Die Idee, eigenes Gemüse anzubauen, ist nun wirklich nicht neu. Aber sie ist wieder „on vogue“. In Zeiten steigender Lebensmittelpreise, wachsender Unsicherheit bei Lieferketten und wachsendem Interesse an nachhaltiger Lebensweise, rückt der Garten wieder in den Fokus, selbst wenn er nur ein paar Quadratmeter misst.

Hochbeete gelten dabei als ein möglicher und eher niedrigschwelliger Ansatz einer partiellen Selbstversorgung. Kein großer Garten nötig, keine Vorkenntnisse, keine Maschinen, nur etwas Geduld und regelmäßiges Gießen, lässt aus einer ungenutzten Ecke im Hof oder auf der Terrasse schnell eine ergiebige Mini-Gärtnerei entstehen. Für viele ist das mehr als ein Freizeitprojekt.

Es ist eine Antwort auf die Frage, wie man sich im Alltag ein Stück unabhängiger machen kann – und das mit überschaubarem Aufwand. Dass dabei nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch der wirtschaftliche Nutzen eine Rolle spielt, liegt auf der Hand. Doch was bringt ein Hochbeet tatsächlich an Ertrag? Und rechnet sich das Ganze am Ende auch finanziell?

Einmal aufbauen und dauerhaft ernten?

Wer glaubt, Hochbeete seien reine Deko mit ein paar Kräutern obendrauf, unterschätzt ihr Potenzial. Denn durch den mehrschichtigen Aufbau entsteht im Inneren ein eigenes Mikroklima. Die untersten Lagen – meist aus Ästen, Laub und Kompost – verrotten langsam und erzeugen dabei Wärme. Die sorgt in Kombination mit durchlässiger Erde dafür, dass Pflanzen schneller wachsen und früher geerntet werden können.

Das macht sich besonders bei wärmeliebenden Sorten wie Tomaten, Paprika oder Zucchini bemerkbar. Aber auch Klassiker wie Salat, Spinat oder Radieschen profitieren von den Bedingungen. In gut gepflegten Hochbeeten sind mehrere Ernten pro Saison keine Seltenheit – besonders bei schnellen Kulturen wie Pflücksalat oder Rucola. Was lässt sich konkret pro Saison auf 1,5 m² Beet erwarten?

  • Salat: bis zu 30 Köpfe
  • Radieschen: 3–4 Sätze à 20 Stück
  • Kräuter: Dauerertrag über Monate (Petersilie, Schnittlauch, Basilikum)
  • Tomaten: bei 4–6 Pflanzen 8–12 Kilo
  • Zucchini: 1–2 Pflanzen reichen für mehrere Ernten über Wochen

Vor allem im Vergleich zu Supermarktpreisen lässt sich hier einiges einsparen – besonders bei Bio-Produkten, die im Hochbeet oft problemlos selbst gezogen werden können.

Kräuterhochbeet. Foto: stux via pixabay

Kosten-Nutzenanalyse

Die Anschaffung ist nicht kostenlos, aber überschaubar. Wer ein langlebiges Modell aus witterungsbeständigem Holz wählt, der landet bei Materialkosten von etwa 150 bis 300 Euro – je nach Größe und Qualität. Hinzu kommen Füllmaterialien, wie Rindenmulch oder Holzhäcksel, Kompost, Holzkohle, Laub und obendrauf richtig gute Erde.

Wer clever schichtet und kein eigenes Material nutzen kann, kommt mit 80 bis 120 Euro für die erste Befüllung aus. Auch Samen und Jungpflanzen schlagen etwas zu Buche, bleib aber ebenfalls im Rahmen: Eine Saison lässt sich mit etwa 20 bis 40 Euro an Saatgut bestreiten, je nachdem wie vielfältig angebaut wird.

Im Gegenzug stehen, eher konservativ geschätzt, jährlich Ernteerträge im Wert von 150 bis 300 Euro den Anschaffungsaufwendungen gegenüber. Daraus folgt, dass sich die Anschaffung nach spätestens zwei Jahren schon rein wirtschaftlich betrachtet, amortisiert haben. Und mit einer Lebensdauer von acht bis zehn Jahren wird es zur verlässlichen Versorgungsquelle auf kleinem Raum.

Wer kein Geschick oder keine Lust zum Basteln hat, findet das passende Hochbeet mit Sicherheit auch online. Inzwischen gibt es alle möglichen Modelle in verschiedenen Größen und aus den unterschiedlichsten Materialien. Als Baumaterial das Holz aus der lokalen und nachhaltigen Forstwirtschaft zu beziehen, wäre hierfür eine gute und solide Basis.

Nicht nur lecker, auch noch ein gutes Gefühl. Foto: jf-gabnor via pixabay

Praxisfaktor – Wie viel Zeit für Gartenarbeit ist wirklich notwendig?

