Am kommenden Donnerstag steht der Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke zur "Einführung eines Gedenktages zum Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus am 8. Mai 1945" (Drucksache 6/1094) auf der Tagesordnung des Landtages. Angestrebt wird eine Änderung des Gesetzes über Sonn- und Feiertage im Freistaat Sachsen, um neben Volkstrauertag und Totensonntag auch den 8. Mai als Gedenktag einzuführen - als Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus. Eine solche Initiative hatte die Fraktion bereits in der zurückliegenden Legislaturperiode gestartet.

Dies kommentiert der Kulturpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke, Franz Sodann: Vor 70 Jahren schwiegen endlich die Waffen in Europa. Anlässlich dieses Jubiläums setzen wir uns erneut dafür ein, den 8. Mai zum Gedenktag zu erklären. Das würde dazu beitragen, die Erinnerung an die Opfer von Rassenwahn und Völkermord wachzuhalten – und ebenso die an die Befreier, die dem Grauen ein Ende machten. Das alles ist auch notwendig, weil der 8. Mai der “Dreh- und Angelpunkt und das entscheidende Moment in der Geschichte des 20. Jahrhunderts” war, wie der britische Historiker Eric Hobsbawm schrieb. Als solcher soll er nicht mit anderen Anlässen konkurrieren. Die Hölle braucht mehrere Gedenktage.

Demokratinnen und Demokraten kämpften vor allem mit der extremen Rechten jahrzehntelang um die Deutungshoheit: War der 8. Mai der Tag der Befreiung oder der Niederlage? Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat in seiner Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes klargestellt: “Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft”. Trotz dieser wirkungsvollen Worte gilt es auch weiterhin, allen zu widersprechen, die die historische Bedeutung des Befreiungstages relativieren oder umdeuten wollen, indem sie ihn dem historischen Kontext entreißen. Der 8. Mai 1945 ist undenkbar ohne den 30. Januar 1933. Frieden kann nur schaffen und sichern, wer die Ursachen von Krieg und Grauen richtig analysiert.

Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und in anderen europäischen Staaten wird der 8. Mai längst per Gedenktag gewürdigt. Sachsen sollte schnellstens nachziehen. Ich hoffe, dass es in dieser Wahlperiode und 70 Jahre nach der Befreiung endlich gelingt, diesem wegweisenden Ereignis einen Gedenktag zu widmen. Der 8. Mai soll im kollektiven Gedächtnis als Tag der Hoffnung und des Friedens verankert bleiben.

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