Leipzig hat auch ein veritables Drogenproblem. Zusätzlich zu Armut, Wohnungslosigkeit, Jugendlichen in Not usw. Weshalb kein Dezernat so permanent wachsende Ausgaben hat wie das Sozialdezernat. Und an vielen Stellen fehlt es schon seit Jahren an Personal, manchmal auch an Räumen oder dringend notwendigen Investitionen. Und eins wurde am 18. Dezember in der Ratsversammlung wieder deutlich: Die Stadt kann kaum noch reagieren, kurzfristig schon mal gar nicht. Das verbietet schon die Haushaltssituation.

Eigentlich ging es da in der Ratsversammlung am 18. Dezember nur um den „Wirtschaftsplan 2026 für den Eigenbetrieb Städtisches Klinikum ‘St. Georg’ Leipzig“. Der Stadtrat musste ihm einfach nur zustimmen. Was er am Ende auch einstimmig tat. Es ging um Erträge und Aufwendungen von rund 36 Millionen Euro.

Aber etwas fehlte. Denn das „St. Georg“ betreut auch einen wesentlichen Baustein der Drogenhilfe der Stadt.

Das thematisierte die Grünen-Fraktion in einem eigenen Antrag:

„Der aktuelle Wirtschaftsplan von St. Georg sieht keine ausreichenden Mittel für dringend notwendige Maßnahmen vor. Das Zentrum für Drogenhilfe benötigt Planungsmittel für die Einrichtung von Verselbstständigungswohnungen, um betroffenen Menschen eine Perspektive zu bieten und sie auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Bis 2014 existierten bereits Angebote zum Verselbstständigungswohnen, die jedoch eingestellt wurden.

Einige Klient*innen leben seit zwei Jahren im Übernachtungshaus, da ihnen alternative Wohn- und Entwicklungsmöglichkeiten fehlen. Diese Wohnungen sind ein wichtiger Schritt zur Reintegration von Suchtkranken in die Gesellschaft.

Zudem sind bauliche Investitionen in der Alternativen 1 (Standort Chopinstraße) für den Umbau des Dachgeschosses und der Garage erforderlich. Der zweite Rettungsweg im Dachgeschoss ist aus Sicherheitsgründen unabdingbar, derzeit können die Räumlichkeiten im Dachgeschoss aus Brandschutzgründen nicht für Beratungen etc. genutzt werden, obwohl der Platz dringend gebraucht wird.

Der Tagestreff im Zentrum für Drogenhilfe verzeichnet einen starken Anstieg der Besuche, was zu einer erhöhten Nachfrage nach medizinischer Versorgung, insbesondere im Bereich der Wundversorgung, führt. Zudem hat sich eine Substitutionssprechstunde etabliert.

Der Umbau der Garage zu Beratungsräumen ermöglicht eine bessere und diskrete Betreuung der Klient*innen.“

Keine Lösung in Sicht

Die Schaffung von einer zusätzlichen Vollzeitstelle sei auch notwendig, um die hohe Anzahl an Überstunden (derzeit 700) zu reduzieren, eine nachhaltige Personalplanung zu ermöglichen und Fluktuation zu minimieren.

„Die zusätzlichen Stellen entlasten das bestehende Team und verbessern die Arbeitsbedingungen, was letztlich zu einer höheren Qualität der sozialen Arbeit führt“, so die Grünen. „Diese Maßnahmen sind essenziell, um die Qualität der Arbeit im Zentrum für Drogenhilfe zu sichern und weiterzuentwickeln. Sie tragen dazu bei, die Lebenssituation von Suchtkranken zu verbessern und die soziale Infrastruktur in unserer Stadt zu stärken.“

Dumm nur, dass das, was die Grünen-Stadträtinnen Chantal Schneiß und Katharina Krefft da am 18. Dezember in ihren Reden formulierten, Geld kostet. Allein die baulichen Maßnahmen würden sechsstellige Summen kosten. Die aber im Doppelhaushalt 2025/2026 nicht vorgesehen sind.

Einen wirklichen Gegenvorschlag konnte Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch an diesem Tag noch nicht machen, stellte aber eine Vor-Ort-Besichtigung in Aussicht. Man kenne die Probleme. Nur eine Lösung hat man noch nicht, obwohl sich die Alternative 1 seit Jahren als Anlaufpunkt für Drogenabhängige etabliert hat, die hier eben auch die dringend benötigte medizinische Hilfe finden.

Im Dachgeschoss gebe es zwar zwei nutzbare Räume, so Krefft. Aber da es keine Feuertreppe dorthin gibt, sind beide Räume baupolizeilich derzeit gesperrt. Hier böte sich schon ein Ansatz, schnell etwas räumliche Entspannung zu schaffen.

Aber letztlich hing über dem ganzen Antrag von vornherein das Problem des klammen städtischen Haushalts. Der Antrag der Grünen wurde mit 16:32 Stimmen bei neun Enthaltungen abgelehnt.

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