Die Walt Disney Company hat einen Film produziert, in dem ihr Firmengründer als Hauptfigur zu sehen ist. Die Story dreht sich um die Vorbereitungen für den Dreh des Disney-Klassikers "Mary Poppins". Walt Disney (Tom Hanks) versucht seit Jahren, das Lieblingsbuch seiner Töchter zu verfilmen. Erst 1961 lässt sich die Autorin P.L. Travers (Emma Thompson) zu dem Projekt durchringen. Allerdings unter der Prämisse, dass sie beim Drehbuch das letzte Wort habe.

Disney willigt ein. Schließlich rechnet der erfolgsverwöhnte Kalifornier nicht mit der Widerspenstigkeit der traditionsbewussten Britin. Nach viel Zankerei wird “Mary Poppins” schließlich verfilmt.

Disney wollte dem altehrwürdigen Walt ein Denkmal setzen. Aber warum um Himmels Willen wählten die Produzenten dafür ausgerechnet ein Making-Of des Drehbuchs von “Mary Poppins”? Die Geschichte lässt nicht viel Raum für Entwicklungen. Der Zuschauer erfährt wenig Neues aus dem Leben des Hollywood-Tycoons. Disney liebte seine Töchter über alles. Disney hatte Humor.
Wo Disney auftauchte, herrschte Trubel, Freude, Heiterkeit. Was Disney anpackte, wurde zu Gold. Etwaige Schattenseiten seines Lebens, etwa der Hang zum Rauchen, umschiffen die Drehbuchautoren geschickt. Für kritische Nachfragen ist bei einer Inhouse-Produktion über den Firmengründer logischerweise kein Platz.

Tom Hanks liefert uns einen charismatischen Disney. Keine Spur von Druck, kein Anflug von Besessenheit. Emma Thompson spielt famos den unterkühlten Prototypen der strengen, britischen Gouvernante, die sich lange gegen Disneys Überzeugungskunst sträubt, ihm letztlich aber erliegt.

“Saving Mr. Banks” transportiert ein Stück Identität des global agierenden Disney-Konzerns auf die Leinwand. Ein schönes PR-Stück, das darauf verzichtet, die dunklen Kapitel in Walt Disneys Karriere auszuleuchten.

USA 2013, Regie: John Lee Hancock, D: Emma Thompson, Tom Hanks, Paul Giamatti, Colin Farrell, Ruth Wilson, Jason Schwartzman, 125 Min, FSK 0.

Filmstart ist der 6. März, zu sehen im CineStar und Regina Palast.

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