Nicht nur für den Deutschen Buchpreis ist er nominiert. Der Leipziger Autor von Romanen und Erzählungen Clemens Meyer erhält auch den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2025. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Bekannte Werke von Clemens Meyer sind „Als wir träumten“ und – aktuell viel diskutiert – „Die Projektoren“. Das Kuratorium begründet die Entscheidung unter anderem mit seinem bereits umfangreichen Werk, in dem er immer wieder aufs Neue sein herausragendes literarisches Talent und seine Souveränität als umtriebiger Künstler und freier Geist unter Beweis gestellt.

Aber zum großen Lessing-Preis gibt es auch jedes Mal Förderpreise. Für die Förderpreise zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen wählte das Kuratorium den Theaterregisseur Georg Genoux, Bautzen, und die in Leipzig aufgewachsene Autorin Tina Pruschmann, die mit ihrem Roman „Bittere Wasser“ für Aufmerksamkeit sorgte, aus. Die Förderpreise sind mit je 7.500 Euro dotiert.

„Der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen ist nicht nur der wichtigste Preis für Literatur und andere mit Lessing verbundene Kunstsparten, sondern er hält auch das Gedächtnis des großen in Sachsen geborenen Aufklärers wach“, sagt Staatsministerin Barbara Klepsch, Vorsitzende des Kuratoriums.

„Der Preis zeigt, wie Literatur- und Theaterschaffende aus und in Sachsen produktiv und mit künstlerischem und gesellschaftlichem Anspruch mit diesem Erbe umgehen. Denn auch und gerade wenn sich die Preisträger des Jahrganges 2025 in ihrer Arbeit intensiv mit dem Hier und Heute befassen, so gehört doch die große Tradition seit Gotthold Ephraim Lessing zu den Voraussetzungen des aktuellen Schreibens und Inszenierens im Sinne von engagiertem Anpacken, in überzeugender Gestaltung und in nachhaltigem Eindruck beim jeweiligen Publikum.“

Der Lessing-Preis wird traditionell im Umfeld von Lessings Geburtstag verliehen. Geplant ist die Preisverleihung für Freitag, den 17. Januar 2025 in Kamenz, im Zusammenwirken mit der Lessing-Stadt Kamenz.

Laut Statut sollen mit dem Lessing-Preis „herausragende Leistungen im Geiste Lessings, vornehmlich auf dem Gebiet der Literatur, der Literaturkritik und des Theaters, gewürdigt und vielversprechende Anfänge in diesen Bereichen gefördert werden.“

Weiter heißt es: „Der Preis soll Persönlichkeiten zuerkannt werden, deren Werk in der von Lessing geprägten geistigen Tradition steht und die für die deutschsprachige Literatur oder das deutschsprachige Theater Herausragendes geleistet haben“ und: „Die Förderpreise zum Lessing-Preis sollen jungen Persönlichkeiten zuerkannt werden, die durch ihre Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben, vornehmlich solchen, die eine besondere Beziehung zu Sachsen haben. Die Auszeichnung soll Anerkennung ausdrücken und zu weiterer Ausbildung anspornen.“

Lessing-Preisträger 2025

Das Kuratorium begründete die Wahl von Clemens Meyer als Lessing-Preisträger so: „Der 1977 in Halle an der Saale geborene Clemens Meyer hat in seinem bereits umfangreichen Werk immer wieder aufs Neue sein herausragendes literarisches Talent und seine Souveränität als umtriebiger Künstler und freier Geist unter Beweis gestellt. Meyer ist ein überaus kraftvoller Erzähler, der die pointierte kleine Form ebenso wie den breit angelegten Roman beherrscht.

In seinen Schilderungen beleuchtet er besonders die Perspektiven der Außenseiter, Ausgegrenzten und Unterprivilegierten. Statt zu romantisieren, bleibt er nah bei seinen Figuren. Die Lebensrealität, die er schildert, ist oft deprimierend, voll von Gewalt – aber auch voller Momente der Hoffnung und der Poesie.

