Es ist in gewisser Weise ein historischer Moment: Am Montag, dem 28. April, wird das letzte Teil des großformatigen Wandgemäldes von Michael Fischer-Art, das zwischen Brühl und Richard-Wagner-Straße 15 Jahre lang auf einer riesigen Wandfläche zu sehen war, an der Brühl-Seite in Leipzig abgenommen. Michael Fischer-Art will vor Ort sein und die letzte Schnittarbeit selbst übernehmen.
Das Wandgemälde wurde 2009 anlässlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls geschaffen – als farbenfrohes und unübersehbares Zeichen für Demokratie, Frieden und Freiheit. Über 15 Jahre lang war es ein markanter Bestandteil des Leipziger Stadtbilds und eine schon vom Hauptbahnhof aus sichtbare Erinnerung an die Friedliche Revolution.
Während auf der Brache davor in den letzen Monaten der Baukörper für zwei neue Hotels hochgezogen wurde, wurde das Wandbild von Fischer-Art Stück für Stück gesichert und abgenommen.
Die Sicherung des Wandbildes war ein enorm aufwendiger Prozess, der über sechs Monate in Anspruch nahm. Jedes Segment wurde in reiner Handarbeit mit der Säge aus dem Beton gelöst – mit größter Sorgfalt, um die Kunst dauerhaft zu bewahren.
Aber das Riesengemälde wird nicht an anderer Stelle neu angebracht. Es wird vielmehr in kleine Formate geteilt und auf Aluminiumplatten aufgebracht und im Rahmen des von Fischer-Art initiierten Projekts „Kunstfreiheit“ an Sammler/-innen auf der ganzen Welt verkauft.
Informationen zu dieser Aktion findet man hier.
Im Rahmen des Projekts wurden nicht nur Wandstücke verkauft – ein Teil der Erlöse floss auch in Projekte für Kinder“, teilt der Künstler mit.
„So konnten unter anderem kreative Mitmachaktionen und Veranstaltungen ermöglicht werden, bei denen Kinder selbst künstlerisch aktiv wurden. Kunstfreiheit steht damit nicht nur für den Erhalt von Erinnerung, sondern auch für die Förderung von Kreativität und gesellschaftlichem Miteinander.“
„Kunstfreiheit ist mehr als der Erhalt eines Wandgemäldes“, meint Michael Fischer-Art. „Es ist die bewusste Entscheidung, Erinnerung sichtbar zu halten. Jedes Teil ist ein Stück Geschichte, das weitergetragen wird.“
Also quasi ein Stück Erinnerung an die Friedliche Revolution, die man sich an die Wand hängen kann. Und natürlich eine Erinnerung an Leipzigs größtes Wandgemälde, das nun nach 15 Jahren wieder aus dem Stadtbild verschwunden ist.
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Es gibt 4 Kommentare
Ich versteh nicht was man mit so kleinen Stücken machen soll, nicht mal zum Tapezieren geeignet
Oh man, jetzt darf man die Entenhausen-hafte Kunst von Fischer-Art nur noch in allen möglichen Arztpraxen in Leipzig bewundern. Das “Einheitsdenkmal” war ja auch eher eine Selbstzuschreibung des Künstlers. Wenn die drei Schriftzüge auf dem Gemälde nicht wären, die den Bezug zu den Montagsdemos quasi mit dem Zaunsphahl herstellen, könnte man es auch für die Illustration der Love Parade, des CSDs, Karnevalsumzug oder sonst irgendeiner sommerlichen Versammlung halten.
Ich habe kein Problem damit, da das Bild auch Geschichtsverfälschung beinhaltete. Siehe Mündungsfeuer der Soldaten. Ich kann mich an keine Schüsse während der friedlichen Revolution erinnern.
Privatisierung ist also Freiheit. Tolles neues Framing. Na immerhin geht ein Teil dieser Enteignung ja an wohltätige Einrichtungen die nicht nötig wären, wenn das Wohl umd die Bedürfnisse von Menschen im Mittelpunkt der Gesellschaft stünden.