Um den 18. Oktober herum erinnern auch 2012 wieder zahlreiche Veranstaltungen in Leipzig und der Region an die Völkerschlacht vor 199 Jahren. Großflächenplakate weisen derzeit an 250 Standorten in Mitteldeutschland auf dieses Ereignis hin. Neben Leipzig ist das sogenannte "18/1" in Dresden, Chemnitz, Magdeburg, Halle, Gera und Jena zu sehen.

Aufgenommen wurde das aufmerksamkeitsstarke Motiv von Top-Fotograf Olaf Martens, der seit Jahresbeginn im Auftrag der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) dem Geschehen der Völkerschlacht nachspürt. Das Foto entstand während des Scharnhorstfestes in Großgörschen. Es zeigt Dr. Hans-Ulrich Hübner, der mit seinem Rappschimmel Cherubim in der originalgetreuen Uniform eines Unteroffiziers des 1. Schlesischen Husaren-Regiments an der historischen Schlachtnachstellung teilnahm.

“Es ist ein sehr symbolträchtiges Bild”, erläutert Olaf Martens. “Die berührende Szene zwischen Reiter und Pferd zeigt, dass selbst mitten in der Schlacht, trotz allen Leids, der Frieden möglich ist. Dennoch wirkt das Motiv sehr düster. Die Völkerschlacht war ein düsteres Kapitel. Ich setze alle notwendige Fototechnik ein, um diesen Eindruck zu vermitteln. Alles andere wäre zu harmlos. Diese Dramatik findet sich auch in der Historienmalerei jener Epoche.”An den Moment der Aufnahme des Fotos erinnert sich Hans-Ulrich Hübner. “Olaf Martens und sein Team suchten nach einem Reiter mit Pferd, das auch bei Blitzlicht nicht scheut. Für Cherubim ist das kein Problem. Auf ihn kann ich mich in jeder Situation hundertprozentig verlassen. Dieses enge Vertrauensverhältnis sieht man auf dem Bild”, sagt er stolz und ergänzt: “Ich hoffe, dass der Jahrestag, für den das Plakat wirbt, gerade bei jungen Menschen zum Nachdenken über unsere Geschichte anregt.”

Nicht nur auf dem Großflächenplakat – mit etwas Glück können Interessierte Dr. Hans-Ulrich Hübner in Aktion erleben. Vom 19. bis 21. Oktober 2012 nimmt er am Biwak in Liebertwolkwitz teil. Unter dem Titel “Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahr 1813” wird dem Alltagsleben der Bevölkerung um 1813 nachgespürt. Historisches Handwerk, Kinderspiele, eine Modeausstellung, authentische Spielszenen, fahrendes Volk und die Einquartierung des Militärs vermitteln einen lebendigen Eindruck jener Tage.

Die traditionelle Nachstellung der Völkerschlacht erleben Geschichtsbegeisterte am Samstag, 20. Oktober, im agra-Park Markkleeberg. Die Veranstalter erwarten rund 1.500 Reenactment-Teilnehmer aus zehn Nationen. Tickets gibt es bei Eventim.

Kranzniederlegung am Österreicherdenkmal
Schon am Dienstag, 16. Oktober, um 16 Uhr gibt es in der Antonienstraße eine Kranzniederlegung am Denkmal für die in der Völkerschlacht gefallenen Österreicher. Dieses Denkmal erinnert an die Kämpfe vor 199 Jahren um den Ort Lindenau, wo mehr als 3.000 Österreicher gefallen sind. Gleichzeitig gibt es bei der Gelegenheit die Übergabe der Patenurkunden an die Firma Boots-Herold und die Firma Plattenküche, Patrick Oswald. Die Paten wollen sich von nun an um die Sauberkeit im Umfeld des Denkmals kümmern.

Die Urkunden zur Patenschaft übergeben der Bürgermeister Michael Faber und Oberst Rittenschober von der österreichischen Botschaft. Junge Musiker der Musikschule Leipzig “Johann Sebastian Bach” umrahmen diese Veranstaltung musikalisch. Verschiedene historische Vereine, darunter der Verein “Österreich 1813”, werden die Veranstaltung in historischen Uniformen begleiten. An dieser Kranzniederlegung nehmen militärische Abordnungen des Verteidigungsattachékorps der Botschaft der Republik Österreich und der 13. Panzergrenadiere aus Leipzig teil. Das Friedensgebet sprechen am Denkmal Pfarrer Thomas Bohne (kath.) und Pfarrer Sebastian Führer (ev.) aus Lindenau.

