Siegfried Schlegel, Fraktionssprecher für Stadtentwicklung und Bau, fordert den Oberbürgermeister auf, Stadtratsbeschlüsse und Festsetzungen des Bebauungsplanes zu den Höfen am Brühl umzusetzen. Im Ergebnis eines breiten Beteiligungsprozesses mit Architektenwettbewerb, Bürgerforen, Gutachten und Bebauungsplanverfahren beschloss der Stadtrat den Städtebaulichen Vertrag, dessen fester Bestandteil die Willkommens- und Goethe-Leuchtreklame ist, ebenso wie auch die Alu-Fassade am Westende oder die Wiedereinrichtung der Plauenschen Straße. Sie war bereits beim Investorenwettbewerb 2005/2006 ein eingeschlagener Pflock.

Es gibt keine Veranlassung, die „Entscheidungsträgheit“ des Oberlandesgerichtes zu tolerieren. Im Gegensatz zur ständig wachsenden Zahl von Hotelgästen ist das Management des Leipziger Marriot-Hotel offensichtlich noch nicht in Leipzig angekommen. Den Standort im Stadtzentrum in Nachbarschaft zum Hauptbahnhof hat sich die Marriott-Gruppe zu einer Zeit selbst gewählt als die Visitenkarte Leipzigs mit der mehrsprachigen Leuchtschrift „Willkommen in Leipzig“ an dieser Stelle schon Jahrzehnte existierte.

Als ein von unmittelbarer Straßenbeleuchtung Betroffener komme ich nicht auf die Idee, von der Stadt die Entfernung der ca. 1 m vor meinem Wohnzimmerfenster strahlenden Straßenleuchte zu fordern, weil dies funktional der richtige Standort ist. Seit Jahrzehnten ist es stattdessen üblich, am Fenster ein Rollo anzubringen oder einfach einen Vorhang zuziehen. Nicht auszudenken, wenn ein Hotelgast mitten in der Stadt auf dem Balkon schlafen will und die Straßenbahn stört. Dann müsste vielleicht die Bimmel unter die Erde verlegt und die Bürgersteige hochgeklappt werden. Dabei betreibt auch das Marriott-Hotel – wie in Leipzig üblich und von der Stadt sogar gewünscht – selbst Leuchtreklame. Durch große Fenster laden beleuchtete Gemeinschaftsräume des Hotels ein.

Es bedarf wohl kaum erst der Feststellung durch ein Oberlandesgericht, dass es in Leipzig seit 1701 die Straßenbeleuchtung gibt und Leuchtreklame seit über 100 Jahren zum attraktiven Straßenbild der Messestadt gehört. Man kann der Marriott-Gruppe nicht einmal empfehlen, das Hotel in den dunklen Schwarzwald zu verlegen, da inzwischen Gerichte festgestellt haben, dass Kuhglockengeläut zu Gebirgsdörfern gehört.

Wenn über Kompromisse geredet werden soll, können diese nur einseitig guter Wille der Stadt sein. Sie können lediglich eine zeitliche Begrenzung oder ein Dimmen der Leuchtstärke in den Nachtstunden sein. Selbst Goethe war in seiner Herberge auf dem heutigen Standort der Höfe am Brühl zufrieden. Sonst hätte er bestimmt nicht den Spruch „Mein Leipzig lob’ ich mir“ geprägt. Warum sollen dann nicht Hotelgäste als Gute-Nacht-Gruß „Willkommen in Leipzig“ mehrsprachig lesen können?

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