Erneut haben mutmaßlich Rechtsradikale ein Konzert der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ beeinflusst. In Chemnitz sorgte am Donnerstagabend eine Bombendrohung für eine Unterbrechung. Nachdem die Polizei das Gebäude geräumt hatte, begann am späten Abend erneut der Einlass. Bereits am Mittwoch war eine Filmvorführung wegen einer Morddrohung abgesagt worden. Im Oktober hatte eine Absage des Dessauer Bauhauses für heftige Kontroversen gesorgt.

Eigentlich sollte am Donnerstagabend, den 15. November, um 19 Uhr ein Konzert der antifaschistischen Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ in Chemnitz beginnen. Doch dann teilte die Band auf Twitter mit: „Konzertbeginn wegen Bombendrohung verschoben!“ Die Polizei habe das Alternative Jugendzentrum (AJZ) in Chemnitz räumen lassen und durchsuche dieses nun.

Es ist der Höhepunkt seit Wochen andauernder Schlagzeilen über „Feine Sahne Fischfilet“. Die Band engagiert sich gegen Neonazis, auch und vor allem in Gegenden, die viele bereits aufgegeben haben. Wegen zu Gewalt gegen Polizisten aufrufender Texte hatte der Verfassungsschutz die Band zeitweise im Visier. Nicht nur für Neonazis, sondern auch für Konservative ist sie deshalb ein Feindbild.

Bauhaus-Kontroverse und Drohungen gegen Kino

Den Auftakt der jüngsten Kontroversen bildete die Absage eines geplanten Konzerts im Dessauer Bauhaus. Dieses hatte aus Angst vor einem Neonaziaufmarsch erklärt, dass die Veranstaltung in ihren Räumlichkeiten nicht stattfinden kann. Zudem sei das Bauhaus ein unpolitischer Ort – eine Behauptung, die in Anbetracht seiner Geschichte vor allem im Nationalsozialismus viel Unmut hervorrief. Die Band wechselte daraufhin ins Dessauer Brauhaus, wo das Konzert Anfang November stattfinden konnte. Das ZDF hielt an der ursprünglich geplanten Ausstrahlung fest.

Die nächste Absage folgte wenige Tage später. Ende November sollte die „Feine Sahne Fischfilet“-Dokumentation „Wildes Herz“ im Rahmen einer landesweiten Schulkinowoche in Schleswig-Holstein gezeigt werden. Auch im „Movie Star“ in Bad Schwartau war eine Vorführung geplant. Doch die Kinobetreiber sagten diese am Mittwoch, den 14. November, ab. Der Dok-Film von Polizeiruf-Schauspieler Charlie Hübner über die Band wird in Leipzig unter anderem am Mittwoch, 21. November in der Kinobar Prager Frühling gezeigt.

AJZ im Visier von Rechtsradikalen

Hintergrund ist ein an das Kino und eine Schule gerichtetes Schreiben, das laut taz von selbsternannten „Enkeln von Adolf Hitler“ verfasst wurde. Diese drohten darin damit, die Schüler zu erschießen und das Kino in die Luft zu sprengen. Immerhin stellte sich die CDU-Bildungsministerin Karin Prien hinter die Vorführung des Films. Es sei nicht hinnehmbar, dass „eine pluralistische Gesellschaft vor extremistischen Drohungen in die Knie geht und sich in ihren Freiheiten beschneiden lässt“. In Sachsen-Anhalt hatte sich die Landes-CDU hinter das Bauhaus und dessen Absage gestellt.

Nun folgte die Bombendrohung gegen das Alternative Jugendzentrum in Chemnitz. Laut „Freier Presse“ gab es bereits in den Tagen vor dem Konzert seitens Rechtsradikaler mehrere Drohungen und Ankündigungen, dieses zu verhindern. Zu Beginn der 2000er Jahre hatte es laut der Zeitung einen Überfall auf ein Konzert einer anderen Punkband mit etwa 30 Verletzten gegeben.

Gegen 22 Uhr meldete „Feine Sahne Fischfilet“ schließlich, dass das Konzert doch stattfinde und der Einlass erneut begonnen habe. Bereits am Freitag dürfte Chemnitz erneut in die Schlagzeilen geraten. Dann möchte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stadt besuchen. Zu spät, wie die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) deutlich kritisierte, Anfang September, also direkt nach den beginnenden Auseinandersetzungen, hab sie die Kanzlerin eingeladen.

Dass seither immer offener agierende rechtsradikale Bündnis „Pro Chemnitz“ hat erneut eine Demonstration angemeldet.

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