"Nee danke, bin kein Student - Diese Antwort hören wir mindestens einmal, wenn wir gerade wieder die neueste Ausgabe auf dem Campus verteilen", schreibt Ariane Dreisbach in der Jubiläumsausgabe der Hochschulzeitung "student!". Der Name ist Programm: Das Heft versammelt alles, was Studenten interessiert.

Schließlich besteht die Redaktion komplett aus Studenten. Und sie dürften wohl am besten wissen, welche Themen zwischen Mensa, Hörsaal und Bibliothek die Gespräche bestimmen. Doch auch Professoren und andere Hochschulmitarbeiter greifen gern zu, wenn ihnen ein “student!” entgegen gehalten wird. Seit nunmehr dreizehn Jahren erscheint das Heft, vier Mal im Semester und mit einer Auflage von 10.000 Stück.

Die Redaktion feiert das hundertste Heft, welches in dieser Woche erscheint, mit vier Sonderseiten, auf denen sie den alltäglichen Wahnsinn rund um die Zeitungsproduktion beschreibt. Eva Bretschneider etwa schildert die Schreibangst, welche sie überfällt, wenn sie am Computer vor dem Cursor sitzt. “Diese Idee mit dem blinkenden Strich ist sinnvoll, sofern man was zu schreiben hat”, so Bretschneider. “Schon die Artikelauswahl stellt sich als anspruchsvoll dar.” Vier Wochen vor Erscheinen des Heftes werden die ersten Themen erarbeitet und die Autoren können sich aussuchen, worüber sie schreiben möchten.
“Das Glücksgefühl ist erst vorbei, wenn ich nach dem gemeinsamen Essen mit der Redaktion nach Hause fahre und genau darüber nachdenke, was ich mir eingebrockt habe und worüber ich schreiben soll”, schildert die junge Frau. Sobald die Recherche angegangen und die Gesprächspartner gefunden und befragt sind, bessert sich das mit der Schreibangst meist, so dass – mehr oder minder pünktlich – der Artikel im Postfach eines Redakteurs landet. Es folgt die Endredaktion: Jene Abende im Büro im soziokulturellen Zentrum “Villa” in der Lessingstraße, an denen die Zeitungsseiten am Computer zusammengesetzt und kontrolliert werden. Und trotzdem schleichen sich immer mal Fehler ein.

“Der Kampf um eine orthographisch einwandfreie Zeitung wird trotz intensiven Korrekturlesens im 18-Augen-Prinzip wohl auf ewig einer gegen Windmühlen bleiben”, sagt Robert Briest, einer der drei Chefredakteure. Unentdeckt blieb zum Beispiel einmal “Ische”, als Bezeichnung für eine Interviewpartnerin. “Die Autorin des Interviews hatte den wenig schmeichelhaften Platzhalter beim Einfügen der tatsächlichen Namen der Gesprächspartner vergessen. Die Korrekturleser stolperten nicht über den Begriff, sondern hielten ihn schlicht für einen türkischen Vornamen”, schreibt Briest im Sonderheft.
“student!” versteht sich selbst als Ausbildungsmedium, das grundlegendes journalistisches Handwerk vermitteln möchte. Deshalb richtet es sich sowohl an Anfänger als auch an erfahrenere Schreiber, die bereits Praktika bei anderen Medien gemacht haben. Es bietet die nahezu einmalige Möglichkeit, als freier Mitarbeiter, Redakteur, Ressortleiter oder Chefredakteur den gesamten Produktionsprozess einer Zeitung mitzugestalten: von der Themenfindung, -besprechung und -recherche, über den Schreib- und Redigierprozess, bis hin zum Layout-Gestalten der Seiten.

Daniel Schulz war im Jahr 2000 einer der Gründer der Zeitung. Heute ist er Redakteur bei der taz in Berlin. In professionellen Redaktionen werden die Themen meist zugeteilt. “Bei einer ehrenamtlich gestalteten Zeitung hingegen schreiben die Redakteure über das, was sie begeistert”, so Schulz im Jubiläumsheft. Die Leipziger Hochschulzeitung bietet allen Studenten, die das Berufsfeld des Journalismus erkunden möchten, die Gelegenheit, sich auszutoben. Eine echte Spielwiese eben, welche eine Handvoll Journalistikstudenten vor dreizehn Jahren gegründet hat.

Die Autorin selbst war bis Juli 2011 Chefredakteurin von “student!” und ist dem Blatt bis heute geschäftlich und freundschaftlich verbunden.

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