Am Donnerstag gedachten rund 200 Menschen dem ermordeten Kamal Kilade. Der 19-Jährige war am 24. Oktober 2010 von zwei Neonazis aus Fremdenhass im Müller-Park, gegenüber des Leipziger Hauptbahnhofs, getötet worden. Drei Jahre nach der Bluttat weihte die "AG Erinnerungskultur" am Tatort einen Gedenkstein ein.

Die Stimmung ist gedrückt. “Was haben wir falsch gemacht?”, fragt Kulturbürgermeister Michael Faber (parteilos). “Es ist wichtig, dass wir gemeinsam kulturellen, zivilen Verkehr pflegen.” Familie, Angehörige und Freunde von Kamal nahmen gestern noch einmal Abschied. Einige tragen weiße T-Shirts. Darauf ein Foto des Ermordeten und die Frage “Warum?”.

In juristischer Hinsicht hat es mit der Verurteilung der Täter eine Antwort gegeben. Kamal musste sterben, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist. “Mein Bruder wird nicht der letzte gewesen sein, der gestorben ist, wenn sich nichts ändert”, sagt ein Verwandter. “Hass und Resignation waren uns fremd”, schreibt Kamals Mutter in einem Brief, der während des Zeremoniells verlesen wird. Sie selbst ist anwesend, fühlt sich zu einem öffentlichen Auftritt aber nicht in der Lage. Am Ende der Veranstaltung bricht die Frau über dem enthüllten Gedenkstein zusammen. Den Verlust ihres Sohnes hat sie noch immer nicht überwunden.

Am Samstag möchten antifaschistische Gruppen Kamal mit einer Demonstration gedenken. Beginn ist um 14 Uhr am Schletterplatz.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar