Es wurde viel Staub aufgewirbelt rund um das Thema Naturkundemuseum. Jetzt, wo der sich gelegt hat, der Blick wieder klar ist, stellt man fest, dass sich nicht wirklich viel bewegt hat. Zwar wird der dringend gebrauchte Präparator ab Mai im Museum fest arbeiten. Doch mit der Etatkürzung von annähernd 130.000 Euro bleiben nach wie vor viele große Probleme. Dazu beklagt ein frustrierter Direktor mangelnde Transparenz von Seiten der Stadt.
Die L-IZ hat nachgehakt, mit Museumschef Dr. Rudolf Schlatter zur gegenwärtigen Lage und über die Zukunftsaussichten des Museums gesprochen.
Einen Lichtblick gibt es ja mit der Rückkehr Ihres Präparators Herrn Diebitz. Sicher wartet viel Arbeit auf ihn, wenn er im Mai anfängt.
Ja, da hat sich jede Menge aufgestaut. Zum Beispiel die Präparate der deutschen Tiefseeexpedition von Carl Cuhn auf dem Dampfer “Valdivia” von 1898-1899. Dazu hatten wir anlässlich des Uni-Jubiläums eine Ausstellung mit den Exponaten gemacht. Cuhn war in Leipzig Zoologe gewesen. Nun haben wir festgestellt, dass die Tiefseepräparate in sehr schlechtem Zustand sind.
Was muss da getan werden?
Die Präparate befinden sich in Glasbehältern mit konservierender Flüssigkeit. Diese muss ausgetauscht werden. Das ist allerdings ein komplizierter Prozess, der große Fachkenntnis voraussetzt. Man kann da nicht einfach neuen Alkohol nachschütten. Das würde die Stücke zerstören. Das kann nur der Fachmann machen.Dabei wird es sicher nicht bleiben.
Natürlich nicht. Wir haben ja da noch die Sammlung des weltbekannten Präparators H.H. ter Meer. Dort hatte Herr Diebitz schon angefangen, als dann aber sein Vertrag nicht verlängert wurde. Dort muss er die begonnene Arbeit wieder aufnehmen. Denn wir wollen diesen Raum wieder neu herrichten. Anlässlich der 600-Jahrfeier der Uni hatte ich das Glück, zwei sehr schöne große Vitrinen zu übernehmen, die ich in verschiedene Ausstellungen einbauen und mit entsprechenden Exponaten bestücken will. Damit hat der Präparator schon mal mehr als genug zu tun.
Von den Präparaten zu den Finanzen. Da sieht es weiterhin eher düster aus.Da hat man fast 130.000 Euro vom Etat beschnitten. So kann ich meine Aufgaben, beziehungsweise die des Hauses, nicht wirklich erfüllen. Ich kann ja nicht hier den Sicherheitsdienst ein wenig kürzen, da an der Heizung ein wenig einsparen. Das ist, als ob ich einen großen Tisch mit einem zu kleinen Tuch bedecken will. Zieh ich an der einen Seite, fehlt es an der anderen. Aber um den Betrieb ein ganzes Jahr aufrecht zu erhalten, dafür reicht es nicht. Momentan laufen die Gespräche auf Hochtouren. Doch wenn zum Beispiel die Gelder für den Sicherheitsdienst beschnitten werden, wie es geplant ist, dann müsste ich in der zweiten Jahreshälfte das Haus an zwei Tagen, nämlich Freitag und Sonnabend, schließen.
Nicht Ihr einziges Problem.
Richtig. Da ist noch die mangelhafte Brandschutztechnik des Hauses. Diese entspricht immer noch nicht den gängigen Vorschriften. Aber ich habe keine Information, wann und wie es damit im Hause weitergehen soll. Darauf bin ich aber angewiesen, wenn ich meinen Jahresplan mit Sonderausstellungen erfüllen soll.
Von wie viel Geld reden wir hier?
Von rund 100.000 Euro. So viel ich weiß, ist das Geld aber noch nicht bereitgestellt. Man ist quasi auf der Suche danach, woher es kommen soll.
Das hieße, dass Sonderausstellungen nicht stattfinden könnten.
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Dann müsste man damit rechnen, dass einzelne Teile des Hauses für den öffentlichen Besucherverkehr geschlossen werden müssten. Das zöge eine Lawine nach sich. Dann muss man sich fragen, gilt dann noch die Entgeltordnung, also kann ich überhaupt noch Eintritt verlangen? All das muss geklärt werden. Auch die Anbieter von Sonderschauen brauchen Sicherheit. Zwei haben mir schon die Pistole auf die Brust gesetzt und gedroht, die Ausstellungen zurückzuziehen. Die wollen natürlich wissen, ob ich die Ausstellung ins Haus nehme oder nicht. Sonst geben sie die woanders hin.
Offenbar nicht die einzige Unklarheit.
Unklar ist natürlich auch die Zukunft des Hauses an sich. Immer noch ist zum Beispiel die Standortfrage offen. Es liegen noch keine Resultate vor. Überhaupt kann ich nicht so antworten, wie ich es eigentlich gerne in aller Offenheit möchte. Dazu fehlt mir die Transparenz seitens der Stadtverwaltung. Es ist jammerschade, dass ich bemerke, dass auf dem Rücken des Naturkundemuseums Parteipolitik gemacht wird.
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