Seit mehreren Wochen schon gilt in Leipzigs Krankenhäusern der Besucherstopp. Bisher ausgenommen waren Geburten. Nun allerdings wird es Partner/-innen verwehrt, bei der Entbindung dabei zu sein. Zu groß sei das Risiko. Betroffene richten sich mit einer Petition an Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie die Leitungen der Geburtenkliniken des Universitätsklinikums Leipzig und des St.-Georg-Klinikums und St. Elisabeth-Krankenhaus.

„Diese Entscheidung hat […] weitreichende Folgen. Frauen melden sich verzweifelt bei Hebammen, die außerklinische Geburtshilfe anbieten. Wo dies nicht möglich ist, weil keine Hebamme zum errechneten Geburtstermin mehr verfügbar ist, erreichen uns Anfragen mit der Bitte um Informationen zur Alleingeburt“, heißt es in dem Aufruf. Die Unterstützer fordern deshalb dringend, die strengen Regelungen an Leipzigs Krankenhäusern wieder aufzuheben. Gerade kurz vor der Geburt kann eine solche Nachricht Stress für Frau und Kind auslösen.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist darauf hin, dass „[e]ine sichere und positive Geburtserfahrung […] eine selbstgewählte Begleitperson während der Geburt [benötigt]“. Ob ein Begleitverbot sinnvoll ist, scheint umstritten. Natürlich soll durch den Ausschluss von Personen das Risiko einer Infektion verringert werden. Doch die Kritiker schätzen die möglichen psychischen und physischen Folgen für die werdenden Eltern als weitaus gravierender ein.

Da Hebammen im normalen Krankenhausbetrieb in der Regel mehrere Geburten gleichzeitig betreuen, könnte eine Schwangere während der Entbindung zeitweise auf sich allein gestellt sein. Der daraus entstehende psychische Stress könnte unter anderem zu einem Geburtenstillstand führen. Einleitende Maßnahmen bergen weitere gesundheitliche Risiken für die Frau. Auch auf das spätere Familiengefüge und die Bindung zwischen Eltern und Kind kann eine ungewollte alleinige Geburt Auswirkungen haben.

Da die Hebammen als einzige Begleitperson intensiver gefordert wären, könnte es außerdem dazu kommen, dass Geburten beschleunigt werden müssen. Bekannte Methoden für die Beschleunigung sind die medikamentöse Geburtseinleitung, eine manuelle Erweiterung des Muttermundes oder die Anwendung einer Saugglocke. Auch könnte der Erlass des Verbots durch einzelne Krankenhäuser dazu führen, dass sich Schwangere vermehrt an andere Häuser wenden, warnt der Deutsche Hebammenverband (DHV). Der Verband plädiert deshalb für das Ausschöpfen aller Möglichkeiten, „um Begleitung bei der Geburt zuzulassen.“

Wie Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping am Montag mitteilte, sei die Entscheidung den Kliniken überlassen. Man habe die Möglichkeit ausdrücklich offen gelassen. Das Universitätsklinikum Leipzig erklärte auf Anfrage: „[D]ie aktuelle Entwicklung der Infiziertenzahlen lässt uns leider keine Wahl. Am Universitätsklinikum Leipzig gilt ein genereller Besucherstopp, der auch den Kreißsaal umfasst. Diese Festlegungen haben wir schweren Herzens auch zusammen mit den anderen Leipziger Entbindungskliniken getroffen, da wir alle vor der gleichen Herausforderung stehen.“

Trotz der schwierigen Situation sei eine Eins-zu-Eins-Begleitung aber gewährleistet, so das UKL. Sobald sich die Situation entspannt, wolle man Änderungen vornehmen.

Engpässe bei Atemmasken: Leipzigs Kliniken warten auf „Erkrankungswelle“

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