Es gibt Wortschaffende, die den Sprachverliebten von Anfang an mitreißen. So erschloss sich der Tanner das im Netz zugängliche Werk der Kopfkultur-Köpfin Frau Kopf, die vor wenigen Monden nun endlich auch ein greifbares Buch zur Welt brachte. Am 16.01.2016 besucht sie nun Leipzig und die Moritzbastei. Grund nachzufragen.

Es ist mir eine Freude, Christin Biber, mit Dir ein Interview führen zu dürfen. Du kommst als Kopf der Kopfkultur, gemeinsam mit Katze, am 16.01.2016 in die Moritzbastei zu Leipzig. Es gibt, so die Ankündigung: Lesung und Liebchen (& Herr Kriesel). Lesung verstehe ich ja – aber Liebchen? Wer oder was wird dies denn?

Lesung kennt man ja, oder?
Da sind so Menschen, die Wortfreunde sind, Märchen erzählen oder eben gerne lauschen.

Das sind dann die Liebchen, weißt du?
Herr Kriesel und Du dürften damit ja vertraut sein.

Dein Buch heißt KOPF SCHWEINE STERBEN und ist im Marianne Leim Verlag erschienen. Was ist dies den für ein Verlag und was ist dies für ein Buch? Über was schreibst Du denn darinnen und wen möchtest Du erreichen mit Deinen Texten?

Der Marianne Leim Verlag ist ein kleiner Hamburger Verlag, der von einem wortverliebten Pärchen ins Leben gerufen wurde. Die Beiden haben sich für meine Schreibe begeistert und wollten ein Buch mit mir machen und schwupps, kam Kopf Schweine Sterben zur Welt. In erster Linie geht es in meinem Buch um Menschen, Verlieben, Verleben und all das, was irgendwie nebenbei passiert.

Wen ich damit ansprechen will? Liebchen vielleicht? Menschen? Dich? Deinen Nachbarn? Leere Schubladen? Vielleicht auch Frau Merkel – aber ich glaube, die liest nicht so gern.

Dir wird Ehrlichkeit in Deinen Texten nachgesagt. Dies halte ich – aufgrund meiner eigenen Erfahrungen – für schwierig. Diese Ehrlichkeit gibt es doch gar nicht, schon dadurch bedingt, dass unser Gehirn Ereignisse gern auch mal anders abspeichert, als sie geschahen. Wie kommst Du an Deine ehrlichen Momente heran? Gibt es da Tipps und Tricks? Ist es schwierig, ehrlich zu sein?

Ehrlichkeit? Du hast da eigentlich schon alles vorweg gesagt. Jeder konstruiert sich seine “Ehrlichkeiten” und jeder interpretiert diese anders. Was ist ehrlicher? Ein Text, der von einem verliebten Paar erzählt oder vielleicht einer, der eine Frau beschreibt, die in ihrer Traumwohnung ein gar nicht so traumhaftes Leben führt? Schlussendlich legt doch der Leser fest, wo er meine oder eben seine Ehrlichkeit entdeckt. Ich versuche lediglich mich, mein Umfeld und alles, was irgendwie natürlich und ja, menschlich erscheint, zu erfassen und wiederzugeben. In schön, hässlich, lieblich, wütend, hart oder weich.

Du lebst in Berlin, bist Großstadtfrau mit jedem Millimeter Deines Seins. Wird Berlin immer Dein Lebensmittelpunkt bleiben? Oder treibt’s Dich weiter? Wo würdest Du denn gern leben und warum?

Großstadtfrau? Bin ich? Wer hat denn diese Mär gestreut?

Berlin soll keinesfalls mein Lebensmittelpunkt bleiben. Ich bin sehr dankbar und froh, hier zu leben und ich weiß um die Vor- und Nachteile dieser Stadt, aber ganz sicher wird es mich irgendwann, zu gegebener Zeit, woanders hintreiben. Wo das sein wird, weiß ich nicht und muss ich auch noch nicht wissen.

Nur 4 % der in Deutschland lebenden Autorinnen und Autoren können von ihrer Schreiberei leben. Da gehörst Du ja – denke ich mal – noch nicht dazu. Wovon lebst Du, wer ist Frau Biber, wenn sie mal nicht Frau Kopf ist?

Frau Biber ist Tochter, Freundin, Lebensgefährtin, Schwester, Denkende, Zweifelnde, Lachende und irgendwas mit Mensch. Hat sich bisher bewährt und ich gedenke, weiterhin genau das zu sein.

Wovon ich lebe? Luft, Liebe, Worte, Käse, Orangensaft und ab und an sitze ich mal in einem Büro und befasse mich mit Dingen, die erwachsene Menschen so im Alltag bestreiten müssen.

Warum hast Du Dir denn eigentlich Deine grandiose Haarpracht gekürzt. Das war ja schon schmerzhaft beim Zusehen!

Warum? Es genügt irgendwann, wenn man Schlangen und Wirres im Kopf spazieren trägt. Es war an der Zeit und vor allem wollte ich mich mal etwas von kratzigen Altlasten befreien. Das hat fabelhaft funktioniert und tat auch gar nicht weh.

Danke für Deine Antworten. Ich freue mich auf Deinen Auftritt!

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