Es geht um die liebe Liebe. Denn die macht auch in Corona-Zeiten keine Pause. Auf der Terrasse der Moritzbastei feiert am Donnerstag, den 13. August, das Stück „Romantische Viecher“ Premiere. Die letzten dreieinhalb Wochen wurde unter der Sommerhitze final geprobt, bis Ende August spielt die TheaterTurbine unter freiem Himmel das Spiel der Gefühle.

Es ist ein „farbenfroher Exkurs durch die unterschiedlichen Wallungen und Temperaturen und Aspekte, die die Liebe so mit sich bringt“, beschreibt Ina Gercke das Stück, das durch gemeinsame Improvisation entstanden ist. Gemeinsam mit Aron Crämer führt sie Regie, sechs Schauspieler/-innen tauchen ein in die unterschiedlichsten Facetten dieses Gefühls, über das schon so viel gesprochen und geschrieben wurde.

Es ist die erste Produktion seit dem Beginn der Pandemie und die Freude dementsprechend groß. „Es ist auch immer noch ein wenig ein Zittern, weil man nicht weiß: ‚Kommen neue Maßnahmen?‘ Mit einem Fuß war man immer damit konfrontiert, dass das Ganze auch wieder abgeblasen werden könnte“, beschreibt Ina die schwierige Situation.

„Dieser Zweifel war am Anfang auch ein Problem. Man kommt so nicht in die Motivation rein.“ Nachdem der erste Proben-Block, der für Februar angesetzt worden war, nicht stattfinden konnte, hingen die Künstler/-innen in der Luft. „Wir mussten uns auch fragen: Lassen sich alle Beteiligten auf dieses Risiko ein?“ Irgendwann hätte sich das Team aber entschlossen, vom Besten auszugehen. Und begann im Juni mit den Proben.

Probenphase, Einzelinterviews, Improvisation

Dafür wurden zunächst ein paar Gläser Rotwein und intime Gespräche angesetzt. In Einzelinterviews setzte sich das Regie-Autor-Duo mit den Darsteller/-innen zusammen und teilte die eigenen Erfahrungen miteinander. „Single, verheiratet, getrennt, frisch verliebt; es war total schön, von jedem Einzelnen so viel Persönliches zu erfahren. Natürlich haben auch Aron und ich aus unserem Nähkästchen geplaudert.“

Es folgten zwei Wochen reine Improvisation. „Wir haben den Schauspieler/-innen Emotionen und Charaktereigenschaften blind ziehen lassen, die mit der Liebe zu tun haben. Aus Aussagen wie ‚Ich habe Angst vor Nähe‘ sollten sie ihre Figuren kreieren.“ So entstand über Zwischenstationen, wie einer Speeddating-Situation oder dem ersten Streit etwas Soap-ähnliches. So, dass die Beteiligten selbst nicht wussten, was am nächsten Tag passieren und wie sich die einzelnen Liebesgeschichten entwickeln würden.

Worum gehts bei den romantischen Viechern?

Entstanden ist ein Stück, das die verschiedensten Genres, Erzählweisen und Nuancen zusammenbringt. Von Slapstick-Komik über Tanz und Gesang hin zu Dramatik sollen die Zuschauer/-innen entführt werden in die Facetten der Liebe. „Wir haben außerdem eine reflektierende Ebene eingeführt, fast wie ein Research-Aspekt, auf dem sich die Figuren damit auseinandersetzen, was Liebe überhaupt ist. Wie war es früher, wie ist es heute? Wie hat sich unser Flirtverhalten durch die sozialen Medien verändert?“

Gar kein leichtes Thema unter Abstandsregeln und Mundbedeckung. Den Umgang mit den pandemiebedingten Maßnahmen sieht die Regisseurin zweischneidig. „Auf der einen Seite steht natürlich die Frage ‚Warum ist die Kunst nicht systemrelevant?‘ Auf der anderen Seite stimmt es natürlich, dass wir nicht an erster Stelle stehen, wenn es um Leben, Tod und Gesundheit geht.“

Und will denn die Kunst überhaupt systemrelevant sein? „Wir wollen doch die Anecker sein, die Andersdenker und die Gesellschaft aufrütteln. Deswegen finden wir andere Wege, um trotzdem arbeiten zu können.“ Da spiele das kreative Potenzial eine Rolle, aus schwierigen Situationen etwas machen zu können. Wie viele andere Ensembles stellte auch die TheaterTurbine ein Streaming-Programm auf die Beine.

Trotzdem ist es eine Erleichterung, wieder vor Publikum spielen zu können.

Bis zum 30. August wird das Stück fast täglich aufgeführt. Die Karten dafür gibt’s an der Vorverkaufsstelle der Moritzbastei am Kurt-Masur-Platz oder unter www.tixforgigs.com

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