Nicht bei jeder Erkrankung oder Verletzung muss man einen Arzt aufsuchen. Es lohnt sich, die wichtigsten Medikamente und Materialien zur Selbstmedikation und Versorgung kleiner Wunden im Haus zu haben. Dabei reicht die Liste von Pflastern und Schmerzmitteln, rascher Hilfe gegen Durchfall oder Übelkeit bis hin zu Mitteln gegen allergische Reaktionen und der Grundausrüstung zur Erstversorgung und Blutungsstillung schwererer Verletzungen.

Selbstmedikation: Darauf ist zu achten

Generell ist beim Thema Selbstmedikation einiges zu beachten. Nur weil ein Medikament rezeptfrei erhältlich ist, bedeutet das nicht, dass es risikofrei in jeder Situation und Menge eingenommen werden kann. Auch von als unproblematisch geltenden Substanzen kann man Nebenwirkungen nicht zuletzt durch Überdosierungen erleiden und unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten erleben.

Sicherheit erlangt man unter anderem durch Lesen und Beachten der Hinweise auf dem Beipackzettel. Diese enthalten zuerst einmal eine Anleitung zur sicheren Dosierung des Medikamentes. Ohne ärztliche Überwachung sollte man nicht von der empfohlenen Höchstdosis und Tageshöchstdosis abweichen und auch beachten, wie lange das Medikament eingenommen werden soll. So sind zum Beispiel NSARs (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Paracetamol nicht dazu geeignet, über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen zu werden.

Wenn Schmerzsymptome über eine größere Spanne anhalten, konsultieren Sie unbedingt einen Arzt, um Ursachen und mögliche Schritte zur Behandlung abzuklären. Bei Überschreitung der Höchstdosis ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Nebenwirkungen zu rechnen, gravierende Überdosierungen können Vergiftungserscheinungen und auch bei rezeptfreien Medikamenten schwere Organschäden nach sich ziehen.

Die Liste der nach Häufigkeit sortierten möglichen Nebenwirkungen gibt Auskunft über die Verträglichkeit eines Medikamentes und hilft abzuwägen, wie groß der Nutzen im Verhältnis zu möglichen Risiken ist. Außerdem können Anwender auf diesem Weg erfahren, ob beobachtete Symptome und unerwünschte Effekte möglicherweise auf einen speziellen Wirkstoff zurückzuführen sind, den man dann im Zweifel wechseln sollte.

Besonderes Augenmerk müssen Sie bei der Einnahme von Medikamenten auf die Liste der möglichen Wechselwirkungen und Ausschlusskriterien legen. Da jeder Wirkstoff im Körper biochemische Prozesse beeinflusst und meist durch Abbaufunktionen in der Leber metabolisiert und für die Ausscheidung vorbereitet wird, können unterschiedliche Substanzen sich gegenseitig beeinflussen. Meist bedeutet das, dass die Verarbeitung im Körper schneller oder langsamer vonstattengeht und dadurch höhere oder niedrigere Wirkstoffspiegel im Blut entstehen.

Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Effekt ist Johanniskraut. Die Pflanze zeigt im wissenschaftlichen Versuch nachweisbare Wirkung gegen Depressionen und Unruhezustände und ist als Phytotherapeutikum beliebt bei Menschen, die gern auf synthetische Psychopharmaka verzichten möchten. Häufig kommt es jedoch zu Lichtempfindlichkeit.

Darüber hinaus sorgt der enthaltene Wirkstoff Hyperforin dafür, dass in der Leber die Produktion von Abbauenzymen gesteigert wird. Diese sind ursprünglich dafür verantwortlich, Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen und leisten auch einen Beitrag zur Eliminierung von Medikamenten.

Die Enzyme Cytochrom P450 3A4 und Cytochrom P450 1A2 sind an der Verstoffwechselung einer Vielzahl von Substanzen beteiligt. Die gesteigerte Aktivität dieser Werkzeuge kann die Wirkung der Anti-Baby-Pille beeinträchtigen, HIV-Medikamente in ihrer Effektivität verringern oder sogar ganz ausschalten, einige Antibiotika hemmen und andere Antidepressiva beeinflussen.

Kombiniert man Johanniskraut dagegen mit bestimmten anderen Antidepressiva, so multipliziert sich die antidepressive Wirkung teils so stark, dass wiederum negative Effekte eintreten: Durch verstärkte Ausschüttung von Serotonin, einem Botenstoff im Gehirn, kann sogar ein lebensgefährliches Serotonin-Syndrom eintreten.

Diese eindrucksvolle Liste möglicher negativer Effekte gilt natürlich nicht für jedes Medikament und sollte Sie nicht in Panik versetzen, aber helfen, die möglichen Risiken von Wechselwirkungen zu erfassen.

Zuletzt noch ein Hinweis für Allergiker und Menschen mit Unverträglichkeiten: In vielen Medikamenten sind Zusatzstoffe enthalten, die z. B. die Lagerfähigkeit erhöhen oder die Resorption der Wirkstoffe im Körper verbessern sollen. Dazu gehören auch Bestandteile wie Lactose, die zahlreichen Menschen Probleme bereiten können. Wer schon beim Einkaufen darauf achtet und sich vom Apotheker bezüglich unerwünschter Begleitstoffe beraten lässt, hat nachher bei einem Notfall kein böses Erwachen, wenn er die Medikamente nicht verträgt.

Wie pflegt man seine Hausapotheke?

Es gibt zwei Grundregeln für die ordnungsgemäß eingerichtete Hausapotheke: Zuerst muss darauf geachtet werden, die Verfallsdaten nicht zu überschreiten. Chemische Stoffe sind nicht unbegrenzt unveränderlich lagerbar, sondern unterliegen Alterungsprozessen, die sich nicht ewig aufhalten lassen.

Zwar enthalten moderne Tabletten und Lösungen Hilfsstoffe, die die Haltbarkeit erhöhen sollen, aber beim Erreichen des Verfallsdatums ist nicht mehr gewährleistet, dass Wirksamkeit und eine möglichst geringe Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen erhalten bleiben.

Sollten durch Einnahme abgelaufener Tabletten gesundheitliche Probleme entstehen, haftet der Hersteller nicht mehr für die Schäden. Aus diesem Grund sollte sich jeder Haushalt angewöhnen, etwa einmal pro Jahr die Vorräte zu überprüfen, abgelaufene Präparate zu entsorgen und diese durch Neukauf zu ersetzen.

Manche Medikamente verlieren nach Anbruch schneller ihre Wirksamkeit. Also sollte bei allen Cremes, Flüssigzubereitungen und Salben gut lesbar notiert werden, wann die Packungen angebrochen wurden und wie das entsprechende Verfallsdatum lautet, um sie rechtzeitig austauschen zu können. Die Haltbarkeit nach Eröffnung des Präparates ist ebenfalls dem Beipackzettel zu entnehmen.

Foto: Steve Buissinne / pixabay

Medikamente können nur dann im Hausmüll entsorgt werden, wenn dieser in einer Müllverbrennungsanlage verwertet wird. Ob dies für Ihren Haushalt zutrifft, erfahren Sie z. B. auf Webseiten ihrer städtischen Müllabfuhr. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Medikamente zum Schadstoffhof oder Schadstoffmobil gebracht werden. Auch zahlreiche Apotheken nehmen Medikamentenabfälle an und kümmern sich als Service kostenlos um deren Entsorgung.

Hintergrund ist der Umstand, dass zahlreiche pharmakologische Wirkstoffe nur sehr langsam abgebaut werden und die Substanzen und ihre Abbauprodukte schädlich für die Umwelt sein können. So ließen sich Rückstände von Schmerzmitteln und Wirkstoffen der Anti-Baby-Pille in zahlreichen Oberflächengewässern nachweisen.

Um bis dahin die Stabilität der Medikamente zu garantieren, müssen diese außerdem trocken und dunkel gelagert werden. Optimal ist gerade in einem Haushalt mit Kindern ein verschließbarer Schrank, auch bei Haustieren wie Hunden oder Katzen müssen Halter darauf achten, dass diese keinen Zugang zu den medizinischen Vorräten haben. Stoffe, die für Menschen ungefährlich bzw. medizinisch wirksam sind, können bei anderen Lebewesen schwere Vergiftungen auslösen.

Bezüglich der trockenen Lagerung ist anzumerken, dass die häufig genutzte Lösung, Tablettenvorräte im Badezimmer aufzubewahren, damit ausgeschlossen ist. Die oftmals feuchte Badluft ist dazu ungeeignet.

Die zweite Grundregel betrifft die Verwendung angebrochener Packungen aus zurückliegenden ärztlichen Verordnungen. Insofern dies verschreibungspflichtige Medikamente betrifft, sollten ungenutzte Reste entsorgt werden. Rezeptpflichtige Medikamente sind mit größeren Risiken und potenziellen Nebenwirkungen behaftet, sodass deren Einnahme nur unter professioneller Anleitung durchgeführt werden sollte.

