Die Sachsen sind öfter und länger krankgeschrieben als der Bundesschnitt. Das geht aus dem diesjährigen Gesundheitsreport der Krankenversicherung Barmer GEK hervor. Sie sammelt die Daten der Krankmeldungen und erstellt daraus jährlich einen Bericht. Im Unterschied zu den Krankmeldungen bei Arbeitgebern enthalten die Meldungen bei Krankenkassen auch Angaben zu Diagnosen. So kann krankheitsbezogen ausgewertet werden.

Ein wichtiger Schluss daraus lautet: Die psychischen Erkrankungen sind auf dem Vormarsch, vor allem die depressiven Episoden, wegen derer Arbeitnehmer krank geschrieben werden müssen. Hauptgrund für das Fehlen am Arbeitsplatz sind nach wie vor Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, hauptsächlich Rückenschmerzen.

Doch dahinter folgen die psychischen Störungen, welche bundesweit um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt haben. “Diese dauern auch am längsten”, sagt Paul-Friedrich Loose, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Sachsen, dazu. “Im Schnitt bleiben Angestellte, die wegen einer psychischen Störung krank geschrieben sind, der Arbeit 47 Tage fern.”

Die Sachsen haben mehr Krankschreibungen aufzuweisen als der Durchschnittsdeutsche, nämlich fünf Prozent. Bundesweit lag der Krankenstand bei 4,66 Prozent. Damit ist er leicht höher als mit 4,59 Prozent im Vorjahr. “Dies bestätigt eine Faustregel, die besagt, dass in Zeiten, da die Konjunktur anzieht, der Krankenstand leicht höher ist. Man könnte also anhand dieser Zahl sagen, es geht uns ganz gut”, so Paul-Friedrich Loose.

Für den höheren Krankenstand in Sachsen sind die psychischen Störungen verantwortlich. Diese haben hier stärker zugelegt als im Bundesschnitt, vor allem in den Großstädten Leipzig und Dresden. “Dies kann mehrere Gründe haben”, sagt Christine Rummel-Kluge, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, dazu. Zum einen lebten in Städten mehr Singles und zum anderen sei die ärztliche Versorgungsstruktur in der Regel besser. “Auf dem Land gibt es generell familiärere Strukturen, die einen Menschen auch auffangen können, zum anderen ist es oft einfacher, einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen”, so Rummel-Kluge.
Wenn der Barmer Gesundheitsreport 2013 auch wichtige Zahlen liefert und Tendenzen aufzuzeigen vermag, so gelten doch auch Einschränkungen: Dafür erhoben wurden die pseudonymisierten Daten von den Versicherten dieser Krankenkasse. Bundesweit betrifft das 3,59 Millionen erwerbstätige Versicherte. In Sachsen wurden die Daten von 149.000 Versicherten erhoben. Dies macht rund zehn Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Sachsen aus. Zudem hängen die Ergebnisse von Statistiken zu Arbeitsunfähigkeit von vielen Faktoren ab.

Die Autoren des Reports erwähnen zudem eine Neuerung: “Für Berechnungen zum Gesundheitsreport 2013 wurde, entsprechend einer Übereinkunft der Ersatzkassen aus dem vergangenen Jahr, eine aktualisierte Standardpopulation verwendet. Dadurch lässt sich das aktuelle Arbeitsunfähigkeitsmeldegeschehen realitätsnäher abbilden. Die Vergleichbarkeit der aktuellen Ergebnisse mit den bis 2012 publizierten Zahlen wird hierdurch allerdings erheblich eingeschränkt, weshalb entsprechende Gegenüberstellungen vermieden werden sollten.” Durchgeführt wurde die Datenerhebung vom Institut für Sozialmedizin in Hannover.

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