Zur Geschichte berichtet Karl-Heinz Kretzschmar in seinem Buch “Leipziger Denkmale, Band 1”, erschienen 1998 im Sax-Verlag:

“Das 3. österreichische Korps Gyulai, zu dem neben den Streifkorps Mennsdorf und Thielmann auch die 1. leichte Division Liechtenstein kommandiert war, erhielt für den 16. Oktober 1813 die Aufgabe, dem französischen Heer die Rückzugslinie nach Westen abzuschneiden und die Verbindung zu der im Norden Leipzigs stehenden Schlesischen Armee herzustellen.

Der Vormarsch erfolgte von Markranstädt aus in Kolonnen auf Leutzsch (Prinz Philipp von Hessen-Homburg), Lindenau (Gyulai) sowie Groß- und Kleinzschocher (Liechtenstein). Leutzsch und Kleinzschocher konnten bis 11 Uhr von den Österreichern erstürmt und die folgenden Gegenangriffe der Franzosen abgeschlagen werden. Das Detachement Simbschen wurde durch die Gegenangriffe der Verteidiger und durch die zur Verstärkung herangeführten Divisionen des IV. französischen Korps zurückerobert. Über Nacht zog sich das Gros der Österreicher nach Markranstädt zurück. Leutzsch und Kleinzschocher blieben besetzt.Gyulais Truppen, durch konträre Marschbefehle am 17. Oktober in ihrer Kampfkraft geschwächt, sollten nach Wiederaufnahme der Kämpfe als VI. Angriffskolonne der Verbündeten neben der Beobachtung des feindlichen Abzugs diesen möglichst verhindern. Das letztere konnte aber am 18. kaum mehr erfolgen, da Bertrands IV. Korps zur Flankensicherung der Rückzugsstraße vormittags Kleinzschocher zurückeroberte. Damit war der Weg über Lindenau ab Mittag des 18. und am 19. Oktober frei, da auch Gyulai inzwischen den Befehl zum Abmarsch in Richtung Pegau erhalten hatte. Nur die leichten Einheiten blieben zurück, die den französischen Rückmarsch nicht unterbinden konnten. Vieles in diesen Tagen berechtigt zu der Annahme, dass die österreichische Armeeführung Napoleon aus diplomatischen Gründen den Ausweg offen ließ, zumal die Meinung vertreten wurde, einen Feind, der noch über Kräfte verfügt, nicht zur Verzweiflung zu bringen.

Auf der Bronzetafel des Denkmals sind die Namen der Kommandierenden zu finden. Zwei von ihnen, Graf Gyulai und Prinz Moritz Liechtenstein, haben eine weitere Ehrung auf dem westlichen Gefechtsfeld Leipzigs erhalten.

Als dritter ist Joseph Freiherr von Simbschen (1783-1824) aufgeführt. Dieser begann, wie viele Offizierssöhne, seinen Militärdienst fast noch im Knabenalter als Fähnrich und rückte in den Feldzügen 1805 und 1809 bis zum Major auf. 1813 übernahm er als Oberstleutnant ein Grenzbataillon, mit dem er initiativreich bei Dresden und besonders in den Völkerschlachttagen vor Lindenau kämpfte. Zur Jahreswende 1813/14 zeichnete er sich bei Kämpfen im Wallis aus und wurde dafür auf dem Gefechtsfeld zum Oberst befördert.”

Das Östereicherdenkmal wurde am 2. Dezember 1913 eingeweiht.

Gleichzeitig meldet das Kulturamt der Stadt Leipzig, dass die Gedenktafel für die in der Völkerschlacht von 1813 ums Leben gekommenen baschkirischen Soldaten neu angefertigt worden ist. Die vorhergehende Tafel wurde im Juni dieses Jahres durch Unbekannte aus ihrer Verankerung gerissen und entwendet.

Die gestohlene Bronzetafel war im Jahr 2003 anlässlich des 190. Jahrestages der Völkerschlacht privat gestiftet worden und in einen Findling schräg gegenüber der Russischen Gedächtniskirche am Rande des Friedensparks eingelassen. Das Kulturamt der Stadt Leipzig hat nun rechtzeitig vor den Feierlichkeiten zum 199. Jahrestag der Völkerschlacht eine neue Gedenktafel aus Granit anfertigen und an dem Findling anbringen lassen. Die Kosten für die Neuanfertigung betrugen 1.600 Euro.

Die Baschkiren nahmen an den napoleonischen Befreiungskriegen mit rund 1.200 Soldaten teil.

www.völkerschlacht-leipzig.de

www.voelkerschlacht-jubilaeum.de

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