Er soll im August 2024 mit einem Messer auf seine Partnerin in Markranstädt eingestochen und sie schwer verletzt haben, die Anklage geht von einem versuchten Mord aus: Ein 70-jähriger Rentner steht deswegen aktuell vor dem Leipziger Landgericht. Am Freitag legte Ralf M. zum zweiten Verhandlungstag im Prozess ein Geständnis ab.

An den Abend des 22. August 2024 habe er nur wenig Erinnerungen, so Ralf M., aber die Anklage gegen ihn sei zutreffend: „Ich weiß, dass ich was Schlimmes gemacht habe“, hieß es in einer Erklärung, die Verteidigerin Henrike Wittner für ihren Mandanten verlas.

Staatsanwaltschaft geht von Mordversuch mit Messer aus

Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft dem 70-Jährigen vor, am Tatabend gegen 22:50 Uhr bei einer häuslichen Auseinandersetzung in Markranstädt, Ortschaft Räpitz, auf seine Lebenspartnerin Marion K. (Name geändert) mit einem Küchenmesser eingestochen zu haben.

Dabei sollen die Worte „Das war dein letzter Tag“ gefallen sein, wobei der Tod des Opfers laut Anklageschrift zumindest billigend in Kauf genommen wurde. Die 58-jährige Marion K. erlitt schwere Verletzungen, überlebte den Angriff aber glücklicherweise und tritt als Nebenklägerin im Verfahren auf.

Geständnis, aber kein klares Motiv

Doch was war der Grund für die Messerattacke? In seinem Geständnis lieferte Ralf H. kein klares Motiv. Tagsüber habe er Bier konsumiert und dies abends am Fernseher fortgesetzt, so der gelernte Betonbauer, der auch später im Bauwesen tätig war. Womöglich hätten ihn Beschimpfungen oder Kommentare von Marion K. aufgeregt: „Was in mich gefahren ist, kann ich mir selbst nicht erklären. Ich muss innerlich hochgefahren sein, weil ich mich geärgert habe.“

Zumindest meinte er sich zu entsinnen, dass der Tatort auf dem Hof des Anwesens gewesen sein könnte: Er wisse noch, dass Marion K. ihm einen Laubbesen entgegendrückte und sich nach dem Angriff ein Handtuch auf den Körper presste, ehe sie selbst Hilfe rief, so der Angeklagte: „Dann kam die Polizei. Sie riefen, dass ich herauskommen soll, das habe ich gemacht. Ich wurde auf den Boden gedrückt und gefesselt.“

Alkohol war ein dauerhaftes Problem

Auch zu Marion K. äußerte er sich: Er habe sie schon gekannt, als sie zwölf war, sagte Ralf M., ging damals bei ihrer Familie ein und aus. Ein Paar geworden sei man im Erwachsenenalter, da war sie etwa 30. Aus der Beziehung entsprossen zwei Kinder im Alter von heute 25 und 27 Jahren, so Ralf M., der bereits eine Tochter aus früherer Ehe hat.

Im Verhältnis zum späteren Opfer gab es immer mal „Zoff“, gerade sein Alkoholkonsum sei ein Problem gewesen. Nach eigener Aussage trank Ralf M. seit den neunziger Jahren in größerer Menge und vor allem Bier, mit gelegentlicher Abstinenz, die er nie dauerhaft durchhielt. Gewalt habe in der Beziehung aber keine Rolle gespielt, gab Ralf M. auf die Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Antje Schiller zu Protokoll.

Angeklagter kündigt symbolische Wiedergutmachung an

Das Markranstädter Haus gehört nach Angaben des Angeklagten seiner Partnerin. Seit der Sohn als Teenager die Freundin mit nach Hause brachte, sei ihm die Situation so beengt gewesen, dass er einen Ausbau vornahm und sich einen eigenen Wohnbereich schuf. An die Lebensgefährtin habe er Miete gezahlt, so Ralf M., den Vertrag habe ihm Marion K. wenige Tage nach der Gewalttat gekündigt.

„Es geht den Umständen entsprechend“, meinte der Rentner auf die Frage, wie er jetzt in der U-Haft zurechtkäme. Seit 1998 hatte er offenbar drei Herzinfarkte und leidet an Bronchitis, wohl einer Konsequenz der vielen Jahre auf Baustellen. „Mich beschäftigt sehr, was ich angerichtet habe. Ich weiß, dass ich es nicht wiedergutmachen kann.“ Zumindest werde er von seiner kargen Rente Geld an das Opfer zahlen, kündigte Ralf M. an.

Im Prozess wird unter anderem noch ein psychiatrisches Gutachten erwartet. Vier weitere Verhandlungstage sind vorgesehen.

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