Alle zwei Jahre zeigt der Freistaat Sachsen, dass er eigentlich eine hochkarätige und lebendige Autorenszene hat. Dann werden nämlich die Lessing-Preise verliehen. Auch daran erinnert man sich ja viel zu selten: dass Gotthold Ephraim Lessing ein gebürtiger Sachse war. Und nicht nur seine Geburtsstadt Kamenz darf stolz sein auf den 1729 Geborenen, auch Leipzig. Hier hat er studiert. Logisch, dass auch immer wieder Leipziger den Lessing-Preis bekommen.

Mal den richtig großen, mit 13.000 Euro dotierten, mal den mit 5.500 Euro dotierten Förderpreis. In diesem Jahr bekommt der Dichter, Dramatiker, Erzähler und Essayist Kurt Drawert den mit 13.000 Euro dotierten Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2017. Die beiden mit je 5.500 Euro dotierten Förderpreise gehen an den Berliner Thomas Freyer und die Leipziger Autorin Anna Kaleri, die sich in diesem Jahr so engagiert in der Initiative „LITERATUR STATT BRANDSÄTZE“ zu Wort gemeldet hat.

Mit dem Lessing-Preis zeichnet der Freistaat Sachsen Persönlichkeiten aus, deren Werk in der von Lessing geprägten geistigen Tradition steht und die für die deutschsprachige Literatur oder das deutschsprachige Theater Herausragendes geleistet haben. Die Preisträger wählte ein Kuratorium von Fachleuten unter Vorsitz von Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange aus.

Und warum nun Kurt Drawert? Ist der Dichter doch 1993 so aufsehenerregend aus dem Ich-möchte-gern-groß-sein-Leipzig in den Westen verzogen, erst in die Nähe von Bremen, dann nach Darmstadt. Aber sein dichterisches Werk ist aufs Engste mit der Sächsischen Dichterschule verbunden.

Die Jury griff in ihrer Begründung zu ganz blumigen Worten: „In seinen Texten und Büchern hinterfragt der Autor Kurt Drawert hartnäckig vermeintliche Gewissheiten, sortiert misstrauisch Wahrheit und Lüge und bedenkt den ‚gesellschaftlichen Schnittmusterbogen‘. Wenn es um Sprache geht, sei Drawert kompromisslos; er mahne vor einer Sprache der Besitzergreifung, vor falschen Metaphern, die falsche Gedanken erzeugen, und vor der intellektuellen Bequemlichkeit, Etiketten bereits für die Botschaft zu halten. Er frage in aufklärerischer Haltung nach der Zerstörbarkeit des Individuums und nach der möglichen Rettung des Schönen – unnachgiebig und mit großer poetischer Kraft, heißt es in der Begründung der Jury.“

So kann man den Wesenskern Sächsischer Dichterschule im Gefolge von Georg Maurer auch beschreiben.

Von 1982 bis 1985 studierte Drawert am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. Seit 1986 ist er als freier Schriftsteller tätig. Seit 1996 lebt er als freier Autor in Darmstadt, wo er seit 2004 das Zentrum für junge Literatur leitet.

Neben dem Hauptpreis werden auch zwei Förderpreise zum Lessing-Preis verliehen, mit denen vielversprechende Anfänge auf diesen Gebieten öffentlich anerkannt werden sollen. Die Preise werden am 21. Januar 2017 in Kamenz im Rahmen der 51. Lessingtage an die drei Preisträger feierlich übergeben.

Der Dramatiker Thomas Freyer wurde vor allem für den für die Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden geschriebenen Text zum Theaterprojekt „DYNAAAMO!“ ausgezeichnet.

Und die Schriftstellerin, Hörspielautorin und Journalistin Anna Kaleri wurde im Grunde für den Preis auserkoren, weil sie Schreiben und gesellschaftliches Engagement vereint.

Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig Literatur und arbeitet seit 2002 als freie Autorin und Journalistin. Sie leitete die Prosawerkstatt Leipzig und veröffentlichte in Zeitschriften und Anthologien. Bekannt wurde sie auch – und das betont tatsächlich die Sächsische Staatsregierung in ihrer Pressemitteilung – als eine engagierte Kämpferin für Demokratie, Gerechtigkeit und Bildung. 2016 hat sie mit anderen, angesichts der alarmierenden politischen Anti-Geistes-Kampagnen wie etwa Pegida – für Sachsen eine starke Gegeninitiative ins Leben gerufen: „LITERATUR STATT BRANDSÄTZE“.

Der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen wird seit 1993 alle zwei Jahre, in der Regel am 21. Januar, dem Vorabend des Geburtstages Gotthold Ephraim Lessings, in Kamenz verliehen.

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