Die Verhältnisse vor dem Bundesligaspiel des einheimischen SC DHfK Leipzig gegen Handball Balingen-Weilstetten schienen klar. „Es ist unsere Pflicht, gegen einen Gegner, der in der Tabelle hinter uns liegt, zwei Punkte zu holen“, sagte Chefcoach Rúnar Sigtryggsson vor dem Match. Obendrein hatten die „Gallier von der Alb“ das wichtige Heimspiel gegen Wetzlar verloren. Schlussendlich wurden die Pflicht und die Erwartungen der Experten erfüllt. Die Leipziger gewannen das Kampfspiel mit 26:25 (14:8) Toren denkbar knapp.

Sowohl die Gastgeber als auch die Gäste begannen die Begegnung mit mehreren technischen Fehlern. Die körperkulturellen Handballer konnten im dritten Positionsangriff zum ersten Mal treffen und daraufhin mit 3:0 Toren davonziehen. Daraufhin schaffte Jonas Schoch – im Alleingang – das zwischenzeitliche 3:3. So startete das Bundesligaspiel nach neun Minuten praktisch neu.

In der Folgezeit bestimmten die einheimischen Handballer das Geschehen in der QUARTERBACK Immobilien ARENA klar. Marko Mamic formte die Abwehr zu einem regelrechten Bollwerk. Außerdem sorgten Matej Klíma, Viggó Kristjánsson und Oskar Sunnefeldt für die entsprechenden Tore aus dem Rückraum. 8:4, 11:6, 13:7. „Wir haben eine sehr gute Halbzeit gespielt“, fasste Sigtryggsson die Leistung zusammen.

Allein Mohamed El-Tayar schien sich seinen ehemaligen Kollegen entgegenzustemmen. Der Balinger Torwart aus Ägypten hielt einen Siebenmeter, einen schnellen Gegenangriff und einige Würfe aus dem Rückraum. So wurden die Seiten bei einem dennoch sehr deutlichen 14:8 gewechselt.

Allerdings schienen die „Gallier von der Alb“ in der Kabine in den Zaubertrank gefallen zu sein. Sie griffen in der zweiten Halbzeit durchgehend mit einem siebten Feldspieler an, stellten die grün-weiße Abwehr vor große Probleme und schafften ruckzuck das Anschlusstor. Leo Prantner erzielte von Rechtsaußen das 17:16 aus Gastgebersicht.

Zwar konnten die Leipziger durch eine notwendige Auszeit und eine defensivere Abwehr den freien Fall aufhalten, doch die Balinger schafften sowohl den Ausgleich als auch die Führung, alles unter erschwerten Bedingungen, denn Jerome Müller hatte zuvor eine Zeitstrafe erhalten. Der Zwischenstand lautete 22:23 bzw. 23:24 und eine große Überraschung schien greifbar, denn es waren nur noch dreieinhalb Minuten zu gehen.

Die Leipziger ließen in dieser Phase ihr Zusammenspiel vermissen, versuchten das Geschehen mit Einzelaktionen zu drehen und scheiterten immer wieder am Balinger Bollwerk oder Torwart El-Tayar. Dafür hatten Oskar Sunnefeldt und Matej Klíma in der ultimativen Schlussphase die nötige Entschlossenheit. Erst markierte Sunnefeldt das 24:24 und 25:24 im Doppelpack. Dann erzielte Klíma unter Druck – die beiden Schiedsrichter hatten passives Spiel signalisiert und einen allerletzten Pass gestattet – das entscheidende 26:24 dreißig Sekunden vor Schluss. Für HBW-Trainer Jens Bürkle die entscheidende Szene in diesem Spiel.

Der Endstand lautete 26:25. Die Leipziger konnten ihr drittes Heimspiel in der laufenden Saison gewinnen, das Abrutschen ins letzte Tabellendrittel vermeiden und einen einstelligen Tabellenplatz belegen. So gehen die DHfK-Männer mit einem wichtigen Erfolgserlebnis in die Länderspielpause.

Jens Bürkle (Trainer HBW Balingen-Weilstetten):

„Wir hatten am Anfang einige Schwierigkeiten gegen die kompakte Abwehr von Leipzig und lagen zur Halbzeit – trotz sieben Feldspieler – klar zurück. Doch nach dem Seitenwechsel haben wir zielstrebiger und ruhiger gespielt, sind schließlich in Führung gegangen. Ich habe den einen Freiwurf als Entscheidung gesehen, die Leipziger hatten nur noch diesen Wurf, den unser Torwart durch die Beine rutschen ließ. Wir haben das eine oder andere komische Tor kassiert. Es war wirklich ein enges Spiel, doch die Leipziger haben verdient gewonnen, sie lagen ja meistens vorn.“

Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):

„Wir haben in der Saison solche knappen Spiele schon verloren, doch dieses Mal nicht, das ist das Positive. Wir hatten in der ersten Halbzeit ja gegen sieben Feldspieler eine sehr gute Quote. Doch in der zweiten Halbzeit hatten wir leider nicht mehr die Einstellung, waren zu passiv und ich habe auch Führungspersönlichkeiten vermisst. Zum Glück hat Oskar Sunnefeldt in der entscheidenden Phase viel Verantwortung übernommen und getroffen. Was heute zählt sind die zwei Punkte. Wir haben in den letzten fünf Spielen sieben Punkte gewonnen und stehen jetzt zum ersten Mal auf einem einstelligen Tabellenplatz. Jetzt geht es darum, in der oberen Tabellenhälfte zu bleiben.“

SC DHfK Leipzig gegen HBW Balingen-Weilstetten 26:25 (14:8)

Torfolge: 2:0, 3:3, 8:4, 12:6, 14:8, 15:13, 17:16, 20:20, 22:23, 23:24, 26:25

SC DHfK Leipzig: Domenico Ebner (1 Parade), Kristian Sæverås (5 Paraden); Andri Rúnarsson, Lukas Binder 1, Matej Klíma 6, Marko Mamic, Staffan Peter 2, Moritz Preuss 2, Oskar Sunnefeldt 6, Maciej Gebala, Tim Matthes, Franz Semper 1, Mika Sajenev, Viggó Kristjánsson 8/3

HBW Balingen-Weilstetten: Mohamed El-Tayar (12 Paraden), Mario Ruminsky (0 Paraden); Nikola Grahovac 3, Filip Vistorop 2, Csaba Leimeter 2, Leo Prantner 3, Elias Huber, Daniel Ingason 1, Oddur Gretarsson 2/2, Jerome Müller 3, Jona Schoch 4, Lukas Saueressig, Patrick Volz 3/1, Tobias Heinzelmann 2

Siebenmeter Leipzig 4/3; Balingen 4/3

Strafzeiten: Leipzig 2 Min; Balingen 10 Min

Paraden: Leipzig 6; Balingen 12

Technische Fehler: Leipzig 12; Balingen 13

Zuschauer: 4.252 in der QUARTERBACK Immobilien ARENA

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