"Sie ist Teil der europäischen Geschichte - die Völkerschlacht bei Leipzig, die vor 200 Jahren tobte und mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete." Einstiegssätze sind immer so kompliziert. Aber schreiben wir's mal lieber nochmal hin: Selbst zeitgenössische Quellen sprechen nur von bis zu 90.000 Opfern - darunter auch Verwundeten und Gefangenen. Genauigkeit gehört dazu, wenn man die Wiederkehr großer Ereignisse feiert. Aber in der 52-seitigen Broschüre steht die Zahl auch wieder. Arndt Kiesewetter hat sie verwendet.

Aber immer wieder will man natürlich hinaus auf das Grandiose dieser Massenschlacht, die zu ihrer Zeit wohl die größte war – und wie ein Vorgefecht der noch viel irrsinnigeren Schlachten des 20. Jahrhunderts. Denn das Völker-Schlacht-Denkmal soll ja auch mahnen: Das darf nie wieder geschehen. Auch wenn gerade die Schlacht bei Leipzig, wie sie auch in der ursprünglichen Militärgeschichtsschreibung hieß, bis heute mit Legenden, Mythen, falschen Interpretationen verstrickt ist. Einiges davon wurde schon in einer Reihe kluger Bücher aufgearbeitet. Andere Bücherautoren schreiben einfach ab, dass es ein Graus ist.

Die Broschüre setzt einige Schwerpunkte, die sich mit der Neuinterpretation des Denkmals beschäftigen, die 2013 passieren soll. Zu oft wurde auch das Denkmal im Leipziger Süden missbraucht und fehlinterpretiert. Zumindest das stimmt – und daran wird auch zum 100. Geburtstag des Denkmals angeknüpft: Es ist ein Mahnmal und soll an die Toten der Schlacht erinnern.

Vor 100 Jahren wurden in Erinnerung an die Opfer das Völkerschlachtdenkmal und die Russische Kirche feierlich eingeweiht. 2013 blicken die Stadt Leipzig und die Landkreise unter dem Motto “Leipzig 1813-1913-2013. Eine europäische Geschichte” auf die historischen Ereignisse zurück und im Zeichen der europäischen Verständigung nach vorn.

Kurz bevor mit dem Bürgerfest am Völkerschlachtdenkmal am Samstag, 25. Mai, das Gedenkjahr offiziell startet, wurde am Dienstag, 21. Mai, das neue Programmheft vorgestellt. Die 52-seitige Broschur fasst alle derzeit bekannten Veranstaltungen und Projekte der rund 70 Vereine, Institutionen und Akteure zusammen, die zur Ausgestaltung des Gedenkjahres beitragen. Das Programm ist ab sofort unter anderem in der Touristinformation und im Stadtbüro (beide Katharinenstraße), am Völkerschlachtdenkmal, im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und im asisi Panometer erhältlich.Schon in den Sommermonaten stehen Völkerschlacht und Denkmal im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen.

Beim 1. Europäischen Chortreffen vom 6. bis 9. Juni kommen Vokalensembles aus Bulgarien, Dänemark, Litauen und Russland in Leipzig zusammen. Zur “Langen Nacht der Chöre” am 8. Juni geben sie mit zahlreichen Gesangsgruppen aus Stadt und Region ein gemeinsames Konzert.

Beim Sommercamp der Stadt Leipzig vom 7. bis 16. Juli gehen Jugendliche aus verschiedenen europäischen Nationen auf Spurensuche. Sie erfahren Wissenswertes über das Werden Europas und diskutieren die Bedeutung des friedlichen Staatenbundes aus heutiger Sicht. Am 23. Juli startet die Ausstellung “Kanonenknall und Hausidyll. Kunsthandwerk zur Zeit der Völkerschlacht” im GRASSI Museum für Angewandte Kunst. Bis zum 20. Oktober 2013 sind teils bislang nicht gezeigte Exponate – Tafelsilber, Waffen, Instrumente aus der Ära Napoleons – zu sehen. Am 3. August eröffnet im asisi Panometer Leipzig das neue 360-Grad-Bild “Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht”.

Den Höhepunkt erlebt das Gedenkjahr schließlich mit der offiziellen Gedenkwoche vom 16. bis 20. Oktober 2013. Ein literarisch-philosophischer Diskurs mit Trägern des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, ökumenische Gottesdienste, ein politischer Festakt mit hochrangigen europäischen Ehrengästen, künstlerische Installationen, ein abwechslungsreiches Programm und Sonderführungen am Denkmal stehen dann auf der Agenda. Für die Nachstellung der Kampfhandlungen von 1813 am 20. Oktober haben sich bereits mehr als 6.000 Teilnehmer aus aller Welt angemeldet. Der Tag endet für alle Akteure und Besucher mit abschließenden
Friedensgebeten in zahlreichen Gemeinden.

Natürlich ist die Festwoche um den 18. Oktober Höhepunkt der Veranstaltungen, die auch in einer Neudeutung des Völkerschlachtdenkmals gipfeln sollen. Unter dem Motto “Für Versöhnung, Frieden und Verständigung” kommen zahlreiche Gäste aus ganz Europa nach Leipzig. Das Programmheft geht auch kurz darauf ein. Ein Denkmal von europäischer Bedeutung ist das Völkerschlachtdenkmal schon. Aber seine Botschaft soll mit seiner Wiedereinweihung nach der zehnjährigen Sanierung eine neue werden: als Friedensdenkmal.

Mehr dazu gleich an dieser Stelle.

Alle Informationen und Termine sowie das Programmheft zum Download gibt es (in Kürze auch in Englisch, Russisch und Französisch) auf: www.voelkerschlacht-jubilaeum.de

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