Jeder fängt mal klein an. Auch Anton Philipp Reclam begann klein - aber nicht unbedingt bescheiden. Als er 1828 - nach seiner Ausbildung zum Buchhändler - nach Leipzig zurückkehrte, konnte ihm sein Vater Charles Henri immerhin 3.000 Taler Vorschuss geben, um das "Literarische Museum" zu erwerben. Der Name erlebt 2011 eine Neubelebung: Am Donnerstag, 10. November, wird der Literarisches Museum e.V. gegründet. Im Reclam-Haus natürlich.

Womit ein Name wieder mit Leben erfüllt wird, den Anton Philipp Reclam 1837 eigentlich ablegte. Er benannte den Verlag im Literarischen Museum, der sich an der Ecke Grimmaische Straße / Ritterstraße befand, um in Philipp Reclam jun. – Die Zeiten hatten sich geändert. Auch die große Zeit der Leihbibliotheken und Lesehallen, der das “Literarische Museum” noch entstammte, ging ihrem Ende entgegen. Der Name erinnerte auch den jungen Verleger wohl an das vergangene 18. Jahrhundert, als Museum noch mehr nach Muse klang als nach “museal”. Und es erinnerte an eine Zeit, als Bücher durchaus noch ein luxuriöses Gut waren, das sich nicht jeder leisten konnte. Das wollte der junge Mann ja ändern. Auch wenn ihm das – nach mehreren mutigen Ansätzen auch in politischer Literatur – erst 1867 so richtig gelang, als er die Universalbibliothek aus der Taufe hob.

Und da heute jeder gleich an diese preiswerten Volksausgaben der Klassiker denkt und den bis heute anhaltenden Erfolg der preiswerten Bücher, wollen sich jetzt die Gründer eines neuen Vereins auch den ganz so bekannten Aspekten der Verlagsgeschichte widmen, der bis zum Frühjahr 2006 eng mit der Stadt Leipzig verbunden war. Da schloss die Leipziger Dependance des nunmehr in Stuttgart-Ditzingen ansässigen Verlages. Was blieb, ist ein wichtiges Kapitel der Geschichte der Buchstadt Leipzig.

Am Donnerstag, 10. November, und damit genau 144 Jahre nach Erscheinen des ersten Heftes der Reclam-Universalbibliothek wird der Literarisches Museum e.V. in Leipzig gegründet. Sitz des Vereins wird das Reclam-Haus in der Marbachstraße in Leipzig-Gohlis sein, in dem es eine Dauerausstellung und eine Präsenz-Bibliothek mit Lesekabinett geben wird. Das Haus heißt aus gutem Grund so: 1902 wurde es vom damaligen Chef des Reclam-Verlages, Hans Heinrich Reclam, gebaut und seinem Sohn Hans Emil Reclam zur Hochzeit geschenkt.Die Initiatoren des jetzt startenden Vereins-Projektes sind der Germanist Dr. habil. Hans-Jochen Marquardt (Halle/Saale), der Buchhändler und Reclam-Sammler Georg Ewald (Frankfurt am Main) und der Leipziger Verleger Jonas Plöttner (Leipzig).

“Zweck dieses Vereins ist die Vermittlung von Geschichte und Wirkung der Verlage Literarisches Museum (Name des Verlags von Anton Philipp Reclam von 1828 bis 1837) und Verlag Philipp Reclam jun. (jeweils Leipzig und Stuttgart), insbesondere die Vermittlung von Kenntnissen über Geschichte und Wirkung von Reclams Universal-Bibliothek, der ältesten noch existierenden deutschsprachigen Taschenbuchreihe”, erklärt Prof. Hans-Jochen Marquardt. “Der Verein wird über seine Ziele und Vorhaben informieren; darüber hinaus kann die erste Stufe der geplanten Reclam-Präsenz-Bibliothek in Augenschein genommen werden, und es werden einige schöne und seltene Objekte aus den Sammlungen der Gründungsinitiatoren zu sehen sein.”

Zur Gründung des Vereins laden die drei Initiatoren am 10. November um 19 Uhr herzlich ins Reclam-Haus, Marbachstraße 2, in Gohlis ein.

www.ploettner-verlag.de

www.reclam-haus-leipzig.de/

www.antiquariat-ewald.de/reclam.html

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