Seit gestern hat sich eine tätliche Auseinandersetzung, welche am 5. Januar kurz nach 13 Uhr am Cottaweg begann, als Debatte ins Netz verlagert. Vier tatverdächtige Mitarbeiter des Zirkus "Aeros" hatten nach ersten Erkenntnissen der hinzugerufenen Polizei demonstrierende Tierrechtler angegriffen und zum Teil erheblich verletzt. Ein vorliegendes Handyvideo bestätigt den Verdacht, dass die Zirkusmitarbeiter hierbei einigen Verfolgungseifer an den Tag legten. Die Polizei ermittelt.

Die vorliegende Video-Sequenz stammt von einer eilig angeschaltenen Handykamera, die Bilder wackeln. Vier Männer sind zu sehen, wie sie einen fünften, welcher sich passiv verhält, bedrohen. Kurz darauf stürmen die äußerst robust aussehenden Herren wie auf Kommando gemeinsam heran. Der Filmende flieht, jedoch erfolglos – kurz darauf ist die Kamera aus, die Verfolger scheinen ihn erreicht zu haben. Dies ist ganz offensichtlich nur ein Teil der tätlichen Auseinandersetzung, bei welchen am gestrigen Sonntagnachmittag vier Mitglieder des Tierbefreier e.V. vor dem vorerst letztmalig in Leipzig gastierenden Zirkus “Aeros” durch Mitarbeiter während einer genehmigten Demonstration teils schwer verletzt wurden.

Auf Nachfrage der L-IZ.de schildert Uwe Voigt, Pressesprecher der Leipziger Polizei, die ersten Ergebnisse der Befragungen nach dem Einsatz vor Ort aus Sicht der ermittelnden Behörde: “Durch vier namentlich bekannte Mitarbeiter des Zirkus wurden die Aktivisten zunächst angesprochen. Anschließend gab es eine wörtliche Auseinandersetzung, in deren Folge durch die Mitarbeiter des Zirkus, vier Aktivisten körperlich geschädigt und geschlagen wurden. Ausgangspunkt war angeblich die Tatsache, dass sich die Aktivisten auf dem gepachteten Gelände des Zirkus bereits aufgehalten hätten, während die Aktivisten ihre genehmigte Versammlungsanmeldung durch das Ordnungsamt dagegen hielten.”
Das hierbei in der Folge nur eine Seite der Debattierenden schlagende Argumente einsetzte, scheint sicher. Auf Nachfrage erklärt Voigt: “Gegen die vier Tatverdächtigten wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.”, gemeint hier die Gruppe der Mitarbeiter des Zirkus.

Längst ist darüber hinaus eine Debatte im Netz entbrannt. Während sich Mancher auf die Seite der Zirkusleute stellt und die Mittel gut heißt, ist die überwiegende Mehrheit der L-IZ – Leser eher geschockt über den Angriff auf eine genehmigte Demonstration und die offensichtliche Gewaltbereitschaft von Menschen, die sonst Kinder belustigen. Der Zirkusleitung, welche sich auf die Nachfrage der L-IZ noch nicht zu den Vorgängen geäußert hat, dürfte hingegen der entstehende Imageschaden durchaus bewusst sein. Die Ablehnung von Tierschutzorganisationen scheint beim Zirkus “Aeros” Tradition zu haben. Bei Facebook ist man eher mit Anti-PETA-Seiten verbunden, eine weitere Verbindung führt zum “Aktionsbündnis ‘Tiere gehören zum Circus'”. Von Tierschützern fühlt man sich scheinbar eher verfolgt und drangsaliert.

Der Zirkus “Aeros” selbst wird erst einmal eine Weile nicht in Leipzig gastieren. Die Vorgänge vom gestrigen Tag dürften jedoch für die vier Mitarbeiter ein Nachspiel vor einem Gericht der Messestadt haben. Insbesondere der Vorwurf seitens der Tierrechtler, die Gruppe hätte bei einer am Boden liegenden Person gemeinschaftlich nachgetreten, könnte dann Gegenstand der Verhandlung werden.

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