Meyers besonderer Zugang zur Wirklichkeit zeichnet sich nicht zuletzt durch surreale, manchmal fantastische Elemente aus und eröffnet uns Lesern immer wieder neue Blickwinkel. Mit seinem Schreiben auch für Theater und Film genauso wie als Essayist, Übersetzer und Kurator ist er enorm vielseitig und produktiv und leistet immer wieder originäre künstlerische Beiträge zur gesellschaftlichen Debatte.“

Förderpreise zum Lessing-Preis 2025

Zum Förderpreisträger Georg Genoux äußerte sich das Kuratorium so: „Georg Genoux, Theater-, Filmregisseur und Kurator, ist Leiter des Thespis-Zentrums in Bautzen. Sein Wirken in Bautzen und an den vorhergehenden Stationen seiner Arbeit zeichnet sich aus durch die Theater- und Filmarbeit mit Menschen, die in Krisengebieten (zumeist Osteuropas) leben oder von dort flüchten mussten und nun anderswo eine neue Heimat suchen. Am Thespis-Zentrum Bautzen arbeitet er mit (jungen) Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine, Russland und mit Einheimischen, unter denen auch Angehörige der sorbischen Minderheit in der Oberlausitz sind.

Es ist ein transkulturelles Theater, das Georg Genoux in Bautzen etabliert hat. Seine Theaterarbeit geht aus von den sozialen Grundlagen des Zusammenlebens an einem fremden Ort: Sprache, Kommunikation und das Angebot, in einem sicheren, angstfreien Raum sich und seine Ängste und Wünsche zu artikulieren und mit anderen Fremden in Austausch zu kommen und Gemeinschaft im Spiel zu erfahren. Auf dieser Basis entwickelt Georg Genoux Aufführungen von hohem künstlerischem Niveau. Besonders hervorzuheben sind die jüngste Produktion ,Kinderszenen‘ und das Festival ,Willkommen anderswo – In einem Boot‘ im September 2024.“

Cover des Buches von Tina Pruschmann.
Tina Pruschmann: Bittere Wasser. Foto: Ralf Julke

Die Begründung des Kuratoriums zum Förderpreis für Tina Pruschmann lautet: „Tina Pruschmann, 1975 in Thüringen geboren, wuchs dort und in Leipzig auf, studierte später soziale Verhaltenswissenschaft und Soziologie und arbeitete in verschiedenen Berufen. Sehr viel mehr, als auf den Klappentexten ihrer bisher erschienen beiden Romane steht, ist über die Autorin nicht zu erfahren. Denn sie gehört nicht zu den Autorinnen und Autoren, die im Literaturbetrieb eitel und selbstgefällig auf den Tischen tanzen, denn sie hat anderes zu tun, wie im großartigen Roman ,Bittere Wasser‘, für den sie mit dem Lessing-Förderpreis geehrt wird, deutlich wird.

Die Protagonistin Ida ist ein Zirkuskind, ihre Eltern sind Stars im DDR-Staatszirkus. Die Großmutter im Erzgebirge betreibt eine Kneipe, wo die Männer vom Uranbergwerk ihre Extrazuteilungen versaufen, um nicht daran zu denken, dass sie zu früh an radioaktiver Vergiftung sterben werden. Als nach der Wende die Mine geschlossen und der Zirkus an einen westdeutschen Investor verkauft wird, folgt Ida der Elefantendame Hollerbusch in den Zoo von Kyjiw …

Für ihre Arbeit an dem Roman reiste die Autorin mehrfach in die Ukraine. Historische Fakten sind sauber recherchiert, ukrainische Namen korrekt transkribiert. Unaufgeregt, klug und ohne Larmoyanz erzählt Tina viele Geschichten in einem großen Roman, die zu ebenso vielfältigen Einsichten führen können.“

Im Kuratorium für den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2025 wirken mit: Staatsministerin Barbara Klepsch (Vorsitzende), Prof. Dr. Hendrik Birus, Prof. Dr. Daniel Fulda, Prof. Dr. Günther Heeg, Prof. Kerstin Hensel, PD Dr. Sandra Kerschbaumer, Michael Krüger, Undine Materni, Dorotty Szalma, Oliver Zille sowie ein Vertreter der Stadt Kamenz mit beratender Stimme.

Eine Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger seit 1993 findet man hier.

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