Der Journalist an sich sollte neugierig sein - und er sollte hin und wieder nachfragen, was aus einigen Geschichten geworden ist, wenn die mediale Aufmerksamkeit sich anderen Dingen zugewandt hat. Tanner hakt deshalb nach. Und so kam es zum Gespräch mit Eucaris Guillen, der Chefin der Initiative Aktives Gestalten e.V. - und gleich zu einem Aufruf, sich an der Namensfindung des Filmfestes in fremdsprachig und deutsch zu beteiligen.

Hallo Eucaris Guillen. Du bist die erste Vorsitzende des Vereins “Initiative Aktives Gestalten e.V.”, der zum Beispiel die “Fremdsprachige Kinderfilmreihe Leipzig – Multilingual Film Series for Children” im Cineding ausgestaltet. Nun hörte ich von einem Ruf, dass ein Name gesucht werde. Kannst Du uns da etwas mehr erzählen?

Hi, Volly – und erst einmal Danke für das Interesse an unserem Verein und unserer Arbeit. Wie Du schon weißt veranstalten wir seit 2013 unsere “Fremdsprachige Kinderfilmreihe”. Dabei zeigen wir wertvolle fremdsprachige Kinderfilme in angenehmer Kino-Atmosphäre. Die Filme sind deutsch untertitelt. Zusätzlich bieten wir pro Film immer eine Aktivität in der Filmsprache als Rahmenprogramm. Dabei feiern wir die sprachliche und kulturelle Vielfalt. Die “Fremdsprachige Kinderfilmreihe” ist also eine bunte Veranstaltung, an der auch Jugendliche und Erwachsene ihre Freude haben.

Dieses Projekt entwickelt sich kontinuierlich. Auch unsere Zielgruppen haben sich weiterentwickelt. Deshalb bedarf es nun eines Namens, der alle Zielgruppen bedient und viel einprägsamer ist, als der jetzige, der mehr eine Beschreibung dessen ist, was wir machen. Wir haben uns gedacht, dass es schön wäre, wenn die Kinder und Jugendlichen selbst den Namen ihrer Filmreihe bestimmen. Kinder sind kreativ und unbefangen. Uns haben bereits die ersten Vorschläge erreicht und es sind jede Menge kreativer Sachen dabei. Wir sind überzeugt davon, unter den eingereichten Vorschlägen einen Namen zu finden, mit dem wir uns identifizieren können.

Eure Filmreihe kam 2013 auf die Welt. Wie verlief denn die Entwicklung bis jetzt? Hat das Kind Blähungen oder flutscht’s?

Ja, oh ja Volly, das hast Du aber schön gefragt. Unsere Filmreihe wurde 2013 unter einem guten Stern geboren. Es ist sehr schön zu sehen, wie eine noch nicht zuvor dagewesene Idee in die Welt getragen wurde und seitdem gesund wächst und gedeiht. Bei der allerersten Filmreihe war es ein großes Glück, nicht nur den Landesfilmdienst Sachsen von einer Kooperation zu überzeugen, sondern auch Gelder aus dem Verfügungsfonds Leipziger Westen zu bekommen. Es war ein überwältigender Moment als die ersten Besucher kamen. Man hat eine Vision, weiß aber nicht so genau, ob auch Andere die Idee gut finden.

Einen Meilenstein haben wir im Februar bezwungen, nachdem wir die Idee wagten die “Fremdsprachige Kinderfilmreihe” auch Schulen und Horten anzubieten. Die Idee wurde sehr gut angenommen. Insgesamt kamen drei Schulen und eine Kita. Das Filmreihe-Wochenende ist weiterhin Familien und allgemein Interessierten gewidmet.

Das klingt sehr positiv – aber wie geht es weiter?

Unsere nächste Filmreihe ist vom 07. bis 13. Oktober dieses Jahr geplant und wir haben bereits vier Schulen, die sich angemeldet haben und weitere mit denen Gespräche laufen. Bei der ersten Filmreihe hatten wir ca. 60 Besucher. Im Februar wurde die dritte Reihe durchgeführt bei der 205 Besucher kamen.

Es ist einfach schön zu sehen, dass wir einen Bedarf decken und dass wir damit auch ein wenig für die Zukunft unserer Kinder tun. Ja, Volly ich würde sagen es flutscht.

Ehrenamtliches Engagement braucht ja immer Hilfe. Welche braucht Ihr?

