Rummta, rummta, rummta, rummtata ... oh, Entschuldigung, das ist ja hier ein seriöses Medium .. aber verdammt noch eins ... man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen. Also, wie gesagt, rummta ... ich komme gerade vom Rosenmo... nein in Leipzig fällt der Montag ja auf einen Sonntag... jedenfalls im Karneval.

Also ich komme vom Rosensonntagszug und Respekt, Respekt, für Sachsen war das schon mal gar nicht schlecht. Rund 80.000 Verrück… äh Närrinen und Narren säumten die Straßen der City, um die 50 bunt geschmückten Wagen zu feiern. Also, ich muss ja zugeben, dass ich ein Zugereister bin, das zwar immerhin schon seit 21 Jahren, aber immer noch ein Zugereister. Und dazu stamme ich auch noch aus einem katholischen Irrenha… also, ich meine natürlich aus einer katholischen Narrenhochburg, quasi einer Stadt voller Diplomnarren.
Dort wird der Spaß sehr ernst genommen. Kein Witz, beim Karneval verstehen die keinen Spaß und sind echt wirklich superlustig. Und das hat seinen Grund. Gerade weil diese Diplomnarren beim Spaß keinen Spaß verstehen, machen die am Aschermittwoch also sowas von Schluss bis zum nächsten Jahr, dass die ja förmlich in der so kurzen Zeit, in der sie superlustig sein dürfen, eben auch superlustig sind.

Da bleibt keine Zeit für ein wenig Gelassenheit, so wie in Leipzig zum Beispiel. Keine Hysterie, keine Gefahr, plötzlich von wild gewordenen närrischen Weibern umarmt und abgesabbert zu werden, kein Besuch am nächsten Tag beim Ohrenarzt wegen Tinnitus, weil einem jemand seine Luftdrucktröte an die Muschel gehalten hat, keine bierseligen Männer, die meinen, alles und jeden in einem Anfall von plötzlicher Menschenliebe umarmen zu müssen.

Nein, mein Leipzig lob ich mir, hier findet Karneval, Fasching oder was auch immer mit einer gewissen sächsisch höflichen Zurückhaltung statt. Da dauert es schon eine Weile, bis man sich zu einem gemeinsamen “Helau” durchgerungen hat. Während man in Köln, Düsseldorf oder Mainz zum Beispiel nach den sogenannten tollen Tagen wie aus einem Drogenrausch verkatert und für mindestens eine Woche völlig alltagsuntauglich unter närrischen Entzugserscheinungen leidend orientierungslos umhertorkelt, geht man hier nach einem Rosensonntagszug gesittet und gemessenen Schrittes durch die keineswegs von trunkenem Narrenvolk vollgestopften Leipziger Straßen nach Hause und ist sich einig: “Nu, schee wors widder, un jeds Johr werns mehr.”

Richtig, jedes Jahr werden’s mehr zum Karneval in Leipzig und hier und da verkleidet sich gar der eine oder andere am Straßenrand schon fast bis zur Unkenntlichkeit und geht richtiggehend aus sich heraus. Aber die meisten bewahren immer noch Haltung und bestaunen die da oben auf ihren Wagen oder in ihren abgefahrenen Kostümen, so wie man Eingeborene in exotischen Ländern betrachtet, wenn sie sich in Baströckchen und mit Trommeln und Rasseln bewaffnet für Touristen zum… na eben… zum Narren machen. Aber die nehmen’s mit Humor. So wie wir auch, Helau!

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