Da saß der Tanner in seinem Büro und dann ging die Tür auf. Sonne strahlte herein, die gedankenschwere, konfliktschwangere Luft der Dauerkonferenzen und Gespräche drang nach draußen und Linda Lachetta nach drinnen. Und sie brachte eine Idee mit, die ganz einfach umzusetzen ist. Mit Charme und viel positiver Energie. Tanner fragte nach.

Die Idee ist mir beim Durchsichten der unzähligen Stifte und Malbücher meiner Kinder gekommen. Wir leben im Überfluss, zumindest ein Teil unserer Gesellschaft – und viele werfen Papier und Stifte gedankenverloren weg oder die Sachen liegen unbenutzt zuhauf herum. Der Verein setzt sich bereits für Flüchtlingsunterkünfte ein. Mit der Aktion wollen wir den Menschen ein Stück weit die Möglichkeit geben, diese, für sie sehr schwierige, Zeit abwechslungsreicher zu gestalten.

Wie muss ich mir denn das Procedere vorstellen? Bis wann geht die Aktion, was genau wird gesammelt? Wo kann abgegeben werden?

Nun, jeder sollte einfach mal in seinen Schränken und Regalen nach verborgenen Schätzen schauen. Natürlich freuen wir uns auch über neue Materialien: also beim nächsten Einkauf vielleicht einfach eine Packung Stifte, egal ob Blei-, Bunt-, Filz-, Wachsmalstifte etc., Radierer, Spitzer oder Papier mitholen. Mal- und Kritzelbücher sind herzlich willkommen, ebenso wie Zeichenblöcke und Papier in unterschiedlichen Formaten. Da sich Stifte und Papier immer wieder verbrauchen, wollen wir die Aktion im kommenden Jahr wiederholen.

Die jetzige und erste Sammelaktion läuft bis zum 18.12.2015. Die Materialien können im Stadtteilladen Leipziger Westen in der Karl-Heine-Straße abgegeben werden, wo vorläufig eine Sammelbox steht. Überdies werden Sammelboxen in Schulen, die in Kontakt zum Verein stehen, aufgestellt sowie in weiteren Läden im Leipziger Westen, die unsere Aktion unterstützen. Im Copyshop in der Beethovenstraße, welcher ebenfalls Papier und Stifte spendet, steht auch ein Karton. Sie waren gleich sehr positiv angetan von der Idee.

Und wie kommen die Sachen dann in die Unterkünfte? Bringst Du die alle selber dahin?

Eine sehr umfangreiche Spende, worauf wir natürlich hoffen, lässt sich  kaum allein stemmen. Wir werden uns intern organisieren, so dass alle Spenden in Erstaufnahmestationen ankommen.

Neben dem Stifte- und Papiersammeln bist Du ja auch Mama und Geliebte – und Künstlerin. Was künstelst Du denn konkret? Und mit was für einem Hintergrund? Künstlerin wird frau ja nicht frühmorgens beim Kaffeetrinken, da braucht es ja eine Intension, einen Weg und bestimmt auch künstlerische Eckpunkte, an denen sich gerieben wird.

Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die relativ schnell Einfälle hat, also ist das mit der Spontaneität am Frühstückstisch gar nicht so weit entfernt. Aber sicher bin ich schon ein unbändiger Kopf, der sich im Malen gut entfalten kann. Ich habe das Glück, über eine Freundin eine Nische in einer Werkstatt im Westwerk nutzen zu können, die noch zwei weiteren Künstlern als Atelier dient.  Derzeit arbeite ich mit Acryl auf Leinwand.

Nachdem ich in diesem Sommer mein Geographiestudium beendet habe, tut es mir einfach gut, die Farben zu mischen und auf die Leinwand zu bringen, wobei es natürlich wunderbar ist, mit jedem Bild eine eigene Komposition zu erschaffen, die einfach losgelöst von allem drum herum ist. Mir persönlich erscheint der Begriff des Künstlers bzw. der Künstlerin etwas zu hoch gegriffen. Charmant ist der Gedanke trotzdem, denn jeder versteht ja etwas anderes darunter. Derzeit könnte ich mir vorstellen, mein Leben lang zu malen. Was tatsächlich passiert, wird die Zukunft zeigen, aber eine Ausstellung möchte ich auf jeden Fall machen.

Kannst Du uns noch ein paar Worte zur Initiative Aktives Gestalten e.V. sagen, bitte? Nicht, dass wir hier Eulen nach Athen tragen wollen, aber für manche Menschen ist die Initiative ja vielleicht doch ein böhmisches Dorf.

Die Initiative wurde Ende 2014 als gemeinnütziger Verein gegründet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht ein internationales Filmfest für Kinder und Jugendliche, das seit 2013 immer um die Winter- und Herbstferien organisiert wird. Wir zeigen Filme in fünf verschiedenen Sprachen, die von Workshops begleitet sind, um das Angebot interaktiv zu gestalten. Aktuell führen wir Filme in Flüchtlingsunterkünften vor. Für neue Ideen und Mitglieder sind wir immer offen. Wer sich für die Arbeit im Verein interessiert,  kann sich auf unserer Homepage http://initiativeaktivesgestalten.com informieren.

Danke für Dein Engagement, liebe Linda. Und weiterhin die Sonne im Herzen.

Dir auch vielen Dank für das Gespräch.

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