„Zu großer Zeitaufwand“ ist für viele das zentrale Argument gegen das Gärtnern. Doch beim Hochbeet ist das Bild deutlich entspannter. Einmal aufgebaut und bepflanzt, reduziert sich die Pflege auf das Notwendige: „das Gießen“! Ab und zu muss man auch mal jäten, gelegentlich auch düngen, doch im Vergleich zum klassischen Gemüsebeet hat das Hochbeet gleich mehrere Vorteile: Die erhöhte Lage macht es das lästige Bücken überflüssig, Schnecken haben es zudem deutlich schwerer, und Unkraut ist durch die lockere Erde schnell in den Griff zu bekommen.

Wer eine automatische Bewässerung installiert und ein bisschen mulcht, spart zusätzlich noch Zeit und auch Wasser und wird mit gesundem Gemüse belohnt. Pro Woche fallen – je nach Pflanzzeit – etwa 1 bis 2 Stunden an. In Erntezeiten etwas mehr, in den kühlen Monaten entsprechend weniger.

Für viele ein überschaubarer Aufwand, der sich im Verhältnis zur Ernte durchaus sehen lassen kann. Die Arbeit im Beet wird nicht selten sogar zur erholsamen Unterbrechung oder zur Meditation in unserem sonst meist hektischem digitalen Alltag. Das darf man nicht vergessen, auch wenn sich solch ein Wert nicht in Euro beziffern lässt.

Hochbeet als Teil eines nachhaltigen Lebensstils

Selbst angebautes Gemüse bedeutet mehr als Geldersparnis – es steht auch für Nachhaltigkeit. Es reduziert Transportwege, Verpackungsmüll und Energieeinsatz in der Lieferkette. Wer mitdenkt, baut nicht nur für sich, sondern auch für Bienen, Schmetterlinge und andere Nützlinge: Blühstreifen, Kräuter und Mischkulturen schaffen kleine Rückzugsräume für Arten, die andernorts kaum noch Platz finden.

Ein Hochbeet lässt sich zudem gut in bestehende Strukturen integrieren – auf Balkonen, in Gemeinschaftsgärten, an Schulen oder in Wohnprojekten. Es braucht wenig Fläche, bietet aber viel Potenzial – nicht nur kulinarisch, sondern auch sozial. Kinder lernen hier, wo Lebensmittel wirklich herkommen. Erwachsene entdecken, wie einfach gesunde Ernährung eigentlich ist. Und Nachbarn kommen ins Gespräch, wenn im Sommer die Tomatenernte geteilt wird.

Sieben Tipps, damit sich das Hochbeet Spaß macht und sich auch lohnt

  1. Mehrfach ernten statt nur einmal säen: Frühjahrs-, Sommer- und Herbstkulturen durchplanen – wer nach der ersten Ernte nachpflanzt (z. B. Spinat nach Radieschen), nutzt die Fläche optimal aus.
  2. Sorten clever wählen: Pflanzen mit hoher Ernteausbeute auf kleinem Raum lohnen sich besonders – z. B. Mangold, Pflücksalat, Buschbohnen, Kräuter, Zucchini oder Cherrytomaten.
  3. Saatgut selbst gewinnen: Ausgewählte Pflanzen zur Blüte kommen lassen und Samen ernten – spart Geld und bringt oft widerstandsfähigere Pflanzen im Folgejahr.
  4. Wasser sparen durch Mulchen: Eine Schicht aus Rasenschnitt oder Stroh hält die Feuchtigkeit im Boden und reduziert den Gießaufwand – besonders im Hochsommer ein Vorteil.
  5. Kompost statt Kunstdünger: Eigener Kompost oder organischer Dünger verbessert die Bodenqualität langfristig – günstiger und besser für die Pflanzen.
  6. Kombinieren mit vertikalem Anbau: Rankhilfen für Erbsen, Gurken oder Bohnen erweitern die Anbaufläche nach oben – mehr Ertrag auf gleichem Raum.
  7. Winterpause sinnvoll nutzen: Wer im Herbst Gründüngung sät (z. B. Phacelia oder Klee), verbessert den Boden und spart im Frühjahr Dünger und Erde.

Natürlich ersetzt ein Hochbeet keinen vollwertigen Acker. Wer auf Selbstversorgung im großen Stil setzt, braucht andere Flächen. Aber für alle, die mit überschaubarem Aufwand gesünder essen, Geld sparen und bewusster leben wollen, ist ein Hochbeet ein erstaunlich effektiver Anfang. Gleichzeitig entsteht etwas, das sich in keinem Supermarkt kaufen lässt, das gute Gefühl, selbst für einen Teil der Ernährung gesorgt zu haben und man sogar immer auf Augenhöhe mit dem, was wächst ist.

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