Attac nimmt Ikea aufs Korn: In einem 30-seitigen Dossier, das am heutigen Donnerstag erscheint, dokumentiert das globalisierungskritische Netzwerk die Steuertricks des schwedischen Konzerns (http://kurzlink.de/Ikea_Dossier). Für den 12. April haben die Globalisierungskritiker zudem Protestaktionen bei Ikea-Einrichtungshäusern in mehreren europäischen Städten angekündigt.

“Bei Ikea findet man alles, was in Handbüchern für internationale Konzerne zur Steuervermeidung beschrieben wird. Was Amazon, Starbucks, Apple und Google heute praktizieren, hat Ikea vor dreißig Jahren erfunden”, sagte Karl-Martin Hentschel von der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe Steuern und Finanzmärkte. “Wir sollen bei Ikea an faire Preise und ein jugendliches Image denken – tatsächlich hat der Konzern eine komplexe Struktur entwickelt, um Gewinne gezielt aus Ländern mit höherer Besteuerung abzuziehen.” So sitzt die Konzernmutter in den Niederlanden, die eigene Bank in Luxemburg, eine Stiftung, die das Privatvermögen des Gründers verwaltet, in Liechtenstein, und es gibt unter anderem Töchter auf Curacao und den British Virgin Islands. Ikea-Patriarch Ingvar Kamprad selbst zog bereits vor Jahrzehnten in die Schweiz.

Für das Dossier hat Attac recherchiert, wie sich die verzweigte Ikea-Firmenstruktur heute darstellt und welche Möglichkeiten, Gewinne zu verschieben, sich aus ihr ergeben. Allein Ikea Deutschland überweist jährlich mehr als 60 Millionen Euro an Lizenzgebühren an eine Gesellschaft namens “Inter Ikea Systems” in den Niederlanden, die formal von den Möbelmärkten unabhängig ist, aber ebenfalls der Familie Kamprad gehört.

Karl-Martin Hentschel: “2012 hat Kamprad mit einem regelrechten Coup die Ikea-Markenrechte für neun Milliarden Euro an die Inter Ikea Systems verkauft. Dafür lieh er der Firma in den Niederlanden das nötige Geld dazu. Im Gegenzug überweist Inter Ikea Systems jedes Jahr eine halbe Milliarde Euro an Zinsen an eine Liechtensteiner Familienstiftung der Familie Kamprad. So landet ein großer Teil der Gewinne von weltweit über 400 Möbelmärkten und -fabriken unversteuert in Liechtenstein.”

Wut auf Steuervermeider in Portugal riesig

Mit zeitgleichen Aktionen bei Ikea-Filialen und anderen Steuervermeidern am 12. April wollen Attac-Aktive in Portugal, Österreich, Frankreich, Norwegen, Irland und Deutschland auf die milliardenschweren Steuertricks des Möbelhauses und anderer Konzerne aufmerksam machen und konsequente Maßnahmen dagegen einfordern.

“In Portugal ist die Wut der Menschen riesig”, berichtete Jutta Sundermann von der Attac-Kampagne Konzernbesteuerung. “Die Bürgerinnen und Bürger leiden unter der Krise – und wissen, dass alle zehn größten Unternehmen des Landes aus Steuergründen ihren Hauptsitz formal in die Niederlande verlegt haben, eine der europäischen Super-Steueroasen für Konzerne. Ikea ist nur ein Beispiel, an dem wir in mehreren Ländern gleichzeitig zeigen wollen, wie dringend es ist, dieser Trickserei einen Riegel vorzuschieben.”

Attac fordert umfassende Maßnahmen, um die Steuervermeidung der Konzerne zu unterbinden und Steueroasen auszutrocknen. Das Netzwerk setzt sich unter anderem für eine Gesamtkonzernsteuer ein, die durch eine zusammengefasste Bilanz aller Konzernteile das Verschieben von Gewinnen in andere Länder wirksam unterbinden würde.

Das Dossier “Ein Dschungel namens Ikea”:
http://kurzlink.de/Ikea_Dossier

Originallink:
www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/konzernbesteuerung/Fotos/Recherche_IKEA.pdf

Weitere Informationen:
www.attac.de/steuertricks

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