Weihnachten ist eigentlich das Fest der Liebe. Aber in manchen Familien klappt es einfach nicht. Da kochen gerade in den stillen Tage die Emotionen hoch. Manchmal müssen dann Polizei und Rettungsdienst anrücken, weil die Emotionen in Gewalt umgeschlagen sind. Ein Thema, das die SPD-Fraktion zur letzten Ratsversammlung thematisiert hatte. Und zwar nicht nur in Bezug auf Gewalt gegen Frauen.

Denn auch Männer können Opfer von häuslicher Gewalt werden. Und dann brauchen auch sie Beratung und Hilfe. Die gibt es in Leipzig sogar. Aber sie reicht nicht.

„Am 19. November wird jährlich der Internationale Männertag begangen. Entgegen dem alljährlichen Männertag, der an Christi Himmelfahrt begangen wird, soll dieser Internationale Männertag zeigen, dass auch Männer von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sein können und Hilfsangebote benötigen“, hatte die SPD-Fraktion im Stadtrat ihre Fragen zu diesem Thema eingeleitet.

„Leipzig gehört bei dem Thema ‘Häusliche Gewalt gegen Männer’ mit zwei Schutzwohnungen explizit für Männer zu den bundesweiten Vorreiter-Kommunen. Auch bietet die Homepage der Stadt eine Auswahl von Beratungsstellen und Organisationen zum Thema ‘Männer als Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt’.“

Nur: Es reicht nicht. Obwohl sich gerade der lemann e.V. seit Jahren intensiv um die Schaffung solcher Hilfsangebote bemüht.

Aber Leipzig ist mit so einem Angebot weit und breit ziemlich einzig. Weshalb der Bedarf auch nicht wirklich gedeckt werden kann, wie auch SPD-Stadträtin Pia Heine feststellte, die in der Ratsversammlung am 18. Dezember extra noch einmal nachfragte.

„In Leipzig gibt es eine Schutzeinrichtung für gewaltbetroffene Männer, das Männerhaus Leipzig des leMann e. V. (Netzwerk Jungen- und Männerarbeit Leipzig). Das Angebot umfasst zwei Schutzwohnungen mit insgesamt vier Familienplätzen (zehn Betten) für gewaltbetroffene Männer und ihre Kinder. Die Betreuung erfolgt durch eine Vollzeitstelle Sozialarbeit (1,0 VzÄ)“, hatte das Referat für Gleichstellung von Frau und Mann in seiner Antwort erläutert. „Die Einrichtung wird durch den Freistaat Sachsen gefördert; eine kommunale Förderung durch die Stadt Leipzig erfolgt nicht.“

Was Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch am 18. Dezember auch bestätigte. Denn Pia Heine fragte besonders nach, ob Leipzig diese Angebote nicht auch durch eigene Mittel unterstützen könnte. Für den Haushalt 2025/2026 hatte die SPD-Fraktion auch einen entsprechenden Haushaltsantrag geschrieben, der aber nicht berücksichtigt werden konnte.

Ein Thema weit über Leipzig hinaus

Beratungsangebote freilich unterstützt Leipzig, hatte das Gleichstellungsreferat erklärt: „Ergänzend fördert die Stadt Leipzig Beratungsangebote, die auch von gewaltbetroffenen Männern in Anspruch genommen werden können. Dazu zählen die Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt und Stalking (KIS) des Vereins Frauen für Frauen e. V. mit 3,23 VzÄ, deren Beratung sich geschlechtsunabhängig an Betroffene richtet, sowie die Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt desselben Trägers mit 3,0 VzÄ, die ebenfalls geschlechtsunabhängig berät.

Das Gesundheitsamt hält als kommunales Angebot die Interventions- und Koordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking (IKS) vor. Aktuell umfasst das Angebot 1,5 VZÄ in der Erwachsenenberatung. Die kommunale IKS erhält ihre Fälle aktuell ausschließlich über Meldungen der Polizeidirektion Leipzig Südwest. Handelt es sich bei den gemeldeten Personen um Männer, die von häuslicher Gewalt und/oder Stalking betroffen sind, erfolgt eine Beratung durch die IKS des Gesundheitsamtes.“

Immerhin konnte der lemann e. V. 2024 acht betroffene Männer (plus sechs Kinder) und 2025 zwölf Männer (plus vier Kinder) in der Schutzwohnung aufnehmen. Aber es reicht nicht, wie das Gleichstellungsreferat feststellte, um die Nachfrage zu decken: „In der Männerschutzwohnung des leMann e. V. kam es im Jahr 2024 zu 24 Abweisungen aufgrund von Platzmangel. Darüber hinaus konnten 89 Beratungsanfragen nicht bedient werden.

Im Jahr 2025 wurden bislang 12 Männer aufgrund fehlender Platzkapazitäten abgewiesen (Stand: 30.09.2025).“

Dass Leipzig sich zurückhält, das Angebot auch noch aus eigenen Mitteln zu unterstützen, hat schlicht auch damit zu tun, dass die Nachfrage weit über Leipzig hinaus geht, weil es dort keine solchen Schutzeinrichtungen gibt: „Die betroffenen Männer stammen aus der Stadt Leipzig, dem Landkreis Leipzig sowie dem Landkreis Nordsachsen. Darüber hinaus kommen Ratsuchende auch aus anderen Bundesländern.“

Und so bestätigte es auch Martina Münch.

Letztlich brauche es dafür auch eine bundesweite Regelung. Immerhin habe die Diskussion inzwischen begonnen.

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