Was 2013 der lange Winter war und der heftige Regen danach, das waren 2014 ein paar nasse Wochen im Sommer und ein viel zu heißes Pfingstwetter. So etwas dämpft die Besucherzahlen im Zoo Leipzig. 1,85 Millionen werden es wohl am Jahresende, ungefähr so viel wie im Vorjahr. Das prognostizierte Zoodirektor Jörg Junhold am Donnerstag, 11. Dezember. Und hatte trotzdem eine Weihnachtsüberraschung für die Leipziger in petto: 2015 steigen die Eintrittspreise im Zoo mal nicht.

Das ist nicht ganz selbstverständlich. Denn andere Kosten – wie die Futterkosten – steigen im Zoo jedes Jahr. Der Eigenbetrieb bekommt auch zu spüren, dass Lebensmittelpreise an den Börsen weltweit im Steigen begriffen sind. Von 650.000 auf 710.000 stiegen allein die Futterkosten in diesem Jahr. Das puffert man nicht einfach weg.

Aber diesmal kommt es nicht auf die Eintrittspreise obendrauf. Da hat der Freundes- und Förderkreis des Leipziger Zoos sich nämlich gemeldet und eine gute Tat mit seinem eigenen Jubiläum verknüpft: Denn der Förderverein feiert seinen 50. Geburtstag und will das Jubiläumsjahr – so der Vorsitzende Michael Weichert – dazu nutzen, noch mehr Geld einzusammeln. Über die 300.000 Euro, die man jedes Jahr für Investitionen im Zoo einsammelt, hinaus. So um die 150.000 Euro, wünscht sich Weichert. “Das wird ein ordentliches Stück Arbeit.”

Es könnte aber auch dadurch etwas erleichtert werden, weil 2015 gleich eine Reihe von Projekten, die den Zoo derzeit noch in eine Baustelle verwandeln, fertig werden und nach und nach eröffnet werden. Dazu gehören die neue Kiwara-Kopje, die die nunmehr zehn Jahre alte Kiwara-Savanne um einen Bereich für Spitzmaulnashörner, Geparde und Husarenaffen erweitert, der benachbarte Streichel-Kral (wo man afrikanische Haustiere streicheln kann), die zum Abenteuer-Spielplatz umgebaute Bärenburg, eine hübsche neue Präriehund-Anlage und dann – dann ist sowieso schon Mai.

Der 29. Mai wird der Höhepunkt in diesem Eröffnungsreigen, denn dann wird die Kongresshalle anlässlich des 1.000. Jahrestages der Leipziger Ersterwähnung eröffnet. Dann sollte auch der Gründer-Garten fertig sein mit Affen-Insel, Konzertgarten, Aquariumsvorplatz und Springbrunnen. Alles richtige Großinvestitionen, mit denen das Herzstück des Zoos gründlich umgestaltet wurde und wird: 3,7 Millionen Euro kostet der Aquariumsvorplatz, 7,3 Millionen Euro die Kiwara-Kopje, 3,2 Millionen Euro die Bärenburg.

Stolz ist Jörg Junhold auch darauf, dass er die Einnahmen des Zoos 2014 steigern konnte – von 26,5 auf 28,6 Millionen Euro. Was den seit Jahren auf dem Niveau von 2,8 Millionen Euro festgelegten Zuschuss der Stadt ausgleicht. Und 2015 wird nicht nur ein Jahr der Eröffnungen. Die nächsten Projekte werden gleich begonnen.

“Ein großes Stück des Weges in die Zukunft konnten wir in diesem Jahr zurücklegen, und wir haben die Weichen für die kommenden Bauetappen gestellt”, sagt Junhold. “Es war sicherlich kein leichtes Jahr für uns und für die Besucher hinsichtlich der Baustellensituation. Wir haben mit großer Anstrengung versucht, das Erlebnis Zoo dennoch für die Besucher optimal zu gestalten.”

