Die S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz und die Gartenhofhäuser in der Audorfstraße am Floßplatz sind mit dem diesjährigen Architekturpreis der Stadt Leipzig prämiert worden. Die Preisverleihung fand am Mittwoch, 13. November, im Neuen Augusteum der Universität statt.

Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (Grüne) übergab die Plaketten und Urkunden an das Berliner Architekturbüro Max Dudler, welches für die S-Bahn-Station verantwortlich zeichnet, und das Leipziger Büro “Langheinrich + Manke”, welches die Gartenhofhäuser konzipiert hat. Lobend erwähnt wurden das Thomasalumnat und der Kindergarten Lichtenbergweg. “Das Ergebnis ist als Beleg und Anreiz dafür zu werten, dass in Leipzig neue Architektur auf einem hohen Niveau entsteht”, so Baubürgermeisterin Dubrau. Zur Einreichung zugelassen waren Bauwerke und Freiraumgestaltungen, die in den Jahren 2010 bis 2013 im Stadtgebiet von Leipzig fertig gestellt worden sind. Insgesamt waren 30 Objekte eingereicht worden.

Kritik an der Preisvergabe für die Architektur der S-Bahn-Station kommt vom Stadtforum Leipzig. Dessen Sprecher Wolfram Günther urteilt: “Die Architektur der unterirdischen Station hat zu Recht schon viel Lob erhalten. Man wünscht sich mehr derart hochwertiges Bauen in Leipzig. Leider völlig deplatziert sind jedoch die beiden Eingangsgebäude.” Die überirdischen Bauten nähmen keinerlei Rücksicht auf ihren Standort, so Müller. Für ihre Errichtung habe es keine zwingenden Gründe gegeben. Die Zugänge hätten wie jene auf dem Markt auch ohne Hochbauten ausgeführt werden können.

Auch der Landesverband Sachsen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) kritisiert die Architektur der S-Bahn-Station. Vorstand Michael Berninger sagt: “Das nördliche Eingangsgebäude zerstört brachial sowohl die feingliedrige Eingangssituation der Petersstraße zur Innenstadt, als auch die einzigartige, im Jahr 1858 nach Entwürfen Lennés entstandene Parkanlage als Teil des Promenadenrings. Besonders schmerzlich ist die Unterbrechung der Blickachse vom östlichen Hügel des Otto-Koch-Denkmals zum Neuen Rathaus. Dieser Blick war seit Errichtung des Neuen Rathauses 1905 nicht nur eines der klassischen Fotomotive Leipzigs, sondern auch eines der letzten, das sich in all diesen Jahren nicht verändert hatte.”

Das südliche Eingangsgebäude der S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz findet ebenfalls wenig Anklang. Dazu Wolfram Günther vom Stadtforum: “Es dominiert den erst wieder neu zu schaffenden Platz als Hochbau in völlig unangemessener Penetranz. Unabhängig davon, ob hier einer der Preisträgerentwürfe für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal realisiert werden wird, eine andere Platzgestaltung entstehen soll oder ob eine Bebauung der historischen Baufelder erfolgen soll. Dieser Bau steht jeder weiteren Entwicklung und Gestaltung im Wege.”
Dass im Preisverfahren unter anderem auch die Höfe am Brühl vorgeschlagen wurden, findet Günther unmöglich. “Allein die Idee, den Klotz der Höfe am Brühl auch nur gedanklich mit einem Architekturpreis in Verbindung zu bringen, ist völlig absurd. Hier ist trotz aller Kaschierungsbemühungen der Architekten Grüntuch Ernst aus Berlin auf 52 Vorkriegsparzellen ein simples überdimensioniertes Shoppingcenter entstanden – das das blanke Gegenteil von kleinteiliger, hochwertiger Bebauung ist, die an dieser Stelle in der historischen Innenstadt zwingend geboten gewesen wäre.

Der Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der Baukultur wird seit 1999 in einem Turnus von zwei Jahren an Architekten und Bauherren für herausragende und beispielhafte Architekturleistungen verliehen. Er ist nicht dotiert. Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Die Architekten Volker Staab, Regine Leibinger, Amandus Sattler und Xaver Egger, Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt, die freie Kuratorin Barbara Steiner sowie Kunsthistoriker Thomas Topfstedt.

In ihrer Begründung zur Auszeichnung mit einem Hauptpreis lobte die Jury die 2013 fertig gestellte S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz als ein zukunftsweisendes Bauwerk für eine der zentralen Aufgaben im urbanen Kontext einer Großstadt. In der Begründung werden die funktionale Reduktion und Klarheit der 15 Meter hohen unterirdischen Haltestelle hervorgehoben. Den Architekten, sei es gelungen diesem Verkehrsbauwerk einen nahezu sakralen Charakter zu verleihen, so die Jury.

Die drei ebenfalls mit einem Hauptpreis ausgezeichneten, im Jahre 2011 errichteten Gartenhofhäuser Audorfstraße am Floßplatz stehen nach Auffassung der Jury auch symptomatisch für den rasanten Wandel Leipzigs in den letzten Jahren. Es sei dem Architekten gelungen, eine städtebaulich schwierige Situation zu klären und attraktiver zu gestalten, heißt es in der Begründung der Jury.

Alle eingereichten Arbeiten werden vom 14. bis 29. November im Neuen Augusteum der Universität Leipzig (Augustusplatz 10) ausgestellt (Öffnungszeiten Mo 9:30 bis 20:00 Uhr).

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