"Natürlich sind 20 Medizinstudenten in Pécs in Ungarn nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag Kerstin Lauterbach: Ich begrüße auch außerordentlich, dass junge Menschen mit hoher sozialer Eignung und Interesse studieren dürfen und nicht nur auf den Einser-Notendurchschnitt geschaut werden muss.

Warum bilden wir jedoch nur 20 Hausärzte aus? Sie kommen nach Abschluss ihres Studiums hoffentlich nach Sachsen zurück. Der Bedarf wird immer größer. Der Landarzt verschwindet von der Bildfläche des dörflichen Lebens.

Für mich ist es weiterhin eine offene Frage, ob tatsächlich unsere beiden medizinischen Fakultäten an den Unis in Leipzig und Dresden nicht in der Lage sind, weitere qualifizierte Ärzte als Fachärzte für Allgemeinmedizin auszubilden.

Die Sorgen und das Misstrauen des Hausärzteverbandes kann ich durchaus verstehen. Es ist gerade für junge Menschen schwer, noch vor Beginn ihres beruflichen Werdeganges sich festzulegen, was genau ihre spätere Tätigkeit sein soll. Das Risiko, sich frühzeitig festlegen zu müssen, bei Strafe das gesamte Stipendium zurückzahlen zu müssen, ist hoch.

Das Studium im Ausland zu Lasten der ärztlichen Honorare sehe ich nur als einen kleinen Mosaikstein zur Bekämpfung des Ärztemangels an. Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen werden in den nächsten Jahren jährlich 35 Hausärzte aus Altersgründen ihre Praxis schließen. Viele Hausärzte, die viele Jahre gut für ihre Patienten gesorgt haben, finden keinen Nachfolger. Das heißt: Patienten sind auf der Suche nach einem neuen Hausarzt, müssen weitere Wege und längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Oder ihnen bleibt nur die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses. So kann aber die medizinische Grundversorgung der Zukunft nicht aussehen. Der medizinische Sicherstellungsauftrag ist generell gefährdet. Die kassenärztliche Vereinigung kann ihn nicht mehr länger gewährleisten.

Deshalb begrüße ich auch den Vorschlag, bei zu langen Wartezeiten auf einen Arzttermin prinzipiell auch Zugang zu den Krankenhausärzten zu haben, so wie zurzeit bei den Verhandlungen um die neue Regierungsbildung diskutiert wird.”

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