Was gab es 2014 als Hingucker? – Nach knapp einjähriger Bauzeit wurde im März das Leoparden-Tal für die Amurleoparden eröffnet, das vor allem mit Blick auf den außerordentlichen Bedrohungsstatus dieser Katzenart von Bedeutung ist. Der Umbau des neuen Ausgangskomplexes mit begehbarer Flamingolagune, südamerikanischem Marktplatz und großzügigem Zooshop wurde aufgrund der gestiegenen Besucherzahlen erforderlich und hat sich seit der Eröffnung im Sommer bewährt. Mittlerweile haben die Flamingos ihr neues Revier vollumfänglich in Besitz genommen und sich optimal an die neuen Bedingungen angepasst.Den Auftakt im Eröffnungs-Reigen 2015 bietet im Frühjahr die Kiwara-Kopje, in der zukünftig die vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner gemeinsam mit Geparden und Husarenaffen gehalten werden sowie die Eröffnung des Abenteuerspielplatzes. Der 12 Meter hohe Drache ist das Kernstück der umgebauten Bärenburg, die in perfekter Art und Weise die Aspekte Freizeitspaß und Lernen für die Familien verbindet. Im Gründer-Garten wird bis zum Frühjahr mit Hochdruck an der Fertigstellung der Affeninseln gearbeitet, auf denen künftig Brüllaffen, Kaiser-Schnurrbarttamarine und Goldgelbe Löwenäffchen zu sehen sein werden.

Voraussichtlich im Frühjahr beginnen dann im Bereich des ehemaligen Raubtierfelsens auch die Bauarbeiten für die Himalaya-Gebirgswelt, die unter anderem von den Schneeleoparden bezogen wird. Diese Eröffnung ist dann für 2016 vorgesehen.

Als erster Zoo in Deutschland hat der Zoo Leipzig am Donnerstag im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz durch die IHK zu Leipzig die Urkunde für sein in diesem Jahr implementiertes Umwelt-Management-System erhalten, das nach den Anforderungen der europaweit geltenden EMAS-Verordnung (Eco-Management and Audit Scheme) begutachtet wurde.

“Es ist für uns eine große Freude, die Begutachtung nach EMAS positiv abgeschlossen zu haben. Wir haben uns als klares Ziel gesetzt, im Umweltschutz eine zukunftsweisende Vorreiterrolle einzunehmen und bis zum Jahr 2020 eine Klimaneutralität für den Zoo herzustellen. Bereits im nächsten Jahr werden wir uns ausschließlich mit Ökostrom versorgen”, fasst Zoodirektor Prof. Dr. Jörg Junhold die umweltstrategischen Ziele des Zoos zusammen.

Der Zoo ist damit seit 1996 das 49. Unternehmen aus der Region Leipzig, das sich nach EMAS zertifizieren lässt – eine Evaluation ist dann aller zwei Jahre fällig. “Aber wir haben ja schon angefangen”, sagt der Zoodirektor. Das Energiemanagement hat der Zoo schon jetzt so umgebaut, dass nach den 3,2 Millionen Euro aus dem Jahr 2013 nur noch 2,85 Millionen Euro für Wasser, Strom und Wärme fällig werden. Denn wenn man als Zoo schon Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf seine Fahnen schreibe, dann müsse das auch für die Arbeit vor Ort gelten, so Junhold.

Das merkt der Besucher zwar nicht direkt. Aber vielleicht hilft es ja, die Eintrittspreise auch über 2015 hinaus zu stabilisieren.

An Attraktionen mangelt es nicht. 2014 machte der Zoo immer wieder mit spektakulären Geburten bei Okapis, Giraffen oder Tapiren von sich reden. Und das soll 2015 mit einem echten Kracher weitergehen, verspricht Jörg Junhold.

“Uns steht ein anspruchsvolles Jahr bevor, in dem wir unseren Zoogästen neue Anlagen und Tierarten präsentieren werden. Ganz besonders gespannt können wir auf die Geburt des Elefantenjungtieres im Frühjahr sein. Alle notwendigen Vorkehrungen werden momentan getroffen, und wir alle hoffen, dass Hoa diesmal ein gesundes Jungtier aufzieht”, blickt Zoodirektor Junhold dem freudigen Ereignis im neuen Jahr entgegen.

Es ist die Elefantendame Hoa, die schwer schwanger ist und irgendwann im ersten Halbjahr wohl ein kleines Rüsseltier zur Welt bringt. “Wir trainieren schon fleißig”, sagt Junhold, “Kettenanlegen und so.” Denn die letzte Elefantengeburt im Leipziger Zoo endete 2012 ja bekanntlich tragisch, weil das Jungtier von seiner Mutter erdrückt wurde. Das soll diesmal nicht passieren.

Und für 2016 kündigt sich schon die nächste – keineswegs geplante – Elefantengeburt an. Elefantendame Thura, die gerade erst aus dem Zoo Hagenbeck nach Leipzig kam – ist schwanger. Das hatten wohl die Hamburger selbst nicht gewusst. 2016 könnte dann auch der Umbau des ehemaligen Tieraffenhauses beendet sein. Das wäre dann auch der Zeitpunkt, an dem die ersten zwei Koalas nach Leipzig kommen.

www.zoo-leipzig.de

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