Sachkundeunterricht mit Geschmack absolvierten am Freitag Grundschüler der 172. Grundschule an der Prießnitzstraße. Gemeinsam mit TV-Koch Christian Henze schmierten die Erst- und Zweiklässler Pausenbrote. Zwischen Brot und Belag kam nur der Marktführer von der Grünen Insel. Denn der unterstützt die Aktion "Gesundes Pausenbrot".

Morgens halb 11 in Deutschland. Das geht zeitlich noch durch als Zeit für ein Frühstück. Was eigentlich nicht so recht geht, ist das, was viele Menschen in Deutschland dann so zu sich nehmen. “Wenn man in die Brotdosen guckt, sieht man oft viele Süßigkeiten und wenig Obst”, sagt Frances Rakowski, seit Schuljahresbeginn Leiterin des Hortes der 172. Grundschule.

Da hilft nur ein Back to the roots. Brot ist auch im Ernährungsüberflussland Deutschland immer noch ein Grundnahrungsmittel. Mit geschnitten Brot, nicht zu fettreichem Belag, etwas Obst und Gemüse sowie einem idealerweise ungesüßten Getränk hat man schnell eine komplette und ausgewogene Pausenverpflegung zusammengestellt. Das war über viele Generationen gang und gäbe, sofern nicht Not und Hunger regierten.

Irgendwie ist dieses trophologische Grundwissen unter all den vollgestellten Supermarktregalen verschüttet worden. “Denn jedes dritte Kind geht ohne Frühstück in die Schule”, heißt von den Machern der Aktion “Gesundes Pausenbrot”.

Nicht zu vergessen: Bevor der Belag aufs Brot kommt, wird letzteres zumeist geschmiert. Da passt es kommunikationstechnisch gut zusammen, dass die Bildungsaktion vom Marktführer beim Streichprodukt auf tierischer Grundlage unterstützt wird. Dieser vermarktet übrigens Milchprodukte von der Grünen Insel westlich von England. Doch seit den Zeiten der Wohlstandbäuche und Butterberge (jedenfalls in weiten Teilen Europas) sowie der pflanzlichen Alternativen hat auch der Ernährungsklassiker Butter ein Imageproblem.
Dabei sei Butter gesund, jedenfalls maßvoll verzehrt, betonte TV-Koch Christian Henze am Freitag auf dem Schulhof der 172. Schule. Henze ist das Gesicht der Aktion. Freitagnachmittag ist der Sterneinhaber wöchentlich im Programm der hiesigen ARD-Anstalt zu sehen.

Henze kam nicht mit erhobenem Zeigefinger. “Was schmeckt, kann auch gesund sein”, lautete seine Botschaft. Wie gesagt: Dieser althergebrachte Zusammenhang ist in immer mehr Haushalten vom Speisezettel gestrichen.

Damit dieser Merksatz wieder ins breite Bewusstsein rückt, werden nun deutschlandweit 100.000 Pausenbrote von und für Grundschüler geschmiert. Allein 300 waren es am Freitag an der Prießnitzschule.

Angeleiert hat die Pausenhofaktion an der Schnittstelle von Lindenau und Leutzsch Rosemarie Frenzel. “Weil ich der Meinung bin, dass gesunde Ernährung ganz wichtig ist”, so die Erzieherin zu L-IZ.

Gurken, Möhren, Paprika und Salatblätter zierten das Büffet auf dem Schulhof. Daneben viel Vollkornbrot, fettarme Wurst und verschiedene Käsesorten. Und eben Produkte der irischen Großmeierei, die die Lebensmittel bezahlt hat.

“Die Elternarbeit hat super funktioniert”, dankte Hortleiterin Rakowski allen Müttern und Vätern, die das Büffet vorbereitet haben. Die Pausenbrote gingen den Erst- und Zweitklässlern dann wie von selbst von der Hand. Und dann natürlich in den Mund. Denn Selbstgemachtes schmeckt eben besser. Und wenn es dann noch gesund ist …

So hofft der Betrachter auf die nachhaltige Wirkung der Pausenbrotaktion. Damit die Nachrichten weniger werden, wonach Sozialverbände, Mediziner, Ernährungswissenschaftler und Jugendforscher vor sozialen Schieflagen und den Folgen falscher Ernährungsgewohnheiten oder gar fehlenden Mahlzeiten für Kinder warnen müssen.

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