Im Sommer 2024 schlug die Polizei zu, nachdem ein Hinweis aus den USA gekommen war: Ein Leipziger Vater soll seine eigene Tochter immer wieder sexuell missbraucht, zudem dutzendfach Bildmaterial mit Missbrauch von Kindern genutzt haben. Am Dienstag, dem 21. Januar, wurde vor dem Landgericht Leipzig der Strafprozess gegen den 39-Jährigen eröffnet.
Der Messengerdienst Kik wurde im Jahr 2024 auf Aktivitäten aufmerksam, bei denen immer wieder massenhaft übles Bildmaterial zu sehen war, das Missbrauchshandlungen gegen Kinder unter 14 Jahren zeigte. Seine Erkenntnisse leitete der Anbieter an die Organisation NCMEC (National Centre for Missing and Exploited Children, zu Deutsch „Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder“) weiter, eine gemeinnützige Organisation in den USA, die durch die dortige Politik mit Fördergeldern ausgestattet wird.
Hinweis wurde nach Deutschland weitergeleitet
Eine dortige „CyberTipline“ erfasste konkrete Daten, die beim BKA in Deutschland und schließlich beim LKA Sachsen landeten. Die Spur führte zu einem Vater aus Leipzig, der im Sommer 2024 ins Visier der Fahnder geriet. Seit Dienstag steht Mark B. unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, Missbrauchs von Schutzbefohlenen und sogenannter Kinderpornografie vor dem Landgericht.
Staatsanwältin Yvonne Kobelt warf dem 39-Jährigen in ihrer längeren Anklageschrift eine ganze Reihe an Tathandlungen vor. Demnach habe sich der gelernte Verkäufer seit Anfang 2024 mehrfach brutal an seiner damals 3-jährigen Tochter Carla (Name geändert) vergangen, unter anderem auf einem Bett oder während das Kind in der Badewanne war.
Mehrfach soll Mark B. derlei Taten begangen, diese auch aufgezeichnet und über das Netz weitergeschickt haben.
Vielzahl an Missbrauchshandlungen auf dem Rechner
Zudem habe der Leipziger bis zu seiner Verhaftung in einer Vielzahl von Fällen Video- und Bildmaterial auf seinem Rechner gehabt, das oft Mädchen, aber auch Jungen erkennbar unter 14 Jahren bei sexuellem Missbrauch durch Erwachsene vorführte: Offenbar gab es kein schockierendes Szenario, das nicht denkbar war – und bei dem sich rechtschaffenen Menschen der Magen umdreht. Eines der hier gezeigten Kinder soll erst schätzungsweise vier Jahre alt gewesen sein.
Als die mutmaßliche Aktivität von Mark B. durch Algorithmen aufgeflogen und nach längerem Durchlauf auf dem Schreibtisch des LKA Sachsen gelandet war, verdichtete sich seitens der Ermittler schnell der Verdacht. Im Juli 2024 folgte eine Wohnungsdurchsuchung und schließlich klickten die Handschellen.
Verteidiger kündigt Aussage an
Der Anklageverlesung folgte Mark B. am Dienstag mit gesenktem Blick, zum Teil vergrub er das Gesicht in den Händen. Verteidiger Philipp Hillingmeier kündigte an, dass sein Mandant am nächsten Verhandlungstag persönlich zu den schweren Vorwürfen Stellung nehmen wolle. Für diesen Teil des Prozesses könnte die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen werden.
Carlas Mutter tritt im Verfahren als Nebenklägerin auf. Die Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Bernd Gicklhorn unterbrach die Verhandlung am Dienstag nach Vortrag der Anklageschrift für ein nichtöffentliches Rechtsgespräch, bei dem für den Fall eines glaubhaften Geständnisses ein möglicher Strafrahmen abgesteckt werden könnte. Bei einer Verurteilung drohen Mark B. viele Jahre hinter Gittern.
Drei weitere Termine sind am Landgericht bis 11. Februar geplant.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher