter sich auch Kinder befinden, müsste daher eine Planungsreserve bei der Klassenbildung berücksichtigt werden, um weitere Kinder nach Klassenbildung aufnehmen zu können.”

Die FDP fragte deshalb: In wie vielen Schulen gibt es Klassenstufen mit einer Reserve bis zum Erreichen des Klassenteilers, die kleiner als 5 Prozent ist? Erläuterung: 3 Klassen à 28 Schüler ergeben 84 Schüler. 5 Prozent davon sind rechnerisch 4,2 Schüler. Daher wäre eine fünfprozentige Reserve bei 80 Schülern unterschritten. Welche Schulen sind dies und welche Jahrgangsstufen betrifft dies im Detail? Wie wird sich die Situation in Leipzig insgesamt in den kommenden Jahren mit Blick auf steigende Schülerzahlen und weiterhin knappen Raumkapazitäten entwickeln?

In Leipzig gibt es 147 Schulen. Insofern relativieren sich einige Zahlen. Aber 11 von 76 Grundschulen bedeutet eben auch, dass in knapp 15 Prozent der Grundschulen etliche Klassenstufen voll besetzt sind. Acht Oberschulen von insgesamt 28 bedeuten hier immerhin schon fast 29 Prozent mit voller Auslastung in vielen Jahrgängen. Und wenn in 14 von 21 Gymnasien alle oder mehrere Klassenstufen schon voll belegt sind, sind das schon satte zwei Drittel und es zeigt, dass Leipzig gerade bei Gymnasien mittlerweile echte Engpässe hat und die drei begonnenen bzw. geplanten Neueröffnungen mehr als überfällig sind.
Die Leipziger Grundschulen, in denen eine oder mehrere Klassenstufen auf “Volllast” fahren:

– Bei der Nachbarschaftsschule in Lindenau ist es Klassenstufe 2, wo es nur noch 2 Plätze Reserve gibt (3,6 %).

– In der Schule Böhlitz-Ehrenberg gibt es in Klassenstufe 1 noch 4 Plätze Reserve (4,8 %).

– In der Schule Connewitz gibt es in Klassenstufe 1 noch 3 Plätze Reserve (2,1 %).

– Bei der Erich Kästner-Schule in Gohlis sind in Klassenstufe 2 noch 4 Plätze Reserve (3,6 %) und in Klassenstufe 4 noch 3 Plätze (2,7 %) frei.

– In der Fröbelschule in Grünau sind in den Klassenstufen 3 und 4 noch jeweils 1 Platz Reserve (3,6 %).

– Im Waldstraßenviertel in der Lessingschule gibt es in den Klassenstufen 2 und 3 jeweils 4 Plätze Reserve (4,8 %).

– Komplett ausgelastet ist in der Schule Miltitz die Klassenstufe 1: 0 Plätze Reserve.

– In der Pablo-Neruda-Schule in Zentrum-Südost gibt es in Klassenstufe 2 noch 4 Plätze Reserve (4,8 %).

– Auch in der Schule Wiederitzsch gibt es in Klassenstufe 2 noch 4 Plätze Reserve (4,8 %).

– Keine Reserve mehr gibt es in der 60. Schule in Knautkleeberg-Knauthain in Klassenstufe 4.

– Und in der 66. Schule in Mockau gibt es in Klassenstufe 1 nur noch 3 Plätze Reserve (3,6%).

Bei den Oberschulen sieht es ganz ähnlich aus:

– So gibt es in der Helmholtz-Schule in Klassenstufe 10 keinerlei Platzreserve.

– In der Schule Paunsdorf gibt es in Klassenstufe 5 nur noch einen freien Platz (1,8 %) und in Klassenstufe 6 zwei (3,6 %).

– In der Lene-Voigt-Schule in Lößnig gibt es in Klassenstufe 9 auch nur noch eine Reserve von 3,6 %.

– Dasselbe Bild an der Antonia-von-Wiedebach-Schule in Connewitz in Klassenstufe 5 mit 2,4 %.

