Die Vorbereitungen für den Einbau der geretteten Kunstwerke aus der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli laufen auf Hochtouren, teilt die Universität Leipzig mit. Derzeit wird das barocke Epitaph für den Juristen Johann Jacob Pantzer (1625-1673) bearbeitet, für dessen Wiederherstellung sich die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Leipzig besonders eingesetzt haben.

Am Mittwoch, 13. November, informierten sich Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Leipzig, Dr. Harald Langenfeld, im Kunstdepot der Kustodie in der Leipziger Innenstadt über den Stand der Arbeiten und wurden dort von der Rektorin der Universität Prof. Dr. Beate A. Schücking und Kustos Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen empfangen.

Das monumentale Gedächtnismal für den Juristen und Amtmann Johann Jacob Pantzer aus dem Jahr 1673 gehört zu den größten und repräsentativsten Kunstwerken aus der Universitätskirche. Es verkörpert den seinerzeit neuartigen Typus des Medaillonbildnis-Epitaphs und kombiniert Steinelemente mit Gemälden auf Kupfer. Die beiden ovalen Porträts der Verstorbenen – Pantzers und seiner Ehefrau – sind an zentraler Stelle eingefügt. Diese werden dem Leipziger Maler Christoph Spetner zugewiesen, während die figürliche Plastik und die Wappen von dem Leipziger Bildhauer Johann Caspar Sandtmann geschaffen wurden.Allerdings konnte das Gedächtnismal 1968 aus Zeitgründen nur teilweise geborgen werden. Erhalten sind drei knapp lebensgroße Skulpturen, die beiden Bildnisse der Erinnerten sowie die Wappen der Eheleute. Verloren ist ein über den Bildnissen eingefügter Posaunenengel, der gesamte schwarz gefasste Architekturrahmen sowie die Gedächtnisinschrift, die auf ein fiktives, aus Stein gefertigtes, hängendes Tuch gemalt war. Ohne diese Inschrift bleibt das Werk für den Betrachter unverständlich.

Für die Ergänzung fehlender Teile wurde eine Rekonstruktion in Aluminium gewählt, das die ursprüngliche Form vereinfacht wiedergibt und dann der ehemaligen Farbigkeit entsprechend beschichtet wird. “Um das Zusammenspiel erhaltener Originalteile und moderner Ergänzung lesbar zu machen, haben wir für die Ergänzungen hier eine eher künstlerische Herangehensweise gewählt,” führt Kustos Rudolf Hiller von Gaertringen aus, der im Auftrag der Rektorin zugleich die Kunstkommission leitet, wo diese Fragen intensiv erörtert wurden. Die Ausführung wurde dem in Halle ansässigen Metallkünstler Thomas Leu anvertraut. Der künstlerisch zentrale Engel wird aus modern wirkenden Platten zusammengefügt, die später farblich den originalen Steinskulpturen angepasst und auf der Grundlage historischer Schwarzweißaufnahmen grob gerastert bedruckt werden, um die Details der Form wiederzugeben.”Vorstand und Kuratorium der Stiftung haben sich bei diesem Monument gerade für das spannungsreiche Verhältnis von Alt und Neu begeistern lassen, welches die Geschichte des Ortes erlebbar macht”, schwärmt Patricia Werner. In der Tat soll die Art der Restaurierung auch den historischen Bruch der Kirchenzerstörung aufscheinen lassen und die Kunstwerke innerhalb eines modernen Architekturumfeldes als historische Zeugnisse mit ihren Verletzungen ausweisen. “Die Rekonstruktion des barocken Epitaphs macht ein Stück der alten Universitätskirche am ursprünglichen Ort erlebbar. Sie verweist zugleich auf das SED-Unrecht ihrer Zerstörung”, begründet Dr. Langenfeld die Unterstützung der Sparkasse. “Durch das Engagement der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Leipzig ist das Epitaph-Projekt wieder einen großen Schritt voran gekommen”, freut sich die Rektorin der Universität Prof. Dr. Beate Schücking.

Die Kustodie arbeitet seit 2002 schwerpunktmäßig an der Wiederherstellung der Kunstwerke aus der Universitätskirche. Rund 30 Epitaphe werden künftig im Paulinum ihren Platz finden und somit nach über 40 Jahren an ihren angestammten Ort zurückkehren. Nach Fertigstellung der baulichen Hülle soll im Frühjahr 2014 mit dem Einbau der Kunstwerke und der Orgeln begonnen werden. Für die Hängung der Epitaphien freilich fehlen derzeit noch ca. 400.000 Euro. Die Kustodie ist deshalb weiterhin auf der Suche nach Förderern. Spenden sind jederzeit willkommen.

Quelle: Kustodie der Universität Leipzig

www.uni-leipzig.de/kustodie

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