Die Stadt will das ehemalige Polizeiverwaltungsgelände am Lindenauer Hafen zu Grün- und Erholungsflächen umgestalten. Durch einen Flächentausch mit dem Freistaat Sachsen ist die Stadt an das Gelände gekommen. Und eine Umwandlung hin zur Grünfläche erscheint an dieser Stelle logisch. Aber eine Initiative kämpft darum, aus den Gebäuden einen Lebensmittel-Port zu machen. Hier soll ein Ankerpunkt für die regionale Lebensmittelwirtschaft geschaffen werden und das Ernährungscluster in der Region Leipzig gestärkt und ein Leuchtturmprojekt geschaffen werden. Ein gemeinsamer Antrag von SPD und Grüne wird jetzt aktuell.

In der Fragestunde in der Februar-Ratsversammlung wurde diese Interessenkollision deutlich, als Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal Rede und Antwort stehen musste. Die Stadt hatte die Revitalisierung der Fläche bisher ohne Beteiligung der Öffentlichkeit vorangetrieben und schon den Abriss der Gebäude auf dem Plan.

Doch schon im Dezember haben die Fraktionen von SPD und Grünen sich zusammengetan und beantragten eine Änderung der städtischen Pläne. Sie wollen, dass die Stadt die „Einrichtung eines Lebensmittel-Ports auf dem ehemaligen Polizeigelände auf der Westseite des Lindenauer Hafens“ ermöglicht. Der Antrag wird jetzt für die Ratsversammlung greifbar.

„Wenn es ernsthaft gewollt ist, dass unsere Bauern in der Region nachhaltiger und klimagerechter produzieren, brauchen sie unsere Unterstützung und wir brauchen kurze Wertschöpfungsketten zum Verbraucher, um die großartigen Produkte bezahlbar in der Stadt anbieten zu können. Außerdem entspricht die Umsetzung solcher Themen der EKSP-Strategie der Stadt Leipzig und bietet viele Möglichkeiten, die Stadt-Umland-Beziehungen nachhaltig zu stärken“, begründen die beiden Fraktionen ihren Antrag.

Und sie merken recht kritisch an, dass die Stadt hie einfach nur ein paar alte Pläne verfolgt, ohne jüngere Entwicklungen ins Auge zu fassen. „Die Pläne für eine vollständige Renaturierung der westlichen Seite des Lindenauer Hafens stammen aus dem Jahre 2010. Nach wie vor ist eine weitestmögliche Entsiegelung und Renaturierung von Flächen erstrebenswert, ist jedoch dort zu hinterfragen, wo dafür intakte und nachnutzbare Gebäude abgerissen werden müssen.

Zugleich hat in Zeiten von Klimawandel und Zero-Waste-Strategie ergänzend zu einem Landschaftspark auch die Produktion und der B2B Verkauf nachhaltiger Lebensmittel seinen Platz und seine Berechtigung. Dem kann mit einer Nachnutzung der vorhandenen Gebäude entsprochen werden. Zudem entspricht der Erhalt der in den vorhandenen Gebäuden gebundenen Grauen Energie den Zielsetzungen der Stadt.“

Es geht auch um nachhaltige Lebensmittel

Sie haben ihren Antrag als Prüfauftrag formuliert, sodass das Umweltdezernat Spielraum hätte, seine Pläne zumindest in Teilen abzuändern.

Denn dabei kann man die für einen Lebensmittel-Port notwendigen Flächen im Erbbaurecht an Interessenten geben, also beim Abriss einfach aussparen. Während die restlichen Flächen weitestmöglich entsiegelt werden und teilweise als Biotopflächen sowie für Ausgleichsmaßnahmen für Versiegelung an anderer Stelle im Stadtgebiet genutzt werden können.

Und bei der Gelegenheit könnte man genau hier „eine nachhaltige Lebensmittelstrategie für eine lebendige Großstadt unter der Maßgabe, eine Verdrängung schon bestehender ähnlicher Versorger in der Nähe (Schönauer Fischhalle) zu vermeiden und im besten Fall Synergien herzustellen“ umsetzen.

Es ist also der Vorschlag für einen Kompromiss, der der Initiative für den Lebensmittel-Port entgegenkommen, aber einen Teil des Geländes eben doch für Entsiegelung und Begrünung freigeben würde.

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Es gibt 7 Kommentare

@Hearst ++Ein sinnvoller Vorschlag! Unterbreitet diesem Vorschlag der LIS und dem Stadtrat z.B. über eine Einwohneranfrage oder Petition.

Wieso nicht eine Privatschule (international) für 2000 Schüler, Baracken gibt es gleich mit dazu.

Wie sich das ganze weiter Entwickelt ist aktuell noch offen. Zunächst muss die Stadt erst einmal nachhaltig informieren, wieviel Ökopunkte mit ihren Maßnahmen erreichen wollen. Auf unsere Nachfrage innerhalb der Einwohnerfragestunde gab es dazu keinerlei Informationen. +++https://www.youtube.com/watch?v=xQtJ8pNdScQ

Hm.
Ziel ist die Entsiegelung, aber die Initiative will eigentlich das ganze Areal – so meine Lesart der Homepage – weiternutzen?
In umgegrabenem und renaturiertem Zustand rund um alle Gebäude?

Dort soll also groß produziert und gelagert werden. Handwerk und Café ist geplant.
Das induziert jede Menge Verkehr. Bedacht?

Wo viele Menschen sind, sind auch Bedürfnisse nicht weit. Ist das Grundstück entsprechend erschlossen, mit Strom, Wasser, Abwasser, Internet, oder taucht das dann später als zu klärendes Problem auf?

Auch wenn die Renaturierung 2010 geplant wurde, ist das Thema ja eigentlich aktueller denn je – ich sehe hier viele Fragezeichen für diese Idee.

Ein oder zwei Häuschen dort zu nutzen, hielt ich noch für realistisch, aber die Homepage zeichnet hier das Bild einer großen LPG-Verwaltung…

Die Stadt will das Areal sicher für eine Entsiegelungskompensation nutzen, und hat dafür wertvolle Flächen eingetauscht. Wer kompensiert ihr den Verlust, wenn dort nun eine private Initiative wohnen möchte?

Vielleicht versuchen einmal die Grünen und die SPD mit den Petenten ins Gespräch zu kommen.

Bevor die Stadtverwaltung etwas realisieren will / kann, muss erste einmal unsere O-Line-Petition vom 24.03.2025 Gesch.Z. VIII/2025/194 in den Umlauf aufgenommen und realisiert werde.

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