Es ist ein beliebtes Spiel des Leipziger Standesamtes geworden, am Beginn eines Jahres zurückzublicken und die Geburtsnamen der Neuleipziger aus dem Vorjahr zusammenzusammeln. Heraus kommt wie gewohnt eine kleine Hitliste der in Leipzig beliebtesten Vornamen, schön getrennt nach Mädchen und Knaben. Glaubt man den Einordnungen einschlägiger Vornamens-Portale im Netz, ist Leipzig wieder am Beginn des letzten Jahrhunderts angekommen, wenn es um die Namen für die Buben und Mädchen geht. Denn auch die Emma feiert eine Wiederkehr aus dieser Zeit, dicht gefolgt von Emilia.

Als Erich Kästner 1929 seinen Protagonisten „Emil“ (und die Detektive) nannte, wusste er, was er tat. Der Name war extrem beliebt und so verbreitet, dass sich viele Jungs vom Kinderbuch-Welthit angesprochen fühlen konnten. „Der Vorname Emil war vor 1938 sehr populär und ist seit Ende der 1990er Jahre wieder in der deutschen Vornamenhitliste vertreten.“, so das Portal beliebte-vornamen.de zum erneuten Sieger nach 2016 auch 2017 bei den Jungennamen für Neugeborene in Leipzig.

Immerhin 63 neue Emils werden also bald über die Spielplätze der Messestadt toben und hoffentlich ordentlich Blödsinn anstellen. Denn immerhin bedeutet der lateinische Vorläufer ja “der Eifrige”. An ihrer Seite dann die noch zahlreicheren 77 Emmas, dicht gefolgt von den weiblichen Emils, den 53 Emilias, und so mancher Mia (50). Oder eben umgekehrt, die Emma – 1890 bis ca. 1910 schon einmal extrem beliebt bei den Vornamen – vorneweg, den Oskar (Platz 2, 59 mal) hinter sich herziehend.

Denn frech, kurz und knackig klingen sie irgendwie alle, die Sieger der Leipziger Namens-Hitliste. Und wie aus den 20er und 30er Jahren auch, denn mit Platz 2 bei den Jungs ist der „Oskar“ auch aus der Zeit um 1900 wieder da.

Wie auch Ben (57), Paul (51) und Karl (48), während der heilige Michael, Samuel oder gar Adam und Eva gänzlich in Ungnade bei den namensgebenden Eltern gefallen scheinen. Das biblisch nachgehauchte Mittelalter ist namentlich 2017 in Leipzig praktisch ausgefallen: Sophie, Marie (nun auf Platz 11), Johanna, Maria, Anna und Luise sind nicht mehr in den Top Ten der Mädchennamen.

Und nur ein Name mit direktem Bibelbezug schaffte es bei den Jungs, der jedoch mit gehöriger Symbolkraft: Archebauer Noah machte mit 43 neuen Namensträgern in Leipzig den höchsten Neueinstieg 2017, gleichauf jedoch mit dem flotten Theo (auch 43), dann der freche Felix (42) und der kenntnisreiche Finn (39) aus dem gälisch-skandinavischen. Dafür hat sich zum Beispiel Elias aus den Top Ten verabschiedet und auch der makedonische Welteneroberer Alexander, der italo-romanische Luca und der griechische Theodor sind nicht mehr so beliebt.

Bliebe noch zu fragen, was es bedeutet, wenn die Neugeborenen wieder heißen, wie ihre Urgroßeltern und ein Sintflutüberlebender zurückkommt. Denn auch bei den Mädchen geht es mit Ella auf Platz 4 (46), Clara (45), Greta (40) und der Klara mit K (38) munter mit den Kurznamen aus dem letzten Jahrhundert so weiter. Althochdeutsch gehts dann eher bei Mathilda (38) weiter, bevor wieder die Charlotte (37) und die Paula (36) den Reigen der Anfang des 20. Jahrhunderts beliebten Namen fortsetzen.

Vielleicht einfach die Hoffnung und der Wunsch, es möge ihnen besser ergehen, als so manchem einer Generation, die gleich zwei große Kriege und die Teilung eines Landes erleben mussten. Vielleicht aber eben auch nur der Wunsch, das Kind möge einen einfachen und dennoch originellen Namen tragen. Man darf also gespannt sein, ob der Emil-Boom anhält und wie viele neue Emmas es in diesem Jahr noch werden. Vielleicht kommen ja aber auch der oder die eine oder andere Samira, Mehmet, Miriam, Amir oder Daniela vermehrt hinzu?

Dass Klaus und Torsten hingegen bald zurückkehren, ist wohl, wie auch bei Justin, Mandy und Ronny, kaum anzunehmen.

„Die meisten Eltern – insgesamt 4.254 – haben 2017 ihrem Kind übrigens nur einen Vornamen gegeben.“ Da ist also der spätere Rufname soweit klar. Aussuchen zwischen wenigstens zwei Vornamen können später dann mal „2.789 kleine Leipziger“, welche „jeweils zwei Vornamen“ tragen und die 264 Neugeborenen, die über die stattliche Anzahl von drei Vornamen oder mehr verfügen, so die Stadt abschließend.

Vornamen für Leipzig Neugeborene: die Hitliste 2017

Mädchen
1.        Emma (Anzahl: 77)
2.        Emilia (Anzahl: 53)
3.        Mia (Anzahl: 50)
4.        Ella (Anzahl: 46)
5.        Clara (Anzahl: 45)
6.        Greta (Anzahl: 40)
7.        Klara (Anzahl: 38)
8.        Mathilda (Anzahl: 38)
9.        Charlotte (Anzahl: 37)
10.      Paula (Anzahl: 36)

Jungen
1.        Emil (Anzahl: 63)
2.        Oskar (Anzahl: 59)
3.        Ben (Anzahl: 57)
4.        Paul (Anzahl: 51)
5.        Karl (Anzahl: 48)
6.        Anton (Anzahl: 46)
7.        Noah (Anzahl: 43)
8.        Theo (Anzahl: 43)
9.        Felix (Anzahl: 42)
10.      Finn (Anzahl: 39)

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