Die Bevölkerung Deutschlands wird immer älter. Segen und Fluch zugleich. Denn mit steigendem Alter wächst die Gefahr, an Altersdemenz zu erkranken. Forscher gehen davon aus, dass sich die Zahl der Alzheimer- oder Demenz-Erkrankten in den USA bis 2050 verdreifachen wird. Ähnliches sagen Experten für Deutschland voraus. Eine wirksame Therapie gegen das Vergessen ist nicht in Sicht.

In diesem Jahr findet der Welt-Alzheimertag am 21. September in Leipzig unter dem Motto “Demenz – gemeinsam Zukunft gestalten” statt. Die Alzheimer Gesellschaft Leipzig e. V. und die Leipziger Universitätsmedizin laden aus diesem Anlass die interessierte Öffentlichkeit bereits am Dienstag, den 17. September 2013 zum “2. Fachtag Demenz” ein. Im Jahr 2050 werden gegenüber heute etwa dreimal so viele Menschen in den USA an Alzheimer erkrankt sein. Forscher kamen zu diesem Ergebnis in einer Hochrechnung, die im Fachjournal “Neurology” veröffentlicht wurde. Die Zahl der Erkrankten werde von 4,7 Millionen im Jahr 2010 auf 13,8 Millionen Menschen steigen, prophezeit das Team um Liesi Hebert vom Rush University Medical Center in Chicago.

Etwa 7 Millionen der Betroffenen seien im Jahr 2050 85 Jahre alt oder älter. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Bei der Erkrankung verlieren die Betroffenen, die meist älter als 65 Jahre sind, zunächst langsam das Erinnerungsvermögen, haben Wortfindungs- und Orientierungsstörungen. Nach und nach verändert sich die gesamte Persönlichkeit, ohne Hilfe kann ein Alzheimer-Patient im Endstadium sein Leben nicht mehr alleine in den Griff bekommen.

Beim Fachtag Demenz der Leipziger Alzheimer Gesellschaft geben Experten aus unterschiedlichen Perspektiven Auskunft. Das reicht von Diagnostik über Ursachenforschung bis Therapieaussichten. In vier Vorträgen werden Leipziger Universitätsmediziner neue Erkenntnisse und Erfahrungen rund um das Thema einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Außerdem soll über den Stand der wissenschaftlichen Forschung und den Beitrag der Universität Leipzig zu der weltweit intensiv bearbeiteten Thematik informiert werden. Die Teilnahme am Fachtag ist kostenlos. Er richtet sich an alle interessierten Bürger der Stadt Leipzig und darüber hinaus, an Mediziner, an Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Seniorenbetreuer, Alltagsbegleiter und alle jene, die Menschen mit Demenz begleiten.

An Demenz leiden in Deutschland aktuell nicht nur die rund 1,4 Millionen erkrankten Menschen sondern mit ihnen leiden auch ihre Angehörigen. Die zunehmende Lebenserwartung rückt das Thema immer mehr in den Vordergrund. Die Demenzerkrankung ist eine der großen gesundheits- und sozialpolitischen Herausforderungen der Zukunft. Jahr für Jahr erhalten in Deutschland rund 300.000 Menschen die Diagnose Demenz oder Alzheimer. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, ihren Alltag allein zu bewältigen. Sie brauchen die Hilfe von Angehörigen, Freunden oder professionelle Pflege. Sofern kein Durchbruch in Prävention oder Therapie gelingt, wird sich die Zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 nach Expertenschätzungen auf etwa 3 Millionen erhöhen.
Die konkreten Ursachen und Mechanismen sind trotz jahrelanger Forschung bis heute immer noch ein Rätsel. Wissenschaftler suchen daher weltweit nach einer Methode zur Früherkennung von Alzheimer beziehungsweise Demenz. Dies würde die Chance erhöhen, den Krankheitsverlauf zumindest zu beeinflussen. Der Medizinstandort Leipzig gehört zu den wenigen in Deutschland, der ein neues PET-Verfahren anwendet, um die Alzheimer-typischen Plaque-Ablagerungen im Gehirn sichtbar zu machen. Arzneien, die derzeit Anwendung finden, können den Verlauf nur verzögern und Symptome wie Depressionen oder Halluzinationen behandeln. Jedoch gibt es derzeit noch keine Behandlungsmethode die bei den Ursachen der Krankheit ansetzt und diese stoppt. Die Alzheimer Gesellschaft Leipzig e.V. versteht sich vorrangig als Interessenvertreter der Menschen mit Demenz und deren Angehörigen. Sie setzt sich ein für möglichst frühe Beratung und die Verbreitung von Fachwissen durch Weiterbildung und Erfahrungsaustausch in allen Bereichen sozialer Daseinsvorsorge. Darüber hinaus sucht sie über soziale Innovationen nach neuen Wegen zur Entwicklung einer besseren Versorgungskultur für Menschen mit Demenz.

Zur Alzheimer-Demenz

Zu hundert Prozent kann man AD (Alzheimer-Demenz) nur post mortem (nach dem Tod) durch eine mikroskopische Untersuchung des Hirngewebes feststellen. Heutzutage lässt sich die Krankheit aber mit 95-prozentiger Sicherheit diagnostizieren. Der Arzt muss dafür die kognitiven Fähigkeiten des Betroffenen sorgfältig mit Hilfe bestimmter Tests prüfen. Dabei muss er ausschließen, dass es sich möglicherweise um andere, behebbare, Ursachen des Leistungsvermögens handelt (wie z. B. Störung der Schilddrüsenfunktion, Vitaminmangel oder Infekte). Ebenso muss der Arzt AD von anderen Demenzerkrankungen unterscheiden können. Dabei helfen ihm bildgebende Verfahren wie etwa die Magnetresonanztomografie (MRT) und Blutwertuntersuchungen, wobei die Blutwerte bei AD-Patienten normal sind. Liegt eine AD vor, ist meistens das Hirnvolumen in speziellen Regionen verringert. Zudem kann man die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit auf die Menge bestimmter Proteine hin analyiseren.

Auffällig sind besonders geringe Mengen an Beta-Amyloid und erhöhte Mengen an Tau-Proteinen. Diese sind die wichtigsten Akteure als eine Art Stützzellen und regulieren den Zusammenbau der Mikrotubili (übers. Minischläuche). Sie sind Transportbahnen der Zelle, indem sie sie daran binden. Bei AD lösen sich die Tau-Proteine aus noch weitgehend ungeklärter Ursache von den Mikrotubuli und “verfilzen” zu Tau-Protein-Bündeln, Tangles genannt. Dadurch bricht nach und nach der Transport in der Zelle zusammen. Die Folge: Tod der Zellle.

Im Hirn von AD-Patienten verklumpen aber noch andere Proteine: So lagern sich Beta-Amyloid-Moleküle außerhalb der Zellen an und bilden die gefürchteten Plaques. Auch in gesunden Menschen entsteht Beta-Amyloid aus dem Vorläuferprotein APP, indem dieses durch bestimmte Enzyme gespalten wird. Allerdings wird Beta-Amyloid normalerweise schnell im Gehirn abgebaut. Bei AD-Patienten sind entweder diese Abbaumechanismen gestört, oder aber die Zellen bilden zu viel Beta-Amyloid.

Infos zur Fachtagung am 17. September:
13 bis 16 Uhr
Ort: Hörsaal der Anatomie, Liebigstr. 13
Eintritt frei

www.alzheimer-leipzig.de
www.demenz-leipzig.de

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