Ehrenamt bedarf jede Menge Idealismus und Ausdauer. Es ist natürlich schön, wenn man wie bei uns, sofort die Möglichkeit hat, kleine Erfolge zu sehen. Es bedeutet aber intensive Arbeit, da wir nicht über die Mittel verfügen, uns ein Büro zu leisten, oder im großen Stil Werbung zu machen. Bei der allerersten Filmreihe hatten wir das Glück, über den Verfügungsfonds etwas Geld einsetzen zu können. Für die Durchführung der zweiten Filmreihe 2014 hatten wir wieder auf dieses Glück gehofft. Es war ein Schock, als wir sechs Wochen vor Festivalbeginn erfuhren, dass unser Antrag abgelehnt wurde. Sofort haben wir uns, fest davon überzeugt einer guten Sache zu dienen, auf die Suche nach Sponsoren gemacht. Wir wurden im Leipziger Westen schnell fündig und  haben großartige Sponsoren und Kooperationspartner gefunden, die es uns ermöglichen, die Durchführung zu realisieren. Jedoch reicht die Unterstützung nur für das Nötigste.

Was braucht Ihr genau, Eucaris?

Wir brauchen weitere Sponsoren, damit die Filmreihe auf gesunden Füßen stehen kann. Aber auch ehrenamtliche Helfer werden gesucht. Unsere “Fremdsprachige Kinderfilmreihe” wächst – und damit wachsen auch unsere Aufgaben. Wir suchen ehrenamtliche Helfer, die tatkräftig mit anpacken wollen. Es gibt viele Aufgabenbereiche und es ist bestimmt für Jeden etwas Interessantes dabei.

Wer sich heutzutage gegen eine Mehrsprachigkeit für seinen Nachwuchs stemmt, scheint nicht nur zutiefst hinterwäldlerisch, sondern auch in seiner Pflicht, dem Nachwuchs beste Chancen für später zu offerieren, völlig zu versagen. Trotzdem gibt es diese Menschen. Dafür wiederum würden diese im seltensten Falle aktiv gestalten. Kulturelle Perspektiven klingen ihnen oft wie böhmische Dörfer. Wird sich das verwachsen? Wie wird Leipzig, vom interkulturellen Ansatz her, in fünf Jahren aussehen?

Einer der schönsten Momente der letzten Filmreihe war für mich der Samstag, als parallel ein italienischer und ein arabischer Film gezeigt wurden. Die Besucher waren zufrieden, die Kinder hatten anschließend an den Aktionen in der jeweiligen Sprache teilgenommen und dann trafen die Kinder mit den Eltern im Foyer aufeinander. In dem Foyer hatte der italienische Verein einen Basteltisch aufgebaut. Alle Kinder, ob arabisch oder italienisch, haben dann miteinander gebastelt und geredet, natürlich auf Deutsch.

Die “Fremdsprachige Kinderfilmreihe” will Brücken schlagen. Die Filme verbinden die Herkunftssprachen mit der deutschen Sprache. Gerade deshalb wird sie an deutschen Schulen angeboten. Die “Fremdsprachige Kinderfilmreihe” möchte das Potential der Mehrsprachigkeit fördern, Lust auf Sprachen machen, Sprachen als Chance vermitteln und natürlich auch die deutsche Sprache als Amtssprache und Mittel der Verständigung hier in Deutschland fördern.

Wir haben die Vision, dass die Kinder, die zu uns kommen, durch Film und Aktion lernen, offen und tolerant zu sein. Wir wollen mit unserem Projekt dazu beitragen, in ihnen eine gesunde Neugier zu wecken und ohne Vorurteile andere kulturelle Perspektiven zu erkennen. Wir wollen Menschen auf Augenhöhe. Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, aber wir widmen unser Projekt den Kindern, also den Erwachsenen von morgen, die unsere Zukunft später mitgestalten werden.

Die Initiative Aktives Gestalten ist ja Ehrenamt – womit verdienst Du Deine Brötchen, Eucaris?

Ich bin mit meiner Firma Nexo Events & Organisation im Eventbereich zu Hause.  Außerdem bin ich PR-Beraterin. Dieses Wissen ist natürlich für die Filmreihe von großem Vorteil, da mir die Konzipierung und Organisation dadurch – allein schon aus den Erfahrungen heraus – leichter fällt als anderen Menschen.

Na, dann wünsche ich Dir immer genug Luft fürs Ehrenamt und unserer Stadt noch viele Menschen wie Dich und Dein Team, welche aktiv mitgestalten, anstatt als Trolle die Kommentarfunktionen der Medien vollzuballern. Danke.

Ich danke Dir auch sehr Volly.

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