Der Reporter Konrad Katzmann gerät wieder auf die Spur eines Mordfalles, diesmal im Leipzig von 1930. Denn es sind nicht nur Kriminal- sondern auch historische Romane, die in der Reihe "Es geschah in Sachsen" regelmäßig erscheinen. Dabei wechselt sich ein Autorenkollektiv ab, jede und jeder schreibt die Person im Lauf der Zeit fort, jährlich werden bei einem Treffen die groben Handlungsfäden abgestimmt. Nun ist wieder der Leipziger Uwe Schimunek in der Geschichte "Der ermordete Gärtner an der Reihe und erzählt im Interview über die Neuerscheinung.

Was war diesmal der besondere Reiz des historischen Hintergrundes?

Nun 1930 war das einschneidendste Ereignis natürlich immer noch die Weltwirtschaftskrise. Der gesamte Mittelstand hatte wohl große Verlustängste, weil die Auswirkungen schon spürbar wurden. Das ist auch eine wunderbare Motivation für Figuren um kriminell zu werden, nicht weil sie es wollen, sondern weil sie keine andere Chance sehen. Genau solche Kleinkriminellen beschreibe ich auch in meinem Buch.

Auch Katzmann selbst hat Verlustängste, was ist die wichtigste Fortentwicklung der Figur?

Richtig, seine Verlustangst rührt daher, dass er Vater wird und eine völlig neue Verantwortung erfährt. Glücklicherweise hat er ein Aktienpaket, das nach dem schwarzen Freitag von 1929 wieder auf ganz solide Kurse klettert. So ist er noch finanziell recht unabhängig, obwohl er seine feste Anstellung verliert. Die größte Entwicklung der Figur ist definitiv das Vater werden.

Dadurch verändern sich auch die dramaturgischen Möglichkeiten. Wie funktioniert die Abstimmung mit den anderen Autoren der Katzmann-Geschichten?
Einmal jährlich treffen wir uns und legen die ganz groben Züge fest. Ich kann zum Beispiel schon verraten, dass aus dem Motorradfahrer Konrad Katzmann nun bald ein Autofahrer wird. Das passt natürlich auch besser zum jungen Familienglück.

Die Authentizität ist bei solch einem historischen Kriminalroman natürlich wichtig, wie erfahren Sie am besten, was die Menschen damals bewegte?

Ich hatte das Glück, dass es von 1930 in den Archiven noch jede Menge Zeitungen gab. Da ich meine Handlung nur auf 8 Tage strecke, vom 23. bis 31. März 1930 konnte ich über diesen kurzen Zeitraum wirklich sehr intensiv lesen und glaube ich habe einen guten Eindruck bekommen. Abgesehen davon gibt es vielleicht sogar Parallelen zur heutigen Zeit, in der wir auch eine Wirtschaftskrise erleben. Wahrscheinlich verhalten sich die Menschen in solchen Situationen gar nicht so unterschiedlich.

Ergibt sich auch der spezielle Ganovenjargon aus den Zeitungen?

Ja, auch dafür sind sie eine unerlässliche Fundgrube. Sprache wandelt sich nun einmal und um einen Zeitgeist auferstehen zu lassen, sollte man das berücksichtigen.

Vielen Dank für das Gespräch und eine schöne Buchpremiere am Samstag im Hugendubel wünsche ich.

Dankeschön.

Uwe Schimunek liest zu mehreren Terminen im Rahmen der Buchmesse:
www.uwe-schimunek.de/termine.html

Informationen zum Buch und anderen Titeln der Reihe:
www.uwe-schimunek.de/termine.html

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