Besonders die Prüfung auf mögliche Unverträglichkeitsreaktionen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder organischen Funktionseinschränkungen (zum Beispiel Leberfunktionsstörungen) muss vom Fachmann vorgenommen werden. Daher unsere Empfehlung: Rezeptpflichtige Medikamente gehören nicht in die Hausapotheke und sollten nie ohne Rücksprache mit einem Arzt verwendet werden.

Weitere wichtige Regeln sollten ebenfalls eingehalten werden. Die Hausapotheke ist für die Nutzung durch meist mehrere Personen gedacht und sollte daher übersichtlich sortiert sein. Nicht nur verschreibungspflichtige Präparate sollte man auslagern. Auch Medikamente vom Tierarzt gehören hier nicht hinein!

Auch Reinigungsmittel und Chemikalien muss man getrennt von Medikamenten lagern. Bedenken Sie, dass Sie die Hausapotheke dann nutzen, wenn es Ihnen nicht gut geht, mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein und anderen Beschwerden leidet die Konzentrationsfähigkeit und die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, steigt.

Notfallnummern, Kontaktdaten gehören ebenfalls hierhin

Beginnen wir mit einem Detail, an das die meisten Menschen nicht sofort denken: Notfallnummern und Telefondaten von Ärzten und der nächsten Apotheke. Wenn es Ihnen schlecht geht, ist es gut, all dies an einer einfach zugänglichen Stelle parat zu haben. Im Stress eines Notfalls kann es sein, dass einem selbst die leichtesten Dinge entfallen. Dann ist es gut, auch die 112 wenigstens einmal notiert zu haben.

Sie werden dies höchstwahrscheinlich nie benötigen, aber: Besser man hat als man hätte.
Neben der Nummer Ihres Hausarztes ist auch die Nummer des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, des zahnärztlichen Bereitschaftsdienstes und des Apothekennotdienstes sinnvoll. Wer in einem Haushalt mit psychisch kranken Angehörigen wohnt, sollte auch Nummern von Ambulanzen oder dem lokalen Sozialpsychiatrischen Dienst einbinden.

Verbandsmittel

  • sterile Kompressen: diese helfen, Wunden keimfrei abzudecken; sobald kein ausreichend großes Pflaster vorhanden ist bzw. die Wunde für ein Pflaster zu stark blutet
  • Mullbinden: nie alleine auf Wunden aufbringen, sondern immer dazu nutzen, eine Kompresse zu fixieren
  • Verbandpäckchen: Kompresse fest verbunden mit einer Mullbinde; günstig für rasche Versorgung
  • Heftpflaster: dienen dazu, Kompressen direkt auf der Haut zu fixieren, helfen auch Mullbinden nach dem Verbinden zu befestigen
  • zum Wundverschluss kleinerer Verletzungen kann man einfache Pflaster (“Wundschnellverband”) oder Pflasterstrips (vor Verwendung auf richtige Größe zuschneiden) verwenden; aufklaffende Wundränder lassen sich mittels Wundverschlussstreifen (“Steristrips”) zusammenziehen
  • bei Armverletzungen zur Ruhigstellung: das Dreiecktuch
  • Verbandwatte ist heute eher unüblich, eignet sich aber sehr gut zum Auspolstern von Verbänden
  • Verbände lassen sich ebenfalls günstig mittels Sicherheitsnadeln oder Verbandsklemmen fixieren
  • Listerschere bzw. Verbandschere: Diese ist vorn abgewinkelt, damit man sie zum Aufschneiden unter eng anliegende Verbände schieben kann; die spezielle Form der Klingenspitzen vermeidet dabei Verletzungen; auch wichtig zum Zuschneiden bzw. Ablängen von Verbandsmaterial

Hausapotheke für Kinder und Säuglinge

Es gibt eine Reihe von Unterschieden, die bei einer Hausapotheke für Kinder beachtet werden müssen. Nicht nur die Dosierung ist bei vielen Medikamenten für Kinder anders als bei Erwachsenen, auch die Darreichungsform unterscheidet sich. Schmerzsaft oder -zäpfchen werden von den Kleinen wesentlich besser akzeptiert als Tabletten. Außerdem brauchen gerade Babys noch eine Reihe anderer Hilfsmittel wie zum Beispiel Salben gegen einen wunden Po.