– In der Schule Wiederitzsch laufen die Klassenstufen 5, 6 und 8 schon mit jeweils 0 % Reserve und die Klassenstufe 9 mit 3,6 %.

– In der 20. Schule in Schönefeld ist es die Klassenstufe 6, die nur noch 3,6 % Reserve hat.

– In der 56. Schule in Großzschocher sind es die Klassenstufen 5 und 9, deren Reserve nur noch 3,6 % beträgt.

– Und auch in der gerade frisch sanierten 68. Schule in Gohlis sind in Klassenstufe 8 nur noch 4,8 % und in Klassenstufe 9 überhaupt keine Platzreserve mehr.

Und das Bild an den Gymnasien:

– Am Brockhaus-Gymnasium in Mockau gibt es in Klassenstufe 6 nur noch 1,8 % Reserve und in Klassenstufe 7 noch 3,6 %.

– Die Schule Engelsdorf meldet in Klassenstufe 5 nur noch 1,2 % Reserve. Die Klassenstufen 7 und 8 sind komplett gefüllt.

– Das Heisenberg-Gymnasium in Möckern meldet Ähnliches: in den Klassenstufen 5 und 8 je 1,2 %. In Klassenstufe 6 ist alles voll.

– Die Gustav-Hertz-Schule in Paunsdorf meldet in Klassenstufe 7 nur noch 1,2 % und in Klassenstufe 9 noch 3,6 % Reserve.

– Die Humboldt-Schule in Reudnitz hat in den Klassenstufen 5 und 8 überhaupt keine Platzreserven mehr und Klassenstufe 6 noch 1,8 %.

– Heißumkämpft im Sommer war das Immanuel-Kant-Gymnasium in der Südvorstadt – hier gibt es in den Klassenstufen 5 und 7 überhaupt keine Platzreserven mehr und in Klassenstufe 6 nur noch 1,2 %. In Klassenstufe 8 sind es nur 3,6 % und in Klassenstufe 10 nur noch 0,9 %.

– Am Kepler-Gymnasium in Kleinzschocher gibt es in Klassenstufe 5 ebenfalls keine Reserve mehr und in den Klassenstufen 6 und 7 noch je 0,9 %.

– Die Max-Klinger-Schule in Grünau meldet in Klassenstufe 5 “keine Reserve mehr” und in Klassenstufe 8 noch 3,6 %.

– In der Leibnizschule am Nordplatz gibt es in Klassenstufe 5 ebenfalls keine freien Platzkapazitäten mehr, in Klassenstufe 6 noch 3,6 % und in Klassenstufe 9 noch 2,4 %.

– Die Neue-Nikolai-Schule in Stötteritz vermeldet in den Klassenstufen 5 und 6 null Reserven, in Klassenstufe 7 noch 3,6 %, in Klassenstufe 8 noch 1,2 % und in Klassenstufe 9 noch 4,5 %.

– Auch in der Anton-Philipp-Reclam-Schule in Zentrum-Südost gibt es in Klassenstufe 5 keine Reserve mehr und in Klassenstufe 7 nur 3,6 %.

– In der Schillerschule in Gohlis sind in den Klassenstufen 5 und 8 jeweils noch 3,6 % verfügbar, in Klassenstufe 6 noch 2,7 % und in Klassenstufe 7 noch 1,2 %.

– Und auch im Robert-Schumann-Gymnasium in Lindenau gibt es in den Klassenstufen 5 und 8 keine Platzreserven mehr und in den Klassenstufen 6 und 7 nur noch 1,2 %.

Das Fazit also: Gerade im Gymnasialbereich sind die meisten Leipziger Schulen bis zur Kapazitätsgrenze ausgelastet. Besonders betroffen sind begehrte innerstädtische Gymnasien wie die Reclam-Schule, das Kant-Gymnasium, das Leibniz- und das Humboldt-Gymnasium. Und gerade die neuen Jahrgänge des Schuljahrs 2014/2015 sind überlaufen. Die Maximalauslastung der Klassen von 28 Schülern ist mittlerweile in vielen Schulen der Normalzustand.

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