Die Liebeskomödie des Jahres erreicht uns 2013 von der Insel. Im chaotischen London des 21. Jahrhunderts verguckt sich ein Zeitreisender in eine hübsche, junge Frau. Die Story führt das Paar nach Cornwall. Rosamunde Pilcher hat mit dem Film übrigens nichts zu tun. Das ist gut so. Denn Cornwalls zerklüftete Landschaft entfaltet ihre romantisierende Wirkung auch ganz ohne die Worte der Ausnahmeschriftstellerin, deren literarische Seifenopern regelmäßig für das ZDF verfilmt werden.

Ohnehin ist die britische Idylle nur Nebendarsteller in der durchdachten “Romantic Comedy” des britischen Regisseurs Richard Curtis, der auch das Drehbuch schrieb. Der 56-Jährige, der die niveauvolle Schnulze “Tatsächlich… Liebe” (2003) und die Rockromanze “Radio Rock Revolution” inszenierte, verfasste Drehbücher für namhafte Blockbuster wie “Gefährten”, “Notting Hill” und “Bridget Jones”.

Seiner langjährigen Erfahrung dürfte zu verdanken sein, dass der heitere Mix aus Science-Fiction und Liebeskomödie überhaupt funktioniert. An seinem 21. Geburtstag erfährt Tim (Domhnall Gleeson) von seinem Vater (Bill Nighy), dass alle Männer der Familie durch die Zeit reisen können. Er müsse sich nur an einen dunklen Ort begeben und an den Augenblick denken, an den er zurückreisen möchte. Sofort ergreift Tim die Chance, peinliche Momente seiner Vergangenheit zu ändern.

Nachdem er nach London umgezogen ist, lernt er die attraktive Mary (Rachel McAdams) kennen. Während die beiden sich näher kommen, nutzt Tim sein Talent, um Fehler in der Dating-Phase zu kaschieren. Kann das gutgehen?
Zumindest das Handlungskonstrukt geht auf. Curtis bietet seinen Schauspielern viel Raum, um ihre Figuren zu entfalten. Dank vieler humoristischer Einschläge wird dem Zuschauer trotz einer Filmlänge von knapp über zwei Stunden zu keinem Zeitpunkt langweilig. Der Regisseur folgt nicht starr den dramaturgischen Zwängen Hollywoods, sondern lässt seiner eigenen Handschrift freien Lauf. Das Ergebnis ist ein herzzerreißender Film über die letzte Etappe des Erwachsenwerdens und des Gründens der eigenen Familie.

Domhnall Gleeson (30) und Rachel McAdams (34) bilden ein harmonisches Leinwand-Paar. Gleeson überzeugt durch die gespielte Naivität, die er seiner Figur einhaucht. Bill Nighy (63) spielt mit einem latenten Trotz den Dickens zitierenden Vater, der als moralisches Korrektiv auf seinen Sohn einwirkt. Curtis verzichtet auf jedweden Zuckerguss. Bahnen sich die genretypischen Konflikte an, etwa der Seitensprung mit seiner Jugendliebe, nutzt Protagonist Tim kurzerhand seine Zeitreise-Fähigkeit, um der Situation zu entrinnen. Dass sein erstes Date mit Mary im Dunkeln stattfindet, passt zum britischen Understatement.
“Alles eine Frage der Zeit” ist ein gelungener Film. Trotz der für Zeitreise-Movies typischen Logik-Brüche. Denn darüber hinaus wirkt die Story insgesamt durchdacht. Der Cast überzeugt auf ganzer Linie. Und Regisseur Curtis und Kameramann John Guleserian wissen die widrigen Tücken des englischen Südwestens für ihre Zwecke einzuspannen, ohne dem Pilcher-Klischee zu entsprechen.

GB 2013, R: Richard Curtis, D: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy, 124 Min, FSK 0.

Filmstart ist der 17. Oktober, zu sehen im Cineplex, CineStar, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
http://movies.universal-pictures-international-germany.de/alles-eine-frage-der-zeit

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