Foto: Magyarorszag / pixabay

Da Kinder manchmal Dinge verschlucken, die für sie giftig sind, lohnt es sich oft, medizinische Kohle/ Aktivkohletabletten vorrätig zu haben. Diese sollten aber nur in Rücksprache mit dem Giftnotruf verabreicht werden. Im Körper hilft die Kohle dann, Giftstoffe zu binden und zu verhindern, dass sie im Darm resorbiert werden und so in die Blutbahn gelangen.

Und da wir den Giftnotruf schon erwähnt haben: Diese Telefonnummer kann genauso wie die Nummer des zuständigen Kinderarztes/ der Hebamme o.ä. in die Notrufnummern-Liste der Hausapotheke aufgenommen werden.

Medikamente

Selbstverständlich sind auch die Medikamente der Hausapotheke mit Vorsicht und Verantwortungsgefühl zu handhaben. Wer häufig zu pharmakologischen Präparaten greifen muss kann den Konsum eventuell durch ein beratendes Gespräch mit Arzt oder Apotheker reduzieren oder Ursachen für wiederkehrende Beschwerden identifizieren.

  • Mittel gegen Schmerzen und Fieber
  • Gel oder Salbe gegen Juckreiz, Sonnenbrand oder Insektenstiche
  • Brandsalbe
  • Gel oder Salbe für Sportverletzungen, Gelenkschmerzen
  • Lutschtabletten gegen Halsschmerzen
  • Mittel gegen Durchfall
  • mildes Abführmittel gegen Verstopfung
  • Medikamente für häufig wiederkehrende Probleme, unter denen sie individuell leiden: Herpescreme, Mittel für Regelbeschwerden, Sodbrennen o.ä.
  • bei Vorliegen von Allergien: ein freies Antihistaminikum

Weitere Hilfsmittel

  • digitales Fieberthermometer + Einweghüllen
  • Desinfektionsmittel für Oberflächen
  • Wunddesinfektionsmittel/ schleimhauttaugliches Desinfektionsmittel
  • Einmalhandschuhe
  • Zeckenzange
  • Pinzette zum Entfernen von Splittern
  • Kühlkompressen
  • Wärmflasche

Tees

Nicht nur Kindern kann man bei vielen Erkrankungen mit passenden Tees etwas Gutes tun. Auch Erwachsene holen sich mit passenden phytotherapeutischen Tees wirksame Hilfe ins Haus.

  • Erkältungstees bzw. Husten- und Bronchialtees: helfen beim Abschwellen von Schleimhäuten, wirken hustenlindernd
  • Schlaf- und Nerventees: gegen Anspannung und Aufregung, bei milden Schlafproblemen
  • Kamillentee: Allrounder, hilft sowohl bei Magen-Darm-Beschwerden, als auch als konzentrierter Aufguss für Zahn- und Zahnfleischprobleme, entzündungshemmend als Umschlag
  • Blasen- und Nierentee: fördert die Ausscheidung durch die Blase, bei Blasenentzündungen zum Durchspülen
  • Magen- und Darmtee: hier gibt es diverse Mischungen, je nach persönlichem Geschmack; niemand sollte sich zwingen Tee zu trinken, den er nicht mag, v.a. bei Übelkeit
  • Elektrolyte zum Ausgleichen von Flüssigkeitsverlust

Noch ein Wort zur Krisenvorsorge

Das Thema Prepping hat in Deutschland einen leider sehr politischen Anstrich. Wenn man allerdings die ideologischen Teile beiseitelässt, steckt dahinter der Versuch, sich angemessen für Krisen vorzubereiten. Das können zum Beispiel auch Umweltkatastrophen sein, die bei uns regelmäßig eintreffen. Für diesen Fall ist es wichtig, die Hausapotheke krisensicher zu machen, d. h. Vorkehrungen zu treffen, diese rasch in einen wasserdichten Behälter überführen zu können und beim Verlassen des Hauses mitnehmen zu können.

Die Zusammensetzung einer Apotheke für die Krisenvorbereitung ändert sich indes nicht: Wer den Empfehlungen des Bundesamtes für Katastrophenschutz folgt, überprüft seine Vorräte regelmäßig, hält die Hausapotheke vollständig und gemäß der Haltbarkeitsdaten frisch. Auch und gerade im Fall von Krisen ist zu beachten, dass man ohne ärztliche Unterstützung keine rezeptpflichtigen Medikamente ohne Verordnung einnehmen sollte. Für den Fall, dass bei diesen unerwünschten Nebenwirkungen oder andere Probleme eintreten, stünde in der Krise sonst kein passender Ansprechpartner zur Verfügung.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar