Publikumsbefragungen ergaben, dass sich viele Bachfest-Besucher mehr Kantaten in den großen Abendkonzerten wünschten. Die Festivalmacher haben reagiert. Am späten Sonntagnachmittag waren gleich fünf Werke am Stück in der Nikolaikirche zu hören.

Die fünf Kantaten gehörten allesamt zu Bachs erstem Leipziger Kantatenjahrgang 1723/24, der in diesem Jahr schwerpunktmäßig musiziert wird. 23 Werke stehen zyklisch auf dem Spielplan. Concerto Köln und der Knabenchor Hannover eröffneten ihr Konzert unter Leitung von Jörg Breiding mit einer Ostermusik. „Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret“ erklang in den Leipziger Kirchen am 1. Ostertag 1724. Es folgten die Kantaten „Mein Gott, wie lang, ach lange“, „Sie werden aus Saba alle kommen“, „Herr, wie du willst, so schicks mit mir“ und „Singet dem Herrn ein neues Lied“.

Musikalisch war der Abend jedenfalls das Eintrittsgeld wert. Jörg Breiding und der von ihm geleitete Knabenchor verstehen sich – wie heute die Leipziger Thomaner – in einer romantischen Klangtradition. Der renommierte Chor ist groß besetzt. Der wuchernd-breite Chorklang hebt sich deutlich von dem schmalspurigen Sound kleinerer Chöre ab, die sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet fühlen. Breiding hat seine jungen Sänger perfekt auf die anspruchsvolle Bach-Literatur eingestellt. Keinem Sänger sind die Anstrengungen der intensiven Proben anzumerken, die der Aufführung vorausgingen.

Unter den Solisten gefiel besonders Peter Kooji. Der Routinier verzückte die Zuhörer mit seiner helltönigen Bassstimme. Am Freitag wird der Niederländer im Alten Rathaus mit der Bach-Medaille ausgezeichnet werden.

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