Einheits- und Freiheitsdenkmal, City-Tunnel, Markthalle, Bowling-Treff, Prada-Store - das sind Begriffe, die jeder schon einmal gehört hat. All das war oder wird einmal prägend sein für den Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig, der zur Zeit größten innerstädtischen Brache: direkt am Ring gelegen, schräg gegenüber das Neue Rathaus, nebenan die große Baustelle für die Propsteikirche St. Trinitatis, vor Kopf die neu sanierte Stadtbibliothe.

Der Zustand des Platzes ist seit Jahrzehnten geprägt von wechselnden Teilnutzungen, subkulturellen Aktivitäten und Wildwuchs in Flora und Fauna.

Für die StudentInnen der Klasse für Fotografie und Medien, Prof. Joachim Brohm und Anna Voswinckel, wurde dieser Platz in seiner geschichtlichen und gegenwärtigen Bedeutung ein Ort der Recherche und Forschung in Bezug auf künstlerische Inhalte und Strategien sowie eine Projektionsfläche künstlerischer Aktivitäten. Alle ausgestellten Arbeiten sind 2012/13 entstanden und werden erstmals gezeigt.

Und zwar zum Rundgang der HGB am heutigen Donnerstag, 14. Februar, 18 bis 24 Uhr. Titel dieses Projekts der Klasse für Fotografie und Medien: “Opening Soon. Wilhelm-Leuschner-Platz in Arbeit”. Das Projekt wird kuratiert von Ben Absalom und Sam Bardsley. Dabei bekommt man durchaus auch Manches zu sehen, was an der Grenze zur Foto-Reportage changiert – etwa den Fuchs, den Philipp Kurzhals des nachts auf dem Platz erwischt hat, oder den Blick ins Innere des Bowlingcenters (fotografiert von Alexander Rosenkranz) oder den von der Stasi archivierten Zettel, der 1965 zur Beat-Demo auf dem Leuschner-Platz einlud, fotografiert von Edna Martinez.Interessant ist diese fotografische Platz-Beschreibung auch deshalb, weil sie historische Facetten zeigt, die in der Diskussion um das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal bislang so nicht vorkommen. Auch deshalb konnten sich viele Leipziger ja mit den bisher vorgelegten Entwürfen auch nicht identifizieren. Auch nicht mit den Entwürfen für einen schier ins Uferlose gehenden “Platz der Friedlichen Revolution”, der historische Platzstrukturen einfach negiert.

Ob der Vorstoß einiger Stadtratsfraktionen, das Wettbewerbsverfahren neu aufzurollen, wirklich ernst gemeint ist, wird man sehen. Denn auch diese Fraktionen haben das bislang so unglücklich veranstaltete Wettbewerbsverfahren ja mitgetragen.

Die Klasse für Fotografie und Medien widmet sich seit einem Jahr dem Themenkomplex Stadt/Struktur/Architektur. Der Dialog mit Planern und ArchitektInnen begann in Form von Gastvorträgen im Sommersemester 2012. Beteiligt waren Schulz & Schulz Architekten (Leipzig), Annette Menting (Prof. für Baugeschichte und Baukultur, HTWK Leipzig) und Ingo Andreas Wolf (Prof. für Städtebau und Entwurf, HTWK Leipzig). Im Wintersemester 2012/13 waren KünstlerInnen zu Gast, die in ihren Arbeiten auf urbane Kontexte eingehen: Stefanie Kiwitt (Brüssel), Jens Lustraeten (Berlin), Eiko Grimberg (Berlin), Maix Mayer (Leipzig) und Tang Jing (Peking).

Der HGB-Rundgang 2013 ist nach der heutigen Eröffnung noch vom 15. bis 17. Februar jeweils 11 bis 22 Uhr zu besichtigen.

www.hgb-leipzig.de

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