Im Prozess um den Messerangriff in einem Lebensmittelgeschäft in der Eisenbahnstraße hat am Mittwoch die Lebensgefährtin des Opfers ausgesagt. Die 18-Jährige hatte am 18. Dezember 2014 von einem gegenüberliegenden Döner-Imbiss aus mit ansehen müssen, wie ihr zur Tatzeit 21-jähriger Freund mit blutender Wunde im Bauch aus dem Geschäft gestrauchelt kam. Der Täter hatte vergebens versucht, sich in dem Schnellrestaurant der Tatwaffe, einem spitzen Küchenmesser, zu entledigen.

Nicole T., eine zierliche junge Frau, ist seit etwa 15 Monaten mit Fatih B. (22) liiert. Vor einem halben Jahr kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Das junge Paar ist seitdem verlobt. Am 18. Dezember war die Schülerin mit Freundinnen im Leipziger Osten unterwegs. Gegen 17:45 Uhr kehrte die Gruppe auf der Eisenbahnstraße in das Bistro “Haci Baba” ein. Vor dem Imbiss traf die Mutter kurz ihren tunesischstämmigen Lebensgefährten, der anschließend das Lebensmittelgeschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite betrat.

An der Fleischtheke stach ihn sein Landsmann Moatez C. (28) ein spitzes Küchenmesser in den Bauch. Die Gründe für die Tat sind unklar. C. gab bei Gericht an, er habe sich von seinem Opfer, das ihm zuvor zwei Mal überfallen und um Geld erpresst habe, bedroht gefühlt. Beweise für die schweren Vorwürfe blieb der Angeklagte bislang schuldig. Fatih B. stritt die Vorwürfe bei Prozessauftakt ab. Täter und Opfer hatten sich in einer Leipziger Flüchtlingsunterkunft kennengelernt.

Nach der Tat stürmte Moatez C. aus dem Geschäft und lief ins Restaurant gegenüber. “Moatez war hektisch”, berichtete T. In Panik versuchte er, die Tatwaffe loszuwerden. Der Wirt verwies ihn jedoch des Ladens. Daraufhin flüchtete der Angreifer mit einer Straßenbahn. Die Tatwaffe entdeckten Polizisten später in Tatortnähe. Fatih B. strauchelte mit blutender Bauchwunde aus dem Lebensmittelladen. “Schatz, alles wird gut”, flüsterte er seiner geschockten Freundin zu. Ärzte der Uni-Klinik retteten dem Schwerverletzten in einer Not-Operation das Leben. Die Staatsanwaltschaft hat Moatez C. wegen versuchten Mordes angeklagt. Der Vorsitzende Hans Jagenlauf wies die Beteiligten am Mittwoch allerdings darauf hin, dass die Bluttat möglicherweise auch nur als versuchter Totschlag zu bewerten sei. Der Prozess wird fortgesetzt.

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