Was ist ein Traum? Ein Traum ist wohl das, was wir als ein abwesendes, erstrebenswertes, sehnsuchtsvolles "Etwas" verstehen - sei es ein Zustand, in dem wir oder andere sein wollen oder sollen. Sei es ein ganz greifbares Objekt, das wir besitzen wollen. Sei es ein Mensch, den wir bei uns oder endlich aus unserem Leben verabschiedet wissen wollen. Eines steht fest: es ist nicht da. Andernfalls wird aus dem Traum Realität oder wir wandern eben als Träumer durch die Welt.

Menschen sollen Träume haben. Sie geben Ziel und Richtung vor, treiben an und erklären das “Warum?”. Sie sind Motivvorlagen und stiften gedankliches Exil. Aber ich verlege mich mit einem Anflug von erster Lebenserkenntnis und Fazit der vergangenen Jahre darauf, nicht von Traum, sondern von Hoffnung zu sprechen. Hoffnung: ein antizipierter Erfolg, eine realistische Möglichkeit des Erreichens, ein Glimmen, dass das Gewünschte auch die Möglichkeit besitzt, Realität zu werden.

Ich träume manchmal von einer Welt, die so eine Art lebensbejahende und friedvolle Ko-Existenz aller Menschen mit- und füreinander bietet. Ein Traum – wird wohl auch ein Traum bleiben. Meine Hoffnung ist aber, dass die Leipziger am 12. Januar ein kollektives Zeichen der Solidarität mit den Menschen zeigen, die ihren Glauben leben, die um Asyl ersuchen, die unsere Hilfe brauchen, die “unsere” Kultur bereichern und nicht bedrohen.

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Ich hoffe, dass die Bürger unserer Stadt ein starkes Signal der Weltoffenheit und Toleranz senden und dem geschickten rechtspopulistischen Fischzug um PEGIDA und Co. durch die Mitte unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen weiß. Ein friedliches Zeichen einer bunten, lebensfrohen, kulturhungrigen, kulturschaffenden und bisweilen intellektuellen Stadt.

Ich bin kein Träumer. Schade. Vielleicht. Ich konnte mich immer gut darauf verlassen, dass mir das Leben schon signalisiert, wofür es sich zu kämpfen lohnt, wofür es lohnt sitzen zu bleiben oder aufzustehen. Ich habe mich vor vielen Jahren einigen Träumern mit der der Hoffnung angeschlossen, dass sie alles dafür tun würden, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Diese Männer um Karsten Günther und Uwe Kirchhoff fingen an, mit einem gestandenen Leipziger Verein “Männerhandball für Leipzig” ganz anders zu denken – anders anzugehen.

Dort wurde aus einem Traum eine Vision, aus einer Vision Realität. Mittlerweile ist der SC DHfK zu einer festen Institution in der sächsischen Sportkultur und der deutschen Handballlandkarte geworden. Ich habe die Hoffnung, dass wir im Sommer in die erste Handballbundesliga aufsteigen werden, die stärkste Liga der Welt. Und wenn ich sehe, wie Christian Prokop (der Trainer) und seine jungen und gestandenen Spieler dieses Ziel verfolgen, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass ein Traum Wirklichkeit geworden ist.

Aber dann besinne ich mich, warum ich damals zu einem leidenschaftlichen Mitstreiter in dieser Sache geworden bin: Es war die Erkenntnis, dass dort Menschen mit Herzblut und ganz viel positiver Energie einen Weg einschlagen, den die Spieler und noch so viele fleißige und engagierte Menschen ebenfalls eingeschlagen haben. Menschen hatten einen Traum und ich habe an sie geglaubt, gehofft, sie würden Recht haben. Wir haben irgendwann angefangen, sind losgelaufen und haben Wegbegleiter gefunden, die uns treu und unermüdlich zur Seite stehen.

Das ist kein Traum, das ist die ganz wunderbare Realität. Selbst wenn es nichts wird mit dem Aufstieg (derzeit führen wir die Tabelle der zweiten Liga an), dann bleibt doch das Wissen um diese vielen wunderbaren Menschen. Hier ist vielleicht auch schon der Weg ein Ziel.
Meine Leidenschaft erstreckt sich nicht nur auf Handball. Ich habe einen ganz erfüllenden und wohltuenden Beruf: Ich unterrichte angehende Erzieherinnen und Erzieher darin, wie sie Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen in schwierigen Lebenssituationen beistehen können. Ich sehe da Tag für Tag so wundervolle und gescheite Geister, so bereichernde und einzigartige Persönlichkeiten, Menschen, die in der Lage sind, einen Unterschied zu machen. Ich hoffe, dass meine Kollegen und ich in der Lage sind, auch für eben jene Pädagoginnen und Pädagogen von morgen einen Unterschied zu machen.

Ich träume davon, dass alle Lehrerinnen und Lehrer auch Pädagogen sein können. Aber ich habe zumindest die Hoffnung, dass die Erzieherinnen und Erzieher aus unserer Akademie verstanden haben, dass sie es sind, die im Leben der Menschen, mit denen sie arbeiten, einen Unterschied machen können. Vielleicht ist da niemand außer ihnen, die fragen, warum ein Kind so traurig schaut, was es an der verstorbenen Schwester vermisst, woher der blaue Fleck da kommt, wieso es so schwierig ist, liebe- und respektvoll miteinander umzugehen.

Ein Traum: Menschen wenden sich wieder einander zu, schauen aufeinander, kümmern sich, sorgen sich. Aus Desinteresse und Intoleranz wird Fürsorge und Nächstenliebe. Lohnt sich dieser Traum? Ich verlasse mich da erstmal auf mich, meine Kollegen und meine, mich stolz machenden, Erzieherinnen und Erzieher in spe.

Für alle die das hier lesen: Vielleicht schauen Sie ja mal, was Sie dafür tun können? Eine ernstgemeinte Frage nach dem Befinden? Eine helfende Hand? Ein aufmunterndes Wort? Die Hoffnung stirbt zuletzt sagt man. Für mich, nur mich, hoffe ich auf Ruhe nach turbulenten Zeiten. Ich weiß, dass da Menschen sind, die einen Unterschied machen. Phänomenal. Euch sei gedankt. Letztlich hoffe ich auf weniger Träumer, mehr hoffnungsvolle und anpackende Menschen. Wir sehen uns. Entweder beim Heimspiel oder am 12. Januar bei der Gelegenheit, ein Zeichen für Frieden und Toleranz zu setzen.

Sascha Röser: Jahrgang 1984, Erziehungswissenschaftler, Dozent am Bildungsinstitut Mitteldeutschland der Johanniter-Akademie, Hallensprecher der Männerhandballer des SC DHfK Leipzig.

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