Nachhaltigkeit ist längst zu einem wichtigen Verkaufsargument geworden. Bei Verpackungen greifen Unternehmen beispielsweise zu Begriffen wie „biologisch abbaubar“, „kompostierbar“ oder „umweltfreundlich“. Diese Kennzeichnungen vermitteln den Eindruck, dass es sich um besonders umweltverträgliche Produkte handelt. Doch oft stecken hinter der grünen Fassade leere Versprechungen.

Viele dieser Verpackungen sind, wenn überhaupt, ökologisch kaum besser zu bewerten, als herkömmliche Alternativen – oder sie lassen sich nur unter bestimmten Bedingungen wirklich umweltfreundlich entsorgen. Was kann man sich nun aber konkret unter Greenwashing im Verpackungsbereich vorstellen? Doch worauf nun wirklich beim Einkauf achten?

Greenwashing bei Verpackungen

Greenwashing beschreibt den Versuch von Unternehmen, sich ein umweltfreundliches Image aufzubauen, ohne dass eine wirkliche ökologische Grundlage gegeben ist. Besonders im Bereich der Verpackungen ist diese Praxis verbreitet. Verpackungen sind ein sichtbares Element eines Produkts und bieten damit eine einfache Möglichkeit, Umweltbewusstsein zu kommunizieren – zumindest auf den ersten Blick.

Begriffe wie „klimaneutral“, „nachhaltig“ oder „recycelbar“ sollen Vertrauen schaffen und ein gutes Gefühl beim Kauf vermitteln. Doch oft handelt es sich dabei eher um Marketingslogans als um überprüfbare Fakten. Viele dieser Verpackungen bestehen weiterhin aus Materialien, die nur schwer oder gar nicht recycelt werden können.

Auch Produktionsbedingungen und Transportwege werden meist nicht berücksichtigt, wenn es um die Bewertung der Umweltfreundlichkeit geht. Greenwashing nutzt die Komplexität ökologischer Themen gezielt aus. Verbraucher können häufig nur schwer nachvollziehen, was hinter einem bestimmten Label oder einem Slogan steckt. Genau hier setzen Unternehmen an – mit Begrifflichkeiten, die mehr versprechen, als die Produkte oder viel mehr dessen Verpackungen auch halten können.

Nachhaltig, biologisch abbaubar, kompostierbar

Besonders Kennzeichnungen, wie zum Beispiel „nachhaltig“, sind auf Verpackungen besonders beliebt. Sie klingen voll umweltfreundlich, doch was sie wirklich bedeuten, ist etwas nebulös. Definitionen dazu gibt es nämlich gar nicht. Zudem sind einige dieser Begriffe in gesetzlichen Regelwerken enthalten, was sie zu einem idealen Werkzeug für den Anwender von Greenwashing macht.

Beispiele für unklare und irreführende Begrifflichkeiten sind „Nachhaltig“: Wird häufig ohne konkrete Kriterien verwendet; ein klarer Nachweis fehlt in der Regel.  „Biologisch abbaubar“: Klingt nach schneller Zersetzung, ist jedoch oft nur unter speziellen Bedingungen umsetzbar – z. B. in industriellen Kompostieranlagen. „Kompostierbar“: Bezieht sich ebenfalls überwiegend auf industrielle Verfahren. Auch ein eher umstrittenes Material in diesem Zusammenhang soll Bioplastik sein.

Es wird häufig als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Plastik beworben. Doch ist Bioplastik nicht zwangsläufig auch ökologisch. Es lohnt sich ein genauer Blick. Bio-basiertes Bioplastik wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, ist aber nicht automatisch biologisch abbaubar.

Biologisch abbaubares Bioplastik kann die Recyclingprozesse stören, wenn es mit herkömmlichem Kunststoff vermischt wird, was momentan kaum zu verhindern sein wird. Die tatsächliche Umweltbilanz hängt stark vom gesamten Lebenszyklus ab, nicht nur vom Material selbst. Man sollte bei solchen Begriffen also ruhig mal genauer hinsehen und sich nicht allein auf die grüne Verpackung verlassen.

Verschiedenes Plastik, Papier, Blech und Speisereste. Foto:  Filmbetrachter via pixabay

Trotz „grünem“ Image umweltschädlich

Auch wenn Verpackungen mit umweltfreundlichen Begriffen regelrecht überfrachtet werden, haben sie oft eine schlechte Ökobilanz. Das liegt vor allem daran, dass Werbeaussagen selten den gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigen. Diese wichtigen Umweltfaktoren werden dabei oft außer Acht gelassen:

  • Herstellung: Der Einsatz von Energie und Ressourcen bei der Produktion wird meist nicht thematisiert.
  • Transport: Lange Lieferwege können die Ökobilanz stark verschlechtern, auch wenn das Material selbst umweltfreundlich klingt.
  • Entsorgung: Viele Verpackungen lassen sich nicht oder nur schwer recyceln. Das betrifft auch Bioplastik, das in vielen Fällen im Restmüll landet.

Ein weiteres Problem ist der Materialmix bzw. die sogenannten Verbundverpackungen. Viele Verpackungen bestehen aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien – etwa Papier, Alufolie und diversen Kunststoffbeschichtungen. Solche Verpackungen lassen sich kaum wieder in die entsprechenden Wertstoffgruppen auftrennen und sind dadurch nicht recyclingfähig. Zudem ist das Recycling-System in vielen Ländern überfordert. Selbst theoretisch recycelbare Verpackungen werden nicht immer korrekt entsorgt – oder sie sind durch Lebensmittelreste verschmutzt und müssen aussortiert werden. Kurz gesagt: Eine grüne Verpackung allein macht noch kein nachhaltiges Produkt. Für echte und ernstgemeinte Umweltfreundlichkeit sollten alle Stufen des Produktlebenszyklus, also von der Herstellung bis hin zur Entsorgung, kritisch bewertet werden.

Greenwashing erkennen

Greenwashing ist nicht immer leicht zu entlarven, dennoch gibt es einige Anhaltspunkte, an denen man erkennen kann, ob eine Verpackung wirklich umweltfreundlich ist oder nur so wirkt. Seriöse Unternehmen geben konkrete Auskünfte über Materialherkunft, Entsorgungsmöglichkeiten und Umweltwirkungen. Zertifizierungen wie der „Blauer Engel“, das „EU Ecolabel“ oder das FSC-Logo bieten eine bessere Orientierung als unbekannte Logos, die vom jeweiligen Anbieter selbst gestaltet wurden.

Eine Verpackung, die als „kompostierbar“ beworben wird, aber keine Hinweise zur fachgerechten Entsorgung gibt, sollte kritisch betrachtet werden. Hin und wieder finden sich Einschränkungen bezüglich der werbewirksamen Aussagen, etwas versteckt auf der Rückseite der Packung, auch dies ein klares Indiz für Greenwashing.

Transparente Informationen, verlässliche Siegel und ein Blick hinter die grüne Verpackung sollte erlaubt sein. Gleichzeitig sind Unternehmen gefragt, ehrlich zu kommunizieren und nicht auf einen kurzfristigen Imagegewinn zu setzen.

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