Die Geschichte erinnert ein wenig an den deutschen Film "Das Leben der Anderen", welcher 2006 unter anderem durch Darsteller Ulrich Mühe die tägliche Arbeit der Stasi erfahrbar machte. Durch Zufall entdeckten linke Aktivisten in Leipzig-Connewitz eine Überwachungsanlage, wie sie unter anderem von Behörden benutzt wird. Die Technik war in einem verlassenen Altbau in der Simildenstraße installiert.

Die Fenster des Altbaus sind stark verschmutzt. Bis auf eine kleine Stelle. Das fiel vergangene Woche Antifa-Aktivisten auf. Sie schauten nach und machten den überraschenden Technik-Fund. Die Unbekannten fotografierten die Anlage. Die Bilder landeten am Freitag beim linken Nachrichtenportal “Indymedia”.

Noch ist unbekannt, wem die Überwachungsanlage gehört und wer sie dort warum aufgestellt hat. Die linke Szene tippt auf eine Sicherheitsbehörde. Die Leipziger Polizei ist mittlerweile um Klärung bemüht, sagt aber auch noch nichts. “Den von Ihnen geschilderten Sachverhalt haben wir zur Kenntnis genommen”, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt am Dienstag zu L-IZ.de. “Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir dazu keine Angaben machen.”
Wem könnte die Überwachung gegolten haben? In dem Mehrfamilienhaus direkt gegenüber leben in erster Linie Wohngemeinschaften. “Es handelt sich eben viele Linke und generell manche komische Gestalten”, erzählt ein Anwohner. “Fast jeder könnte in Frage kommen.” Ein weiteres mögliches Ziel: Der Szenetreff “Similde” schräg gegenüber. Dessen Vordereingang ist von dem Fenster, hinter dem die Mini-Kamera gestanden haben soll, gut einsehbar.

Videoüberwachung ist ein Thema, welches in den vergangenen Wochen wieder vermehrt die Connewitzer Szene bewegt. Kürzlich meldete ein Leipziger Antifa-Portal, der Herderpark würde verdeckt mittels Überwachungskameras observiert werden. Diese seien an einem benachbarten Wohnkomplex montiert.

Bei genauerer Betrachtung der Anlage stellt sich jedoch heraus: Keine der Kameras ist direkt auf den Park ausgerichtet. Auch die Kreuzung Biedermann-/Stockartstraße liegt nicht im direkten Blickfeld der Kameras. Gefilmt werden Hauseingänge und Wege, die um das Gebäude herumführen. Hinzu kommt, dass die Kamerahalterungen mit der Fassade verputzt sind. Bedeutet: Die Überwachungsvorrichtung ist älteren Datums.

Derzeit muss man wohl davon ausgehen, dass Mutmaßungen im Raum stehen, für die weitergehende Belege Mangelware sind. Im Frühjahr 2013 meldete “Indymedia”, ein Leipziger Aktivist habe unter seinem Auto einen Peilsender entdeckt. L-IZ.de gelang es seinerzeit, mit einem Aktivisten aus der Antifa-Gruppe zu sprechen, die hinter der Meldung steckte. Der junge Mann erwies sich als unglaubwürdig.

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