Dass ich das noch erleben darf! Und ich dachte schon, noch ehe die alte Ilse die Hufe an die Decke schlägt, kommt noch nicht einmal ein Quentchen des Sprüchleins "Unrecht Gut, gedeiht nicht gut." in der Realität vor. Gut - vom Hunger auf der Welt hat der flotte Banker nicht gerade erzählt und die eigenen Taschen dürfte er randvoll haben. Aber Freude kommt doch auf, wenn man Anshu Jain sagen hören darf: "So etwas wie die Unternehmenskultur kann man nicht über Nacht ändern, aber zweifeln Sie nicht an unserem absoluten Bekenntnis, dies zu erreichen." Was für eine unerhörte Winselei und das auch noch in biblischer Tonart.

Hat da wer “Bekenntnis” gesagt? Lesen wir doch mal flotterdings gegen: “Weh dem, der sein Gut mehrt mit fremden Gut! Wie lange wird’s währen?” (Habakuk 2,6). Da fliegt einem doch der letzte Keks aus der Dose – ist da noch Hoffnung im zinslosen Christentum, wo sonst Profit und geplatzte Hauskredite waren? Wird die Bank auf einen Teil ihrer Umsatzzinsrenditeerwartung verzichten und sich mit indischer Gelassenheit wieder den Menschen zuwenden? Wird Jain eine weltweite Börsenumsatzsteuer in namhafter Höhe ins Gespräch bringen, sich mit aller geballter Bankenmacht für Entwicklungshilfe ohne Verschuldung einsetzen? Wird es nie wieder Werbung für Investmentfonds für Grundnahrungsmittel auf papiernen Brottüten geben?

Nein, nein – wenn der Börsen-Fahrstuhl endlich mal rasant nach unten fährt und dann noch auf dem Kabinendach der unerbittliche Bulle mit der Wumme lauert, steigt einfach der Blutdruck im Schädel und so mancher hat Visionen. Bei Jain die einer moralischen deutschen Bank – verbunden mit einem Spruch eines Junkies kurz vor dem letzten Schuss. Wir werden uns ändern, bitte, bitte glaubt das doch – es wird alles bunt, schön und großartig (an der Börse).

Und das Bild war für mich zuviel für heute.

Immer wenn ich das Lachen rein von der Luft her nicht mehr schaffe, reiße ich den Duschvorhang von der Stange, und rolle mich, in eine Papiertüte atmend, darin ein und gehe so meine Nachbarn besuchen. Das ist das letzte, was nach so einem Statement noch hilft. Apropos Hilfe, die SMH ist bereits im Anmarsch. Die Jagd in den USA, Großbritannien und seitens der BaFin ist eröffnet, Strafen in irrwitzigen Höhen drohen – es gilt einen kapitalen Bock zu schießen. Und das – man halte sich fest – in Zeiten schwächelnden Investmentbankings bei Ackermanns Restebude.

Meine Nachbarn wissen nun zumindest, dass ich seit Neuestem einen Vorhang mit kleinen, kotzenden Elefanten habe. Lag bei KIK im Wühltisch, schlechtes Gewissen inklusive. Konnte ich mir dennoch leisten, seit ich meinen Dispo hab sperren lassen und die Steinchen unterm Kissen liegen. Jain wir kriegen Dich und Deinen ganzen bigotten Haufen! Ich jedenfalls gebe mein Bestes. Bloß eben nicht mehr auf Deine Konten. Die sind mir einfach zu schmuddelig. Man sieht sich im Fahrstuhl nach unten.

Da steht ein Teil der Nachricht

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutsche-bank-jain-und-fitschen-spielen-auf-zeit-a-944489.html

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